Spezial zu Partnerschaft und Ehe: Die Gefahren des Alltags

In Respekt und Zuneigung während des alltäglichen Umgangs miteinander scheint tatsächlich das Geheimnis einer dauerhaft glücklichen Paarbeziehung zu liegen. Das bestätigen viele wissenschaftliche Untersuchungen unabhängig voneinander. Doch was lässt dennoch viele Paare im Alltag Schiffbruch erleiden? Aus Studien, in denen Ehepaare über lange Zeit beobachtet und befragt wurden, können nun spezifische Verhaltensweisen abgeleitet werden, die ein Scheitern der Ehe vorhersagen.

Trennung und Scheidung sind schon lange keine Seltenheit mehr: Fast die Hälfte der in Deutschland geschlossenen Ehen werden bereits nach wenigen Jahren wieder geschieden. Fragt man nach den Gründen, hört man oft die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Sicher: materielle Abhängigkeit und Ansehensverlust zwingen heute immer seltener dazu, deshalb zusammen zu bleiben. Wurden Ehen aber früher aus diesen Gründen aufrecht erhalten, bedeutete das noch lange nicht, dass die Partner auch glücklich miteinander waren. Zum Zeitpunkt der Eheschließung sind die Partner noch davon überzeugt, dass ihre Beziehung Zukunft haben wird. Wo aber liegt der Unterschied zwischen Paaren, die es schaffen, dauerhaft miteinander glücklich zu sein und solchen, die schon nach kurzer Zeit scheitern? Forscher der Universität in Washington entdeckten Verhaltensweisen, anhand derer sie diesen Unterschied erkennen können.

 

Die vier Vorboten des Scheiterns

Dr. Janice Driver und ihre Kollegen der Universität in Washington trugen Ergebnisse aus dreißig Jahren Forschung zusammen, in denen über 300 Paare regelmäßig befragt wurden. Durch die Auswertung dieser Ergebnisse konnte das Forscherteam spezifische Verhaltensweisen ausmachen, die sie als die „Vier Vorboten des Scheiterns“ bezeichneten. Ihre Ergebnisse lassen erkennen, dass eine Scheidung mit 94%-iger Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden kann, wenn alle dieser Vorboten bei den Partnern zu erkennen sind.

 

Persönliche Kritik

Persönliche Kritik, die global und als persönlicher Angriff formuliert wird, ist der erste dieser „Vorboten“. Das bedeutet nicht, dass man alles hinnehmen muss, was am Verhalten des Partners/der Partnerin stört. Konstruktives Feedback jedoch und sachliche Kritik wirken sich auf die Paarbeziehung auf Dauer stets positiv aus. Insbesondere, wenn sie nicht auf die gesamte Persönlichkeit, sondern auf spezielle Verhaltensweisen abzielen. Ist Kritik aber als Anschuldigung formuliert („Du bist so vergesslich!“) und beinhaltet sie globale Formulierungen wie „immer“ oder „nie“, führt sie zu einer Eskalation der negativen Emotionen, und die Partnerschaft nimmt langfristig Schaden.

 

Geringschätzung

Geringschätzende Bemerkungen, Sarkasmus, beißender Spott oder Beleidigungen tun keiner Beziehung gut. Sie sind das Gegenteil von Respekt und Zuneigung, den Qualitätsfaktoren guter Beziehungen. Stattdessen stehen sie für Empörung, Abscheu und Verachtung gegenüber dem Partner. Gleichzeitig verhindern sie die Chance zu versöhnlichen Schritten nach einem Streit. Taucht also dieser „Vorbote“ in einer Beziehung auf, ist diese stark gefährdet.

 

Rechtfertigung

Sich bei einer Anschuldigung oder selbst bei einem konstruktiven Feedback zunächst zu rechtfertigen ist ein weit verbreiteter Automatismus. Fatalerweise bewirken gerade Rechtfertigungen die Eskalation negativer Gefühle. Dr. Driver und ihre Kollegen raten daher, statt auch noch direkt zum Gegenangriff überzugehen und sich damit vor Angriffen und persönlicher Verantwortungsübernahme abzuschirmen, die Argumente des Gegenübers erst einmal anzuhören und sich damit vorzustellen zu können, wie sich der Partner gerade fühlt.

 

Abblocken

Manche Menschen tendieren dazu, bei einem Streit irgendwann „abzuschalten“: In der Hoffnung, der Partner werde sich bald wieder von allein beruhigen, versuchen sie sich zu schützen, indem sie gar nicht mehr zuhören, dem/der PartnerIn nicht mehr in die Augen schauen und weder verbal noch nonverbal reagieren. Ab diesem Moment ist selbst konstruktive Kritik wirkungslos, verpufft. Eine solche Situation fordert von beiden Partnern Fingerspitzengefühl: Abblocken gilt nicht, allein der Anstand gebietet es, seinem Partner weiterhin zumindest zuzuhören. Geht auch das nicht, ist es zielführender, wenn der Souveränere von beiden dieses situative Kommunikationsdesaster als solches erkennt und vorschlägt die Diskussion vorerst besser zu vertagen.

 

Der Umgang mit Konflikten erweist sich als ein entscheidender Faktor, der zum Gelingen, aber auch zum Scheitern einer Partnerschaft führen kann. Sollten Konflikte daher besser vermieden werden, um den Alltag möglichst harmonisch zu gestalten? Für manche Menschen ist die Antwort: Ja. Für die Mehrzahl jedoch muss die Antwort anders lauten. Wie genau, das wird der nächste Blog-Eintrag erklären.

 

Quelle:

Driver, J., Tabares, A., Shapiro, A., Nahm, E. Y., Gottman, J. (2003). Interactional patterns in marital success and failure: Gottman laboratory studies. In F. Walsh (Ed.) Normal family process: Growing diversity and complexity (3rd ed., pp. 493-513) New York: Guilford Press.

Spezial zu Partnerschaft und Ehe: Was kennzeichnet glückliche Paare?

Das verflixte vierte Jahr: Vielen Paaren stellen sich gerade in diesem Zeitraum besondere Herausforderungen, denn die körpereigenen Glücks- und Bindungshormone sinken dann auf ihren tiefsten Stand. Haben es die Partner jedoch bis zu dieser Zeit geschafft, ihre Beziehung auf ein festes Fundament zu stellen, könnte das Erhoffte gelingen, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein. Interviews, die Forscher mit älteren und glücklich verheirateten Paaren geführt haben, offenbaren, wie.

Sehr oft konzentrieren sich Forschung und auch Lebensratgeber auf spezielle Fehler, wodurch sich Menschen unzufrieden in ihrer Partnerschaft fühlen und die Beziehung letztlich daran scheitern lassen. Oft werden biologische Prozesse, wie z.B. das Absinken der Hormone Dopamin und Oxytocin für Schwierigkeiten verantwortlich gemacht und die Folgen daraus geradezu als unvermeidlich erklärt.

Ein Beispiel: In einer Studie zum Thema sexuelle und emotionale Eifersucht kommen Forscher zu dem Schluss, dass heterosexuelle Männer ein wesentlich größeres Problem mit sexueller Untreue ihrer Partnerinnen haben, während bei Frauen die emotionale Untreue ihrer Partner zu Eifersucht führt. Als Grund wird hierfür die biologisch begründete Verunsicherung des Mannes angegeben, ob er dann nun wirklich der genetische Vater potentiellen Nachwuchses wäre. Die Frau fürchtet eher die Gefahr, die Position der first lady bei ihrem Partner zu verlieren.

Diese evolutionspsychologischen Herleitungen erscheinen zwar oft sehr plausibel, sind aber einerseits nicht beweisbar und können andererseits diese biologischen Mechanismen nicht einfach auflösen, nur weil man sie jetzt zu kennen glaubt. Der Alltag beweist jedoch: Menschen müssen diesen Mechanismen nicht hilflos ausgesetzt bleiben.

 

Interaktionsmuster als Kennzeichen glücklicher Paare

In einer alternativen Herangehensweise konzentrierten sich Dr. Janice Driver und ihre Kollegen der Universität in Washington auf Merkmale, die glückliche Paare kennzeichnen. In der Hoffnung, Möglichkeiten zu entdecken, wie Menschen über Jahre hinweg glücklich miteinander sein können, lag ihr Fokus auf alltäglicher und nicht konfliktgeprägter Kommunikation. Tatsächlich konnten sie in Langzeitstudien verschiedene Faktoren ausmachen, wann die Partnerschaft auf Dauer als glücklich empfunden wurde.

 

Zuwendung

Einer der wichtigsten dieser Faktoren scheint das zu sein, was Dr. Driver und ihre Kollegen als „Zuwendung innerhalb partnerschaftlicher Interaktion“ bezeichneten. Hierzu wurden Paare eingeladen, eine Woche lang in einem Apartment zu wohnen, um dort 12 Stunden am Tag von den Forschern beobachtet zu werden. Jede Form der Initiierung von Interaktion – ob verbal oder lediglich durch einen Blick oder eine Geste – wurde gezählt und die Reaktion des/der PartnerIn darauf beobachtet. Denn jede Initiierung einer Interaktion bietet die Möglichkeit, die Beziehung zu verbessern oder zu verschlechtern. Auf eine solche Initiierung kann positiv reagiert werden, sie kann aber auch Ablehnung hervorrufen oder völlig ignoriert werden. Bei der Auswertung ihrer Beobachtungsdaten konnten die Forscher feststellen, dass Paare, die sich zuvor als glücklich miteinander bezeichnet hatten, nicht nur deutlich öfter Interaktion initiierten, sondern dass auf diese Initiierung auch wesentlich öfter positiv reagiert wurde. Positive Reaktionen fördern die emotionale Verbundenheit und die Partnerschaft, während Ablehnung und Ignoranz zu Distanz und Unzufriedenheit führen.

Sicher ist es im Alltag nahezu unmöglich, wirklich jeden Blick, jede Geste, jedes Wort des Gegenübers zu bemerken und darauf positiv zu reagieren. Dennoch deuten die Ergebnisse von Dr. Driver darauf hin, dass glückliche Paare dies öfter schaffen – was wiederum dazu führt, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein.

 

Der Alltag zählt

Bei dieser und auch vielen anderen Untersuchungen dieser Studienreihe scheint sich eine Vermutung des Forscherteams immer wieder zu bestätigen: Der Alltag zählt. Es ist der alltägliche Umgang miteinander, der darüber bestimmt, wie glücklich Menschen in ihrer Beziehung werden. Ist der Alltag nicht von Respekt und Zuneigung geprägt, werden weder teure Geschenke oder Luxusurlaube dabei helfen, die Partnerschaft dauerhaft glücklich zu erleben.

Das zeigt sich bereits bei den finanziellen Ausgaben für die Hochzeitsfeier: Forscher der Universität von Virginia stellten fest, dass Eheleute, die für ihre Hochzeit zwar auch Geld ausgegeben, aber vorrangig viele Gäste eingeladen hatten, länger und glücklicher miteinander verheiratet sind, als Paare, die lediglich eine überaus luxuriöse Feier veranstalteten, um diesen Tag zu begehen.

Die genseitige tiefe Überzeugung davon, dass der/die PartnerIn Zuneigung, Respekt und Liebe verdient, das Kennen-lernen-wollen der Welt des/der anderen sowie die Betonung und das Leben gleicher Ansichten, Werte und Ziele haben sehr wenig mit materiellen Dingen zu tun. Sie aber werden dafür sorgen, dass eine Partnerschaft das Fundament erhält, auf dem sie von beiden dauerhaft als glücklich erlebt werden kann.

 

Was aber lässt so viele Paare am Alltag scheitern? Der nächste Blog-Eintrag wird dies näher beleuchten.

 

 

Quellen:

Driver, J., Tabares, A., Shapiro, A., Nahm, E. Y., Gottman, J. (2003). Interactional patterns in marital success and failure: Gottman laboratory studies. In F. Walsh (Ed.) Normal family process: Growing diversity and complexity (3rd ed., pp. 493-513) New York: Guilford Press.

Francis‐Tan, A., & Mialon, H. M. (2015). “A diamond is forever” and other fairy tales: The relationship between wedding expenses and marriage duration. Economic Inquiry.

Frederick, D. A., & Fales, M. R. (2014). Upset over sexual versus emotional infidelity among gay, lesbian, bisexual, and heterosexual adults. Archives of sexual behavior, 1-17.

Spezial zu Partnerschaft und Ehe: Wie bleibt das Glück erhalten?

„Bis, dass der Tod euch scheidet“ – dieser Trauspruch gilt für viele Ehen schon lange nicht mehr. Hält eine Ehe in Deutschland länger als 15 Jahre, wird sie heute meist schon als Langzeitehe bezeichnet. Kann man bereits zu Anfang erspüren, ob eine Partnerschaft belastbar ist? Wie steht es mit dem „Bauchgefühl“? Und welche Faktoren entscheiden darüber, ob die Partner in ihrer Ehe dauerhaft glücklich bleiben? Sozial- und Verhaltenswissenschaftler haben aktuell erstaunliche Forschungsergebnisse rund um das Thema Ehe und Partnerschaft zusammengetragen.

Dauerhaft glückliche Bindungen werden von den meisten Menschen als erstrebenswert angesehen. Der Beziehungsstatus hat z.B. direkte körperliche Auswirkungen: Verheiratete leben länger, werden seltener krank, ernähren sich gesünder und sind im Alter länger selbständig. Dennoch scheitern viele Paarbeziehungen an Hürden, die für viele nicht vorhersehbar schienen.

In unserer neuen Reihe von Blog-Einträgen werden Studienergebnisse dargestellt, aus denen hervorgeht, dass diese Hürden durchaus voraussehbar sind und – darüber hinaus – dass es möglich ist, in einer Partnerschaft dauerhaft glücklich zu sein.

 

Der richtige „Riecher“

Bereits in den ersten Augenblicken der Kontaktanbahnung ist unser Unterbewusstsein auf Hochtouren. Beide testen unbewusst ob eine Bindung miteinander wohl haltbar sein könnte: Dafür beiden müssen einander riechen können. Das mag zunächst banal klingen, dennoch haben biopsychologische Studien ergeben, dass der Geruchssinn soziales Verhalten massiv beeinflusst. Er hilft, unbewusst Emotionen in anderen Menschen zu entdecken; Menschen z.B., die ohne Geruchssinn geboren wurden, leiden nachweislich unter erhöhter sozialer Unsicherheit. Aus evolutionärer Sicht ist dieses Auswahlkriterium durchaus sinnvoll, denn ein Geruch, der als attraktiv empfunden wird, deutet darauf hin, dass sich das Immunsystem des Gegenübers vom eigenen unterscheidet, potentielle Nachkommen damit überlebensfähiger sein werden. Wer sich also gerne riechen mag, der bleibt auch länger zusammen.

 

Aufs Bauchgefühl achten

Bereits kurz nach der Hochzeit spüren die meisten Partner, wie es wirklich um ihre Ehe bestellt ist. Auch wenn sie vom Wunschdenken beseelt sind, eine glückliche und harmonische Ehe zu führen – sich auf das „Bauchgefühl“ zu verlassen, ist sinnvoller, als sich Dinge schönzureden. Konflikte, Missverständnisse oder enttäuschte Erwartungen gehören schon im Keim aufs Tapet: Man muss sie klären, und zwar durch beidseitig wohlwollende 4-Augen-Gespräche. Wobei viele das Feedback-Annehmen zum ersten Mal in ihrem Leben lernen müssen. Sie waren ja vorher noch nie verheiratet und haben das auch nirgendwo gelernt.

Der Psychologe James McNulty führte eine Langzeitstudie an 135 frisch verheirateten Paaren durch. Die StudienteilnehmerInnen wurden vier Jahre lang alle sechs Monate dazu befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Ehe waren. Zusätzlich wurde jedes Mal ein sog. Implicit Associations Test durchgeführt, mit dem die unbewusste Einstellung der ProbandInnen zu ihrem/r PartnerIn und ihrer Ehe ermittelt wurde. McNulty’s erstaunliches Ergebnis: Die Paare, die gleich zu Beginn ihrer Ehe negative unbewusste Einstellungen zeigten, hatten im Laufe des Studienzeitraums Eheprobleme und standen vor der Trennung – auch wenn sie sich in der offenen Befragung anfangs geradezu euphorisch zeigten. Das Bauchgefühl lässt sich also nicht überlisten.

 

Das verflixte vierte Jahr

Der Untersuchungszeitraum von vier Jahren wurde von den Forschern nicht zufällig gewählt. Der sog. Coolidge-Effekt wurde bereits in den 1960-er Jahren entdeckt: Das Level der körpereigenen Glücks- und Bindungshormone Dopamin und Oxytocin – zu Beginn der Partnerschaft auf seinem höchsten Niveau – sinkt im Verlauf der Beziehung stetig und erreicht nach vier Jahren seinen tiefsten Stand. Die sexuelle Anziehungskraft wird damit immer geringer. Etliche Partnerschaften, in denen es die Partner in dieser Zeit nicht geschafft haben, ihre Beziehung auf ein festes Fundament zu stellen, scheitern an dieser Hürde.

 

Woraus aber besteht ein solches Fundament? Sind Menschen in der Lage, ihrer ganz natürlichen biologischen Entwicklung etwas entgegen zu setzen? Im nächsten Blog-Eintrag wird dieser Frage auf den Grund gegangen.

 

Quellen:

Croy, I., Bojanowski, V. & Hummel, T. (2013). Men without a sense of smell exhibit a strongly reduced number of sexual relationships, women exhibit reduced partnership security–a reanalysis of previously published data. Biological psychology, 92(2), 292-294.

McNulty, J. K., Olson, M. A., Meltzer, A. L., & Shaffer, M. J. (2013). Though they may be unaware, newlyweds implicitly know whether their marriage will be satisfying. Science, 342(6162), 1119-1120.

Wilson, J. R., Kuehn, R. E., & Beach, F. A. (1963). Modification in the sexual behavior of male rats produced by changing the stimulus female. Journal of comparative and physiological psychology, 56(3), 636.

Kriminalität und Terroranschläge: Glückliche Paarbeziehungen helfen, der Angst zu begegnen

Die Nachrichten über neue Terroranschläge versetzen die Welt in Angst und Schrecken. Seit Jahren untersuchen Psychologen Faktoren, die helfen, mit Bedrohungen umzugehen. Einer dieser Faktoren ist eine glückliche romantische Beziehung.

Nach den Terroranschlägen in Paris wächst die Angst vor weiteren Anschlägen und Kriminalität. Bedrohungsgefühle machen sich breit, sie führen zum Wunsch nach mehr Sicherheit, aber auch zu Vorurteilen und Hass. Das Gefühl der Machtlosigkeit und die Angst vor drohendem Unheil müssen aber – trotz dieser Geschehnisse – nicht unser Leben bestimmen. Sozialpsychologische Studien ermittelten Bewältigungsmechanismen, durch die diese Angst reduziert werden kann.

 

 „Kulturelle Angstpuffer“

Seit fast zwanzig Jahren befassen sich Sozialpsychologen mit typischen Reaktionsmustern, die Menschen entwickeln, um mit Todesangst und dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit umzugehen. Die Terror-Management-Theorie von S. Solomon, J. Greenberg und T. Pyszczynski postuliert zwei Faktoren, durch die das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit und die dadurch entstehende lähmende Angst besiegt werden kann:
Zum einen schaffen soziale Normen, höherer Sinn oder Transzendenz – kurz: die kulturelle Weltanschauung – eine Struktur und Wertestandards, die uns ein Gefühl von Sicherheit geben.
Der Glaube an diese kulturellen Wertestandards und die entsprechende Lebensführung können zum zweiten, dem emotionalen Faktor der Selbsterhaltung führen: dem eigenen Selbstwert.

 

 Glückliche Paarbeziehungen als weitere „Angstpuffer“

Eine neuere Studie der israelischen Psychologen V. Florian, M. Mikulincer und G. Hirschberger erweitert die Terror-Management-Theorie um einen weiteren Faktor: Sie entdeckten die Angst reduzierende Wirkung romantischer Beziehungen.

Zum einen stellten sie fest, dass das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit dazu führt, dass auch die Bindung zum/zur eigenen PartnerIn als enger empfunden wird. Andererseits reduzierten Gedanken an die enge Bindung zum/zur PartnerIn die Angst vor dem Tod. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass durch das Nachdenken über Partnerschaftsprobleme Gedanken an den Tod bewusster werden als das Nachdeken über z.B. akademische Probleme.

Eine innige und glückliche Partnerschaft hat also eine schützende Wirkung gegen existentielle Ängste.

 

 Freiheit findet im Kopf statt

Der schweizer Autor Bernhard Steiner sagte: „Freiheit findet zur Hauptsache in unserem Kopf statt.“ Nach dem Lesen der obigen Studie möchte man dieses Zitat ergänzen: „und im Herzen“.

 

 

Quellen:
Pyszczynski, T., Greenberg, J., & Solomon, S. (1999). A dual-process model of defense against conscious and unconscious death-related thoughts: An extension of terror management theory. Psychological Review, 106, 835–845.

Florian, V., Mikulincer, M., & Hirschberger, G. (2002). The anxiety-buffering function of close relationships: evidence that relationship commitment acts as a terror management mechanism. Journal of personality and social psychology, 82(4), 527.

Leidet die Liebe, weil sie ihn überholt?

„Wenn die Frau erfolgreicher ist und deutlich mehr verdient, kann es sein, dass der Mann Probleme hat. Konkurrenz innerhalb einer Partnerschaft ist Gift. Man ist schließlich ein Team“, erklärt der Münchner Psychologe Dr. Stephan Lermer. Zum ganzen Beitrag geht es unter: Bunte.de

Eheberatung: Paare herhören – was/wie Sie schreiben, sagt mehr aus, als Sie denken

Chatten Sie ab und zu mit Ihrem Partner? Wenn ja, dann sollten Sie vorsichtig sein: Das, was Sie schreiben, sagt mehr aus, als Sie denken!

Dies beweist eine Studie des Psychologen Richard B. Slatcher von der Wayne State University und seinen Kollegen. Die Forscher analysierten Chatinhalte von 68 Paaren über einen Zeitraum von 10 Tagen. Die ausgewählten Paare hatten ein Durchschnittsalter von 19 Jahren und schrieben sich fast täglich „Instant messages“.
Zudem gaben die Probanden das Maß ihrer Beziehungszufriedenheit an.
Die Analyse der verwendeten Wörter brachte spannende Erkenntnisse zum Vorschein:  Bei Paaren, bei denen die Frau häufiger „ich“ in ihren Sätzen verwendete, schien die Beziehung stabiler zu sein. Zudem waren sowohl Mann als auch Frau sichtlich zufriedener. „Diese Beziehungen funktionieren besser, da die Frau sich dem Partner gegenüber mehr öffnet und mehr von sich preis gibt,“ so Slatcher. Für Männer, die häufig „ich“ verwendeten, war der Vorteil nicht ganz so groß. Hier gab es nur einen kleinen Unterschied in der Zufriedenheit im Vergleich mit Männern, die „ich“ selten verwendeten. Wenn Männer oft „mir“ oder „mich“ schrieben, hatte das sogar einen negativen Effekt auf die Beziehung! Auch die häufige Verwendung von „du“ war nicht gerade positiv.

Was kann Mann also tun, um die Beziehung via Sprache zu verbessern?

Die Antwort überrascht kaum: über Gefühle reden, also auch Gefühle aussprechen! Männer mit einem „schnulzigeren“ Schreibstil, der häufiger Worte wie „Liebe“ oder „glücklich“ enthielt, waren zufriedener in ihren Beziehungen und die Liebe hielt zudem länger!

Spannend war auch, dass das bekannte und unter Singles stark verhasste „wir“, anders als angenommen, keinen besonders positiven Effekt auf Zufriedenheit oder Intimität der Beziehung hatte.

Die Forscher interpretierten die Ergebnisse folgendermaßen: Autonomie sei wichtig und gut für eine Beziehung, das beweise die positive Wirkung von „ich“-Formulierungen. Diese zeige nämlich, dass der Partner über sich und seine Gefühle Bescheid wisse und diese auch mitteile. Die häufige Verwendung von „mir“ oder „mich“ dagegen, deute auf eine Opferhaltung hin und beinhalte wenig Bemühung für die Beziehung. Dasselbe gelte für „du“-Formulierungen.

Probieren Sie die neuen Erkenntnisse doch gleich mal aus, und überraschen Sie Ihren Partner heute Abend mit einem freundlichen: „Ich glaube, ich sollte dir häufiger sagen, dass ich dich liebe!“ (Und vermeiden Sie lauwarme Formulierungen, wie „wir sind müde“ oder „wir haben keine Zeit“).

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Slatcher, R. B., Vazire, S., Pennebaker, J. W.(2008): Am „i“ more important than „we“? Couples‘ word use in instant messages. Personal Relationships, 15/4: pp. 407-424