Wege zum Glück

Auch wenn intensive Glücksgefühle eher für den Moment als auf Dauer bestehen – wer mit sich selbst und anderen im Reinen ist, lebt glücklicher

Wenn im Mittelalter der Töpfer Krug und Deckel aus dem Brennofen zog und diese noch immer gut zusammen passten, dann nannte er dieses Gelingen ein „Gelükke“ – ein Glück. Diese Vorstellung vom „Gelingen“ steckt auch heute noch in unserem Glücksempfinden, meint Dr. Stephan Lermer, Psychotherapeut, Coach und Glücksforscher. „Es ist das Gefühl des gelungenen Lebens, das uns in einem glücklichen Moment bewusst wird.“ Das Gefühl, angekommen zu sein, den richtigen Platz im Leben gefunden zu haben – etwas zu tun, in dem wir ganz aufgehen und die Zeit vergessen können.

Diese Empfindung von Glück teilen nach Lermers Einschätzung die meisten Menschen. „Aber die Art und Weise, wie sie zu ihrem Glück kommen, ist doch sehr verschieden.“ Der eine will auf dem Berg alleine sein, der andere braucht Trubel. Der Nächste möchte Teil einer großen Familie sein, ein anderer in trauter Zweisamkeit oder auch mit Gleichgesinnten im Einsatz für eine „große Sache“.

Den eigenen Weg definieren

Deshalb ist für Stephan Lermer die erste Stufe auf dem Weg zum Glück die der Selbsterkenntnis, denn: „Es gibt nicht den einen Weg zum Glück, aber es gibt Ihren Weg zum Glück. Je besser Sie wissen, was Sie wirklich wollen, was Ihnen Freude macht und was Kummer, desto besser können Sie auch danach leben.“ Wer sich beispielsweise mit Freude bewegt oder für eine Idee begeistert, bekommt dadurch einen Schub des „Glückshormons“ Endorphin – „aber nur, wenn sein Tun wirklich seinem inneren Willen entspricht und nicht, wenn er es sich ‚aus Vernunft‘ auferlegt hat.“

Das betont auch der Medizinsoziologe Michael Rosentreter, und rät: „Ergründen Sie für sich, was Ihnen zum guten Leben besonders wichtig ist. Gute Freunde? Die Familie? Eine Arbeit, die vor allem spannend und fordernd, gesellschaftlich sinnvoll, gut bezahlt oder eher einfach und schnell zu erledigen ist? Bildung? Wohlstand?“ Wer weiß, was er will, bekommt es deshalb zwar noch lange nicht gleich. Erst recht nicht, wenn er sich um seine materielle oder gesundheitliche Existenz sorgen muss. „Aber wer sich kennt und frei von existenziellen Nöten ist, kann seinen persönlichen Gestaltungsspielraum – dort, wo er ihn hat – besser nutzen.“

 

Dankbar sein

Eine weitere wichtige Quelle von Glücksgefühlen sieht Stephan Lermer in der Dankbarkeit. „Indem wir uns bewusst machen: Es hätte auch anders verlaufen, auch weniger gut ausgehen können, schätzen wir mehr, was wir tun und haben – und sind glücklich darüber.“ Nicht zuletzt das kirchliche Erntedankfest ist Ausdruck dieser Freude. Religion und Spiritualität helfen im Übrigen vielen Menschen beim Glücklichsein, betont auch Michael Rosentreter. „Sie sehen nicht nur jedes tägliche kleine  Glück als Gnade, sondern sehen auch in manch einem Unglück einen tieferen Sinn oder die Chance für etwas Positives.“

Maß halten

Das eigene Glück zu schätzen, dazu gehört Rosentreters Meinung nach auch die Kunst, das richtige Maß zu finden. „Ein Kind freut sich riesig, wenn Sie ihm ein Eis spendieren. Tun Sie dies aber täglich, empfindet es weniger Freude, weil es das Eis für selbstverständlich hält und weniger schätzt.“ Ähnlich verhält es sich mit den Relationen, in denen wir unsere Lebenssituation mit anderen vergleichen: Wer etwa in einer ausreichend großen Wohnung lebt und einer Arbeit nachgeht, die er mag und von der er gut lebt, kann sich wahrhaft glücklich schätzen. Ist derselbe Mensch aber umgeben von Nachbarn in großen Häusern, die von spannenden Jobs und tollen Reisen erzählen, fühlt er sich mit einem Mal weniger glücklich, auch wenn sich objektiv nichts an seiner Lage geändert hat.

Auch hier empfiehlt Michael Rosentreter: „Schätzen Sie das Gute, das Ihnen widerfährt, und nehmen Sie sich Zeit, es zu genießen – ohne es daran zu bemessen, was andere tun und haben, und auch ohne davon auszugehen, dass es mehr werden muss.“

 

Neues denken, lernen, tun

Eingetretene Pfade verlassen, Neues denken, lernen und tun, Abwechslung ins eigene Leben bringen – auch das setzt Glücksgefühle frei. Vor allem, wenn Sie dabei erfahren, dass Sie etwas bewirken, dass es auf Sie ankommt, erläutert Lermer. „Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie fragen zwei Arbeiter, die an einer Mondrakete bauen, was sie da machen. Der eine antwortet, er verlegt die Kabel. Der andere macht dasselbe, aber er antwortet strahlend: Wir fliegen auf den Mond! Wer denken Sie ist wohl glücklicher, sowohl bei der Arbeit als auch am Feierabend?“

Auf andere Menschen zugehen

Der Mensch ist ein soziales Wesen. „Mit anderen zusammen zu sein, von ihnen geschätzt zu werden, mit ihnen zu sprechen und zu lachen, das macht uns glücklich“, ist Stephan Lermer überzeugt. Apropos Lachen: „Forscher haben herausgefunden, dass Kinder Tag für Tag 40-mal häufiger lachen als Erwachsene. Wir können von den Kindern also noch viel lernen, denn sie nutzen damit eine weitere Glücksquelle, die nichts kostet, aber sehr wirkungsvoll ist.“

Worin sich die Forschung ebenfalls einig ist: Ein effektives Mittel, glücklich zu werden, ist Glück zu verschenken. Denn dabei werden wir selbst glücklicher, resümiert Stephan Lermer.  „Das können Sie  direkt spüren, wenn jemand vor Ihren Augen Ihr Geschenk auspackt und sich so richtig freut darüber. Da geht Ihnen doch das Herz auf.“

von Barbara Erbe, aktualisiert am 23.07.2015; Apotheken Umschau

Glückliche Chefs führen besser

 

Glückliche Chefs sind besser –

eine Studie um Sirkwoo Jin vom Merrimack College in Massachusetts belegt es jetzt: Glückliche Führungskräfte leiten besser! In einer Befragung gaben insgesamt 3057 Führungskräfte ihre momentane Stimmung, sowie ihre Zufriedenheit und ihre Verbundenheit mit dem Unternehmen an. 1404 ihrer Mitarbeiter hingegen wurden danach gefragt, ob ihr Chef moralische Standards setzte, optimistisch über die Zukunft sprach, die Kreativität förderte und sich mit jedem Bereich und der dazugehörigen Angestellten persönlich auseinandersetzte. Dadurch sollte die transformationale Führung festgestellt werden.

Das Ergebnis war eindeutig: Fröhliche, ausgelassene und zufriedene Chefs führen besser. Die positive Grundstimmung forderte vor allem die Förderung von Werten, wodurch die Mitarbeiter zufriedener und somit kreativer waren. Aber auch die Bindung an das Unternehmen spielte eine große Rolle. Führungskräfte, die an ihr Unternehmen gebunden sind und an es glauben verbreiten eher gute Stimmung als andere.

 

(Wirtschaftspsychologie aktuell, 2016) http://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de/lernen/lernen-20160120-lernen-von-sirkwoo-jin-froehliche-chefs-fuehren-besser.html

Spezial zu Partnerschaft und Ehe: Was kennzeichnet glückliche Paare?

Das verflixte vierte Jahr: Vielen Paaren stellen sich gerade in diesem Zeitraum besondere Herausforderungen, denn die körpereigenen Glücks- und Bindungshormone sinken dann auf ihren tiefsten Stand. Haben es die Partner jedoch bis zu dieser Zeit geschafft, ihre Beziehung auf ein festes Fundament zu stellen, könnte das Erhoffte gelingen, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein. Interviews, die Forscher mit älteren und glücklich verheirateten Paaren geführt haben, offenbaren, wie.

Sehr oft konzentrieren sich Forschung und auch Lebensratgeber auf spezielle Fehler, wodurch sich Menschen unzufrieden in ihrer Partnerschaft fühlen und die Beziehung letztlich daran scheitern lassen. Oft werden biologische Prozesse, wie z.B. das Absinken der Hormone Dopamin und Oxytocin für Schwierigkeiten verantwortlich gemacht und die Folgen daraus geradezu als unvermeidlich erklärt.

Ein Beispiel: In einer Studie zum Thema sexuelle und emotionale Eifersucht kommen Forscher zu dem Schluss, dass heterosexuelle Männer ein wesentlich größeres Problem mit sexueller Untreue ihrer Partnerinnen haben, während bei Frauen die emotionale Untreue ihrer Partner zu Eifersucht führt. Als Grund wird hierfür die biologisch begründete Verunsicherung des Mannes angegeben, ob er dann nun wirklich der genetische Vater potentiellen Nachwuchses wäre. Die Frau fürchtet eher die Gefahr, die Position der first lady bei ihrem Partner zu verlieren.

Diese evolutionspsychologischen Herleitungen erscheinen zwar oft sehr plausibel, sind aber einerseits nicht beweisbar und können andererseits diese biologischen Mechanismen nicht einfach auflösen, nur weil man sie jetzt zu kennen glaubt. Der Alltag beweist jedoch: Menschen müssen diesen Mechanismen nicht hilflos ausgesetzt bleiben.

 

Interaktionsmuster als Kennzeichen glücklicher Paare

In einer alternativen Herangehensweise konzentrierten sich Dr. Janice Driver und ihre Kollegen der Universität in Washington auf Merkmale, die glückliche Paare kennzeichnen. In der Hoffnung, Möglichkeiten zu entdecken, wie Menschen über Jahre hinweg glücklich miteinander sein können, lag ihr Fokus auf alltäglicher und nicht konfliktgeprägter Kommunikation. Tatsächlich konnten sie in Langzeitstudien verschiedene Faktoren ausmachen, wann die Partnerschaft auf Dauer als glücklich empfunden wurde.

 

Zuwendung

Einer der wichtigsten dieser Faktoren scheint das zu sein, was Dr. Driver und ihre Kollegen als „Zuwendung innerhalb partnerschaftlicher Interaktion“ bezeichneten. Hierzu wurden Paare eingeladen, eine Woche lang in einem Apartment zu wohnen, um dort 12 Stunden am Tag von den Forschern beobachtet zu werden. Jede Form der Initiierung von Interaktion – ob verbal oder lediglich durch einen Blick oder eine Geste – wurde gezählt und die Reaktion des/der PartnerIn darauf beobachtet. Denn jede Initiierung einer Interaktion bietet die Möglichkeit, die Beziehung zu verbessern oder zu verschlechtern. Auf eine solche Initiierung kann positiv reagiert werden, sie kann aber auch Ablehnung hervorrufen oder völlig ignoriert werden. Bei der Auswertung ihrer Beobachtungsdaten konnten die Forscher feststellen, dass Paare, die sich zuvor als glücklich miteinander bezeichnet hatten, nicht nur deutlich öfter Interaktion initiierten, sondern dass auf diese Initiierung auch wesentlich öfter positiv reagiert wurde. Positive Reaktionen fördern die emotionale Verbundenheit und die Partnerschaft, während Ablehnung und Ignoranz zu Distanz und Unzufriedenheit führen.

Sicher ist es im Alltag nahezu unmöglich, wirklich jeden Blick, jede Geste, jedes Wort des Gegenübers zu bemerken und darauf positiv zu reagieren. Dennoch deuten die Ergebnisse von Dr. Driver darauf hin, dass glückliche Paare dies öfter schaffen – was wiederum dazu führt, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein.

 

Der Alltag zählt

Bei dieser und auch vielen anderen Untersuchungen dieser Studienreihe scheint sich eine Vermutung des Forscherteams immer wieder zu bestätigen: Der Alltag zählt. Es ist der alltägliche Umgang miteinander, der darüber bestimmt, wie glücklich Menschen in ihrer Beziehung werden. Ist der Alltag nicht von Respekt und Zuneigung geprägt, werden weder teure Geschenke oder Luxusurlaube dabei helfen, die Partnerschaft dauerhaft glücklich zu erleben.

Das zeigt sich bereits bei den finanziellen Ausgaben für die Hochzeitsfeier: Forscher der Universität von Virginia stellten fest, dass Eheleute, die für ihre Hochzeit zwar auch Geld ausgegeben, aber vorrangig viele Gäste eingeladen hatten, länger und glücklicher miteinander verheiratet sind, als Paare, die lediglich eine überaus luxuriöse Feier veranstalteten, um diesen Tag zu begehen.

Die genseitige tiefe Überzeugung davon, dass der/die PartnerIn Zuneigung, Respekt und Liebe verdient, das Kennen-lernen-wollen der Welt des/der anderen sowie die Betonung und das Leben gleicher Ansichten, Werte und Ziele haben sehr wenig mit materiellen Dingen zu tun. Sie aber werden dafür sorgen, dass eine Partnerschaft das Fundament erhält, auf dem sie von beiden dauerhaft als glücklich erlebt werden kann.

 

Was aber lässt so viele Paare am Alltag scheitern? Der nächste Blog-Eintrag wird dies näher beleuchten.

 

 

Quellen:

Driver, J., Tabares, A., Shapiro, A., Nahm, E. Y., Gottman, J. (2003). Interactional patterns in marital success and failure: Gottman laboratory studies. In F. Walsh (Ed.) Normal family process: Growing diversity and complexity (3rd ed., pp. 493-513) New York: Guilford Press.

Francis‐Tan, A., & Mialon, H. M. (2015). “A diamond is forever” and other fairy tales: The relationship between wedding expenses and marriage duration. Economic Inquiry.

Frederick, D. A., & Fales, M. R. (2014). Upset over sexual versus emotional infidelity among gay, lesbian, bisexual, and heterosexual adults. Archives of sexual behavior, 1-17.

Emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst das Jahresgehalt

Emotionale Intelligenz, die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen erkennen und sie unterscheiden zu können, ist in den letzten Jahren in den Fokus der psychologischen Forschung gerückt. Es geht darum diese Informationen zu nutzen, um das eigene Denken und Handeln zu lenken. Emotionale Intelligenz gilt als wichtige Schlüsselkompetenz, um im Privatleben, in der Schule und im Beruf erfolgreich sein zu können. Eine neue Studie ermittelte nun sogar einen Zusammenhang mit dem Jahresgehalt.

 

Wer emotional intelligent ist und so Gefühle, Stimmungen, Leidenschaften und ähnliche emotionale Zustände an sich selbst und anderen richtig erkennt, kann diese Informationen nutzen und damit erfolgreicher im Privat- und Berufsleben sein. Die Ergebnisse einer Studie von Jochen Menges, Professor an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf, gehen noch darüber hinaus: Die Forscher stellten fest, dass sich die Emotionserkennungsfähigkeit auf das Einkommen auswirkt.

Emotionale Intelligenz

John D. Mayer von der University of New Hampshire und Peter Salovey von der Yale University, Begründer der Forschung zu Emotionaler Intelligenz, beschreiben diese als die Fähigkeit, Emotionen an sich selbst und anderen korrekt erkennen und unterscheiden zu können und dies als Informationen nutzen zu können, die das eigene Denken und Handeln lenken. Intelligenz geht also, ihrer Ansicht nach, weit über den klassisch akademischen Intelligenzbegriff hinaus und umfasst nicht nur verbale und numerische Fähigkeiten. Um beruflich und privat erfolgreich sein zu können, reicht es also nicht, in der Schule gute Aufsätze zu schreiben und mathematische Zusammenhänge zu erkennen. Vielmehr seien es Fähigkeiten, die helfen Emotionen zu erkennen und zu beeinflussen, die zu Lebenserfolg nachhaltig beitragen.

Emotionale Intelligenz umfasst somit die Fähigkeit, eigene Emotionen richtig zu erkennen und sie so zu handhaben, dass sie der Situation angemessen sind und helfen, die eigenen Ziele zu erreichen. Empathie, also die Fähigkeit, Emotionen an anderen zu erkennen und mit diesen angemessen umgehen zu können, wird ebenfalls der Emotionalen Intelligenz zugezählt.

 

 Emotionserkennung als ökonomischer Erfolgsfaktor

Mit ihrer Studie konnten Forscher nun die These von Mayer und Salovey bestätigen, denn Emotionserkennung, ein Teilaspekt der Emotionalen Intelligenz, erhöht nicht nur den allgemeinen Lebenserfolg, sondern auch den finanziellen: Sie fanden einen direkten Zusammenhang zwischen der Emotionserkennungsfähigkeit und der Höhe des Jahresgehalts. Mitarbeiter, die Gefühle von anderen besser erkennen konnten, hatten verdienten deutlich besser als ihre Kollegen, die diese Fähigkeit nicht oder nur in geringem Maße aufwiesen. Andere Faktoren wie akademische Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geschlecht, Alter, Ausbildung, Wochenarbeitszeit und hierarchische Position im Unternehmen wurden in die Untersuchung miteinbezogen, doch auch unter Berücksichtigung dieser Variablen blieb der Zusammenhang zwischen Emotionserkennungsfähigkeit und Jahresgehalt bestehen. Diese Fähigkeit ist also nicht nur von zwischenmenschlicher Bedeutung, sondern hat auch einen deutlichen ökonomischen Wert.

 

 Euphorie – mit Vorsicht

Sicherlich sind diese Ergebnisse erstaunlich und machen deutlich, wie wichtig Emotionale Intelligenz für Lebenserfolg ist. Menschen mit guter Emotionserkennung verhalten sich geschickter in sozialen Kontexten und werden als kooperativer, rücksichtsvoller und hilfreicher eingeschätzt.

Dennoch beinhaltet diese Form der Intelligenz auch die Fähigkeit zur Beeinflussung der Gefühle anderer. Dies kann zum Positiven geschehen, aber auch bedeuten, dass gezielt positive Emotionen geweckt werden, damit Mitarbeiter immer mehr leisten oder Kunden immer bereitwilliger kaufen. Diese Form der manipulativen Beeinflussung, die lediglich einseitig dem Erreichen der Unternehmensziele dient, ist sicher nicht im Sinne der Begründer der Forschung zu Emotionaler Intelligenz.

 

Emotionale Intelligenz geht weit über die akademische Bildung hinaus. Sie hilft, in sozialen Kontexten erfolgreich zu sein und trägt damit deutlich zum allgemeinen Lebenserfolg bei. Es ist abzusehen, dass ihr dank ihrer Funktion als Wirtschaftsfaktor in Zukunft in der Personalführung und auch in Bildungseinrichtungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden wird.

 

 

Quellen:

Goleman, D. (1996). Emotional Intelligence. Why It Can Matter More than IQ. Learning, 24(6), 49-50.

Menges, J., & Ebersbach, L. (2008). Die Bedeutung von Emotionen und emotionalem Kapital im internen und externen Unternehmenskontext. Eine Mentalitätsgeschichte der deutschen Industriegesellschaft am Beispiel des rheinischen Dormagen (1917-1997), Essen, 21-44.

Momm, T., Blickle, G., Liu, Y., Wihler, A., Kholin, M., & Menges, J. I. (2015). It pays to have an eye for emotions: Emotion recognition ability indirectly predicts annual income. Journal of Organizational Behavior, 36(1), 147-163.

Flugzeugabsturz in den französischen Alpen: Der Umgang mit plötzlichem Verlust – und was wirklich zählt

Themen wie Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft weitgehend aus dem Alltag verbannt. Erst Katastrophen wie der kürzliche Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 führen vielen vor Augen, wie plötzlich und unerwartet persönliche Verluste über Menschen hereinbrechen können. Sie werfen Fragen auf, mit denen man sich im Alltag selten beschäftigt.

 

Nach dem Flugzeugabsturz am 24. März diesen Jahres, bei dem alle 150 Insassen ums Leben kamen, wirkte Deutschland wie gelähmt. Den Angehörigen der Opfer gilt unser aller Mitgefühl für ihren schmerzlichen Verlust. Viele von uns fragen sich gleichzeitig, wie sie selbst mit einer solchen Nachricht umgehen könnten, was Betroffenen wirklich hilft und wie mit dem Beuwsstsein umgegangen werden kann, dass man auch jederzeit selbst urplötzlich mit einer solchen Tragödie konfrontiert sein könnte.

 

Bewältigung von Trauer und Verlust

Die Trauer ist eine sinnvolle Reaktion auf viele negative Erlebnisse. Dazu gehören neben dem Tod eines geliebten oder nahestehenden Menschen auch Situationen, in denen Abschiede, Trennungen und Enttäuschungen erlebt werden oder in denen einem bewusst wird, dass man ganz Wichtiges unwiderbringlich versäumt hat oder dass man bestimmte Lebensziele nun nie mehr erreichen kann. Psychologen und Psychotherapeuten müssen oft beobachten, dass der Trauer in unserer schnellebigen, sich ständig verändernden Zeit zu wenig Raum und Zeit eingeräumt wird. Gerade das aber wäre zur Bewältigung einer Verlustkrise essenziell wichtig.

 

Trauer ist individuell

Die Professorin für Psychologie Verena Kast beschrieb bereits 1982 die vier Phasen der Trauer: Während der ersten Phase, der Verleugnung, wollen Betroffene die Tatsache des Verlusts erst einmal einfach nicht wahrhaben, oft befinden sie sich in einem regelrechten Schockzustand, bewegen sich sogar wie in einer Art Trance. Die zweite Phase ist gekennzeichnet von aufbrechenden, teils widersprüchlichen Gefühlen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, körperlichen Beschwerden und dem unablässigen Kreisen der Gedanken um den schmerzlichen Verlust. Das Leben erscheint nun nicht mehr lebenswert. In der dritten Phase, der Phase der langsamen Neuorietierung, werden noch immer starke Stimmungsschwankungen erlitten, Trauer und Hass lassen jedoch langsam nach und sind nicht mehr so intensiv. In der letzten Phase erreichen Trauernde endlich ein neues Gleichgewicht. Trotz der verbleibenden Wehmut und dem Bewusstsein, den erlebten Verlust nie ersetzen oder vergessen zu können, ist ein vertrauensvoller Blick auf die Zukunft möglich, Alltagsaufgaben können wieder bewältigt werden.

Dr. Dr. Herbert Mück, Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapeut, warnt dennoch davor, Menschen, die von Verlust betroffen sind, vorzuhalten, wie sie zu trauern haben. Er betont, dass letztlich jeder Mensch individuell trauert. Auch die Forscher James Gilliesa vom Forensic Health Service in Albuquerque und Robert A. Neimeyer, Psychologe an der Universität von Memphis, betonen, dass es verschiedene Strategien der Verlustbewältigung gibt, die prinzipiell gleichberechtigt sind: Manche Trauerprozesse sind gekennzeichnet durch emotionales Durchleben der Trauer, andere durch den Versuch, das Geschehene zu verstehen, wieder andere durch Aktivitäten zur Bewältigung des entstandenen Chaos. Auch beschränktes Weiterfunktionieren bzw. Verdrängen kann eine funktionierende Art der Bewältigung sein. Manche Menschen trauern jahrelang, andere nur Wochen oder Monate. Männer stürzen sich eher auf Aktivitäten, Frauen reagieren mit Rückzug und Appelle um Hilfe. Für Außenstehende ist es wichtig zu akzeptieren, dass keine Form der Trauer nachweislich „besser“ oder „gesünder“ ist.

 

Den Verlust akzeptieren und aus Trauer lernen

Ein schwerer Verlust fühlt sich für viele Betroffene so an, als haben sie einen Teil ihrer Persönlichkeit verloren. Neue Strategien müssen entwickelt, emotionale Prozesse durchlebt, das eigene Weltbild der neuen Situation angepasst werden. Dies erfordert vor allem Zeit und Ruhe. Außenstehende tun gut daran, Betroffene zu unterstützen, indem sie vor allem deren individuelle Art der Trauer mit Achtung begegnen, sich immer wieder erkundigen, was die Betroffenen möchten und in mit ihnen in Kontakt bleiben.

Auch diese indirekte Art Trauer zu erleben, kann dazu führen, Neues zu lernen: Sie weist auf die Vergänglichkeit des Lebens hin und darauf, dass nichts selbstverständlich ist. Die Beschäftigung mit den Themen Sterben und Tod, die in unserer Gesellschaft geradezu tabuisiert werden, kann dabei helfen herauszufinden, was im Leben wirklich wichtig ist und Wege aufzeigen, sich um diese Dinge oder insbesondere Menschen zu kümmern, solange es noch möglich ist.

 

 

Quellen:
Gillies, J., & Neimeyer, R. A. (2006). Loss, grief, and the search for significance: Toward a model of meaning reconstruction in bereavement. Journal of Constructivist Psychology, 19(1), 31-65.

Kast, V. (2015). Trauern: Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Freiburg: Herder.

Mück, H. (2014). Umgang mit Trauer. abgerufen von: http://www.dr-mueck.de/HM_Depression/HM_Trauer.htm 03.04.2014

Wann machen Lotto-Millionen happy?

Glücksforscher Dr. Stephan Lermer zum schweizer Rekord-Jackpot im Blick.ch-Interview.

Er ist der Experte, wenn es um unser Glück geht. Der renommierte Münchner Psychologe Stephan Lermer (65) erforscht seit Jahren, was Menschen zufriedener macht. Und er kommt zum Schluss: «Jeder hat mal Glück!»

Damit das auch beim Lottospielen so bleibt, gibt der Glücksforscher seine Geheimnisse preis. «Wichtig ist, dass sie sich schon am Spiel erfreuen», so Lermer. «Bei 39,5 Millionen Franken im Jackpot ist der Lotto-Spass ein Massen-Erlebnis. Fiebern sie mit, sind sie dabei. Das ist doch schon ein erstes Highlight!»

Kommt der plötzliche Gewinn tatsächlich, sei aber Vorsicht geboten. «Menschen, die im Lotto gewinnen, sind in erster Linie überfordert», sagt Lermer. «Deshalb empfehle ich, tief durchzuatmen und zu schweigen.» Der Psychologe warnt vor überstürztem Handeln. «Es ist nicht wirklich schlau, den Job sofort zu kündigen und dem Chef mal so richtig die Meinung zu sagen», rät er.

Ein grosser Gewinn lockt Schmarotzer und Neider an. Dazu kommt die Angst, das Geld schnell wieder zu verlieren. Fluch statt Segen? «Die Forschung zeigt, der Lottogewinn macht glücklich, wenn ein Teil des Geldes gespendet wird. Anderen Menschen zu helfen, befriedigt», sagt Lermer. Und auch die Investion in die persönliche Weiterentwicklung sei eine gute Wahl. «Jetzt können Sie sich ein Studium leisten, bilden Sie sich weiter.»

Das Geld für Luxusgüter zu verprassen, sieht Lermer als Verschwendung. «Das macht langfristig nicht glücklich. Beim Kauf werden zwar Glückshormone ausgeschüttet, die flachen nach zwei Wochen wieder ab», so der Psychologe. «Und schliesslich steht man auch mit einem Ferrari irgendwann im Stau.»

[zu finden unter: blick.ch]