Schmeckt der letzte Bissen wirklich wesentlich besser?

Jeder kennt den besonderen Genuss des letzten Bissens. Doch warum soll der so besonders sein?

Wieder einmal waren es amerikanische Forscher, die es genau wissen wollten, ob sich das Geschmacksempfinden tatsächlich verändert, wenn es sich um den allerletzten Bissen handelt. Die Psychologen der „University of Michigan“  Ed O’Brien und Phoebe C. Ellsworth untersuchten dafür 52 Studenten. Jedem wurden fünf Pralinen zur Verkostung angeboten in den klassischen Geschmacksrichtungen Vollmilch, Zartbitter, Sahne, Karamell und Mandel. Der einen Hälfte der Probanden (Gruppe A) wurde nun vor dem Naschen der fünften Praline gesagt, dass diese nun die letzte sei, die sie probieren dürfen. Der anderen Hälfte (Gruppe B) wurde das nicht mitgeteilt.

Bewertet wurde nun jede Praline einzeln auf einer Skala von 0(pfui) bis 10(lecker). Außerdem sollten die Probanden ihre Lieblingssorte wählen.

Die Ergebnisse fielen eindeutig aus: Während sich die Bewertung der Pralinen von 1-4  zwischen den beiden Gruppen nicht sonderlich unterschied, bewertete Gruppe A die letzte Praline wesentlich besser (Durchschnittsnote 8,2) als Gruppe B (Durchschnittsnote 6,3). Außerdem gaben 62% der Gruppe A an, die letzte Praline sei ihre Lieblingssorte gewesen. Bei Gruppe B waren es nur 22%.

Ed O’Brien bezeichnet dieses Phänomen als „positivity bias“: Wenn einem also bewusst wird, dass man den Geschmack so schnell nicht wieder auf der Zunge spüren kann, will man das Ende umso mehr genießen und gibt dem letzten besonderen Bissen eine positivere Bewertung.

Quelle:

O’Brien, Ed & Ellsworth, Phoebe C. (2012). Saving the last for best: A positivity bias for end experiences. In: Psychological Science, Band 23, Nr. 2, Seite 163-165

Bei uns zuhause gibt es „cooles Gemüse“ …

Wir alle wollen, dass unsere Kinder sich gesund ernähren. Gerade für die zukünftigen Generationen ist es wichtig, Erkenntnisse aus der Ernährungsforschung so früh wie möglich in die Tat umzusetzen, also via Erziehung zu vermitteln. Das ist unser evolutionärer Auftrag. Insbesondere um die ungesunde Ernährung zu kompensieren, aber auch um die Kinder für die zukünftigen Stressbelastungen mit Resilienz auszzustatten.
Doch einhellig berichten die Eltern von frustrierenden Bemühungen den Kindern Gemüse schmackhaft zu machen: „Dieses Essen mag ich nicht, ich will Pommes und kein so langweiliges Gemüse!“ war die Antwort.

Jetzt kamen findige amerikanische Forscher auf eine geniale Idee: Wenn die zu ungesunden Nahrungsmitteln verführenden Konzerne mit ihren Marketing-Strategien so großen Erfolg bei Kinden haben, könnte man doch auch zuhause oder in der Schule sprachliches Marketing betreiben. Sie gaben den einzenen Gemüsearten auf dem Teller neue, kindgerecht attraktive Namen und machten erfreuliche Erfahrungen.

Die Forschergruppe um Brian Wansik, Universiät Ithaca (NY) bereicherten die Mittagsmalzeit von 150 acht- bis elfjährigen Kindern auch mit Karotten im Angebot., genannt das Gericht des Tages. Sobald sie diesen Namen änderten in „Röntgenblick-Karotten“ („X-Ray-Carrots“) – wegen des potentiell verbesserten Augenlichts durch das Vitamin A – wählten doppelt soviele der Kids dieses Gericht. Der coole Name hatte sie zum gesunden Essen verführen können.

Deutlich bestärkt in ihrer Vermutung durch die erfreulichen Ergebnissek konnten die ForscherIn einer weiteren Studie gleich zwei ganze Schulen mit insgesamt 1500 Schülern für das Expereiment gewinnen.
Im ersten Monat gab es gezielt jeden Tag auch Karrotten, Broccoli und grüne Bohnen ohne weitere Kennzeichnung. Im nächsten Monat startete das Veggie-Marketing. Das selbe angebotene Gemüse hieß nun
z.B. wie schon in der Pre-Studie „Röntgenblick-Karrotten“ ( X-Ray Vision Carrots“),
„Superfaust-Broccoli“ („Power Brunch Broccoli“),
„kleine, leckere Baumkrönchen“ (Tiny Tasty Tree Tops“) oder
„“verrückte grüne Bohnen“ (Silly Dilly Grean Beans“).
Wieder erfreute ein gigantisches Ergebnis: Die Forscher zählten nahezu hundert Prozent Steigerung bei der gelabelten Gemüse-Variante im zweiten Monat im Vergleich zu vorher.

Übrigens hatte Wansik bereits 2005 eine ähnliche Studie mit Erwachsenen durchgeführt. So hieß das Fischgericht auf einmal „zartes Fischfilet“ oder die Zuccini-Taler hießen jetzt „Großmutters Zuccini-Taler“. Folge: Die Gäste sprachen plötzlich von einem größeren Geschmacks-Erlebnis.

Fazit: Nicht nur das Auge ißt mit, sondern auch das Ohr.

Quelle: Wansik, Brian, Just, DavidR., Payne, Collin, R., Klinger, Matthew: Attractive Names Sustain Increased Vegetable Intake in Schools. Preventive Medicine, in press (2012)