Kopf verdreht

Niederländische Forscher haben einmal wieder Öl ins Feuer des „Geschlechterkampfes“ gegossen.

Auf der Suche nach den Gründen für die schlechteren Ergebnisse der Männer bei Uniprüfungen stießen Johan Karremans und seine Kollegen von der Radboud Universität nämlich auf einen ebenso kuriosen wie logischen Befund.

Sie baten freiwillige Versuchsteilnehmer (männliche und weibliche) zu einem Intelligenztest. Vor dem Test sollten Sie sich kurz mit einer attraktiven Person des anderen Geschlechts unterhalten. Ihre Leistung im Test diente als Maß dafür, wie sehr sie sich von der zum Flirten einladenden Situation haben ablenken lassen.

Das Ergebnis: Unterhielten sich die männlichen Studenten zuvor mit einer attraktiven Frau, sanken ihre Leistungen deutlich ab. Frauen dagegen konnten sich dagegen auch nach dem Flirt voll auf die Aufgaben konzentrieren und machten nicht weniger Fehler. Und das, obwohl sie (wie die Männer auch) zugaben, dass sie ihren Flirtpartner attraktiv gefunden und die Situation genossen hätten.

Offensichtlich sind Männer in der Gegenwart attraktiver Frauen darum bemüht, Eindruck zu machen. Der Hormoncocktail, der in solchen Situationen automatisch ausgeschüttet wird, wirkt zusätzlich ablenkend. Oder besser: Er fokussiert die Männer auf ihre evolutionäre Verpflichtung. Auf Kosten ihrer Problemlösefähigkeit.

Die Gute Nachricht: Der Effekt ist nur vorübergehend.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

http://karremans.socialpsychology.org/

Was Frauen wollen

Liebe Damen, bitte werfen Sie doch einmal einen kurzen Blick (2 sekunden) auf die beiden attraktiven Herren im Bild unten!

Welcher von beiden ist attraktiver?

Wenn man einer Studie der University of Rochester glauben darf, wirken Männer mit roter Kleidung attraktiver. Eine Gruppe von Psychologen um Prof. Andrew Eliott fand diesen Effekt recht zuverlässig und deutlich ausgeprägt. Natürlich gingen sie der Frage nach, warum das so ist und fanden heraus:

Frauen ordnen Männern in Rot einen höheren Status zu – und hoher Status macht Männer bekanntlich sexy.

Aber warum ausgerechnet Rot? Eliott ist der Meinung, dass hier eine Mischung aus Genen und kultureller Prägung am Werk ist: Zunächst war rot schon immer das Zeichen der Mächtigen: Senatoren, Könige, Stammesfürsten – viele führende Personen trugen und tragen rote Kleidung und nutzen sie als ein Zeichen von Souveränität und Macht. Und wenn der rote Teppich ausgerollt wird, dürfen ihn meist nur die Mächtigsten und Begehrtesten betreten. Der biologische Faktor wird deutlich, wenn man das Verhalten von Menschenaffen beobachtet. Die Alpha-Männchen zeigen häufiger Zähne, Zahnfleisch und Rachen, sie reißen öfters den (roten) Mund auf, zeigen so ihre Dominanz und: Sie haben mehr Erfolg bei den Weibchen.

Die Forscher um Eliott berichten noch zwei weitere interessante Befunde. Erstens: Rot ließ die Männer zwar attraktiver, dominanter und begehrenswerter erscheinen. Allerdings nicht freundlicher, lieber oder umgänglicher. Und zweitens: Der Effekt trat nur bei Frauen auf. Wurden Männer gebeten, die Attraktivität anderer Männer zu schätzen, so spielte die Farbe der Kleidung keinerlei Rolle.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of Rochester (2010, August 3). Women attracted to men in red, research shows. ScienceDaily.

Interessant! Erzähl mir mehr…!

Diese Hobbies kommen bei Frauen an:
Heimwerker und Hobbyköche stehen bei Frauen hoch im Kurs, ebenso Kulturliebhaber (Theater, Musik, Literatur) und Männer, die sich fit halten. Eine aktuelle Umfrage bestätigt damit die evolutionspsychologische Behauptung, dass Frauen vor allem auf Männer stehen, die sie beschützen und versorgen können und zudem intelligent und erfahren das Leben meistern.

Was Frauen an Männern gefällt – die beliebtesten Hobbies:

Weitaus weniger hoch im Kurs stehen bei Frauen die zeitintensiven und langfristig relativ sinnlosen Freizeitaktivitäten Fußball und PC Spiele. Die typischen Risikosportarten, die nur von echten Kerlen betrieben werden, schneiden überraschender Weise im Vergleich mit den klassischen Beschützer- und Versorger-Hobbies ebenfalls schlecht ab. Das liegt schlicht am Risiko, denn Frauen denken meist pragmatisch: ‚Was nützt mir der tollste Kerl – wenn er tot ist?!‘ Und mit dicken Endrohren scheint Mann heute auch nicht mehr punkten zu können: Fahrzeugtuning ist out – zumindest bei Frauen. Befragt wurden Single-Frauen aller Altersklassen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Fitkau & Maaß

Emotionen – Grundformen menschlicher Kommunikation

Hier kommt ein kleines Quiz für Sie: Werfen Sie einen Blick auf das folgende Bild. Versuchen Sie nun, den Gesichtern die 6 menschlichen Grundemotionen zuzuordnen: Wut, Freude, Trauer, Ekel, Überraschung und Furcht.

Die Auflösung (im Uhrzeigersinn von links oben beginnend): Freude, Überraschung, Angst, Trauer, Ekel, Wut.

Studien der Forschergruppe um den US-Psychologen Paul Ekman zeigen, dass diese 6 ‚Basisemotionen‘ überall auf der Welt gleich ausgedrückt werden – ohne Ausnahme. Man nimmt deshalb an, dass Sie genetisch bedingt sind. Das Faszinierende an diesen Gesichtsausdrücken ist, dass man sie kaum verbergen kann, wenn man die dahinter liegenden Emotionen stark fühlt. Pokerspieler und Geheimagenten mögen zwar darauf trainiert sein, sich Freude, Ärger oder Angst nicht anmerken zu lassen. Aber auch sie sind nicht völlig dagegen immun, ihre Emotionen zu verbergen.

Evolutionsbiologen nehmen an, dass die Basisemotionen früher das Überleben sicherten. Sie erschienen unwillkürlich, sobald einer auf Nahrung (Freude), einen Feind (Furcht), einen Konkurrenten (Wut) oder verdorbenes Wasser (Ekel) traf. Sie zeigten damit automatisch allen Herdenmitgliedern sehr schnell, was Sache war.

Auf US-Flughäfen macht man sich die Basisemotionen inzwischen auch zunutze. Geschultes Personal sowie erste Prototypen von Computerprogrammen erkennen die Basisemotionen anhand der Gesichtszüge. Insbesondere Furcht und Wut zu erkennen, kann hier eventuell entscheidend sein.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Schweiß lass nach -warum schwitzen wir, wenn wir Angst haben?

Schon einmal vor einem wichtigen Gespräch klamme, schwitzige Hände gehabt? Den Schweiß auf der Stirn gespürt oder den eigenen Angstschweiß unangenehmer Weise gerochen?
Nicht alle Menschen schwitzen in unangenehmen, peinlichen, aufregenden oder gefährlichen Situationen gleichermaßen, aber die große Mehrheit tut es – und bemerkt es auch selbst.

Warum aber schwitzen wir in gefährlichen Situationen? Dass uns der Angstschweiß ausbricht, hat vor allem zwei Gründe:

  1. Evolutionär gesehen bereitet uns Schwitzen optimal auf Kampf und Flucht vor. Er verschafft uns das gewisse Etwas an Extra-Energie, damit wir schwierige Situationen bestmöglich durchstehen können – oder uns schnellst möglich daraus entfernen können. Wenn wir nämlich kämpfen, fliehen oder dauerhaft Höchstleistungen bringen müssen, heizt sich der Körper automatisch auf. Und Schweiß ist die natürliche Kühlflüssigkeit des Körpers. Dass schon vor wichtigen und gefährlichen Situationen Schweiß ausgeschüttet wird, liegt an einer gelernten Reaktion: Haben wir eine ähnliche Gefahrensituation schon einmal erlebt, prägen sich die Anzeichen für diese Situation unauslöschbar in unserem Gedächtnis ein. Unser Gedächtnis steuert in der wieder kehrenden Situation dann nicht nur unsere bewussten Gedanken, sondern auch unsere unbewussten Reaktionen – so auch die Schweißbildung. Gutes Beispiel: Das Wartezimmer beim Zahnarzt. Nirgendwo wird ähnlich viel Angstschweiß vergossen, obwohl eigentlich noch gar nichts passiert ist.
  2. Angstschweiß warnt andere Menschen in unserer Umgebung vor Gefahr. Jedes Kind weiß schon, dass Hunde Angstschweiß wahrnehmen können und entsprechend reagieren. Menschen können und tun das auch. Die Psychologin Prof. Dr. Bettina Pause von der Universität Düsseldorf untersuchte die Hirnaktivität von freiwilligen Versuchsteilnehmern mittels funktioneller Magnetresonanztomografie. Dabei mussten Ihre Probanden Schweißproben schnüffeln – die Hälfte davon waren in ‚Angstschweiß‘ getränkt, die andere Hälfte in ‚Anstrengungsschweiß‘. Das Ergebnis: Angstschweiß aktivierte in viel stärkerem Maße Hirnregionen, die für soziale Emotionen wie Mitgefühl verantwortlich waren. Nimmt man also Angstschweiß wahr, kann man unmittelbar fühlen, dass etwas nicht stimmt und ist gewarnt. Das zeigt auch eine Studie der Psychologin Denise Chen von der University of Houston. Deren Versuchsteilnehmer sahen sich teils Horrorfilme an, teils Dokumentarfilme. Danach gab man Studenten die Schweißproben dieser Teilnehmer zum Schnüffeln und ließ sie Wortpaare auf ihre Zusammengehörigkeit hin beurteilen. Die Hälfte dieser Wortpaare bestand aus normaler Weise angstbesetzten Wörtern wie ‚Tod‘ und ‚Waffe‘. Genau bei diesen Wörtern gelang die Zuordnung viel schneller, wenn die Studenten den Angstschweiß anderer Versuchsteilnehmer rochen. Durch den Schweiß waren sie also optimal auf die Erkennung von Gefahrensituationen vorbereitet.

Fazit: Angstschweiß ist eine natürliche und ursprünglich überlebenswichtige Reaktion unseres Körpers. Bevor man also den Schweiß mittels einschlägiger Präparate direkt unterdrückt, sollte man zunächst das Übel bei der Wurzel packen und sich fragen: Wovor habe ich eigentlich Angst? Was an dieser Angstsituation stört mich wirklich und was kann ich verhindern? Wie kann ich mich selbst ruhiger und unentspannter machen, damit erstens keine Angst und zweitens in der Folge kein Schweiß entsteht? Was auch immer uns zum Schwitzen bringt: Wir müssen es erkennen und bewältigen. Damit steigt auch unsere Lebensqualität.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Pause, B. M., Ohrt, A., Prehn, A., Sojka, B. & Ferstl, R. (2008). Chemosensory communication of anxiety. Journal of Psychophysiology.

Psychologische Begriffe: „Spiegelneuronen“

Warum sind wir Menschen so speziell?

Ungleich jeder anderen Art auf diesem Planeten können wir sprechen, Werkzeuge herstellen, abstrakte Ideen zeichnen und formulieren und vor allem: Scheinbar die Gedanken anderer Menschen und Tiere lesen. Und so deren Verhalten vorhersagen.

„Theory of Mind“ – „Mentalisierung“ nennen Psychologen unsere Fähigkeit, die Gedanken anderer zu erraten, indem wir deren Verhalten beobachten. Ein Beispiel: Susi greift in eine leere Keksdose. Was denkt Susi wohl? Wir nehmen an, dass Susi ein Keks essen will. Und wir nehmen an, dass Susi glaubt, Kekse in der Dose zu finden. Das ist die eigentliche „Theory of Mind“-Leistung: Zu erkennen, was Susi denkt. Nur Primaten und einige Vogelarten sind überhaupt dazu fähig.

Der Mensch wiederum ist das einzige Lebewesen, das seine Annahmen über die Gedanken anderer auch noch an Dritte kommunizieren kann.

Eine der interessantesten Fragen in diesem Zusammenhang ist: Wie funktioniert das ‚Gedankenlesen‘ eigentlich? Und in diesem Zusammenhang: Warum können wir nicht nur Absichten erraten, sondern auch mitfühlen, mitleiden und andere imitieren?

Wie bei vielen großen Entdeckungen, brachte ein Zufall die Hirnforschung auf die Spuren der Theory of Mind: Anfang der 90er Jahre gaben italienische Forscher einem Affen eine Erdnuss. Daraufhin begannen Nervenzellen im Gehirn des Affen zu „feuern“, die für Bewegung zuständig waren, obwohl der Affe nicht einmal einen Finger gerührt hatte. Die Forscher waren fasziniert und wiederholten das ‚Experiment‘.

Und es wurde noch besser: Sie bemerkten, dass dieselben für zielgerichtete Bewegungen zuständigen Nervenzellen aktiv wurden, wenn der Affe eine Erdnuss an andere verteilte, als auch dann, wenn er selbst die Bewegung nur beobachtete! Diese Nervenzellen nannten die Forscher „Spiegelneurone“.

Im menschlichen Gehirn findet man sie in vielen Regionen, besonders aber in den für bewusste Bewegungen und Handlungsplanung zuständigen Gebieten (‚Prämototischer Kortex‘ und ‚inferiorer parietaler Kortex‘).

Dass der Affe sich nicht bewegte, obwohl bewegungsrelevante Neuronen aktiv waren, lag an einem vergleichsweise simplen ‚Hemmmechanismus‘ im Gehirn. Er wird automatisch aktiv, wenn wir eine Bewegung nur sehen und nicht ausführen wollen. Dass dieser Mechanismus nicht immer vollständig funktioniert, können Sie selbst in einem kleinen Experiment testen: Geben Sie einer befreundeten Person in einer Gruppe von Menschen ein Glas mit ‚Wasser‘, in das Sie den Saft einer ganzen Zitrone gepresst haben. Teilen Sie das den anderen Personen vorher mit und Sie werden beobachten, dass sich ihre Gesichter verziehen, sobald Ihr ‚Opfer‘ das Glas an den Mund setzt – ganz so, als würden sie die Zitrone selbst schmecken.

Das Ergebnis der Beobachtung mag zunächst nicht sehr spannend klingen, aber die theoretischen und praktischen Auswirkungen waren gewaltig: Endlich hatte man eine physiologische Erklärung dafür gefunden, wie das Lernen komplexer Abläufe funktioniert: Sprache, Sport oder bestimmte Rituale müssen wir uns zunächst von anderen abschauen oder hören, bevor wir eine Vorstellung davon entwickeln und bevor wir sie selbst ausführen können. Die Grundlage für all das liefern uns die Spiegelneurone.

In diesem kleinen Video (Anklicken führt Sie zu Youtube) erfahren Sie weitere Interessante Informationen über Spiegelneurone:

Wie wichtig diese Nervenzellen für uns sind, zeigt sich dann, wenn wir psychische Krankheiten betrachten, bei denen ihre Funktion eingeschränkt ist:

Autisten fehlt oft Empathie, Mitgefühl und die Fähigkeit, andere imitieren zu können. Wir sagen: sie leben in ihrer ‚eigenen Welt‘. Vieles spricht dafür, dass die Signalübertragung ihrer Spiegelneuronen nicht adäquat gesteuert wird.

Bei Schizophrenie, Alzheimer und anderen gravierenden organisch bedingten Krankheiten des Gehirns beobachtet man oft, dass die Betroffenen im Gespräch Gestik und Mimik ihrer Gesprächspartner fast zwangsweise imitieren. Die Patienten können auch nicht anders, denn bei ihnen ist der Hemmmechanismus außer Kraft gesetzt, der bei gesunden Menschen bewirkt, dass die Aktivität der Spiegelneuronen unterdrückt wird.

Von medizinischer und psychologischer Seite wird deshalb viel Engagement in die Forschung mit Spiegelneuronen gesetzt. Anthropologen und Sprachwissenschaftler versuchen aus neuen Erkenntnissen über diese gehemnisvollen Nervenzellen zu entschlüsseln: Wie die menschliche Evolution abgelaufen ist, wie Lernen und Imitation funktioniert – und was uns Menschen so besonders macht.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Rizzolatti, G. (2006). Mirrors in the mind. Scientific American, 295 (5), pp. 30-37