Advents-Special: Was macht die Weihnacht selig?

Die mühsame Sucherei nach dem richtigen Geschenk, überfüllte Kaufhäuser, Terminstress zum Jahresende, unzählige Weihnachtsfeiern und Verwandtenbesuche…  All diese Szenarien führen bei vielen zu Stress, wobei der ursprüngliche Sinn vom Fest des Friedens, der Liebe und der Besinnung aufs Wesentliche gerne all zu leicht in Vergessenheit gerät. Psychologische Forscher ermittelten dennoch Strategien, das Weihnachtsfest zu einem Erfolg zu machen.

 

In der Vorweihnachtszeit sind die meisten Menschen stark beschäftigt. Statt sich auf das Fest der Liebe zu freuen, stehen Termindruck und Stress im Vordergrund. Doch wenn man einige Faktoren beachtet, kann diese Zeit dennoch genossen und so das Weihnachtsfest zu einem Erfolg werden.

 

Glücks- und Stress-Faktoren  für die Weihnachtszeit

Für ihre Studie „What makes for a merry Christmas?“ befragten die Forscher Tim Kasser und Kennon M. Sheldon – zwei Psychologen von Missouri-Columbia – über hundert Personen im Alter zwischen 18 und 80. Sie wollten  wissen, welche Erfahrungen und Aktivitäten als Folge dazu führen, die Weihnachtszeit persönlich als wirklich angenehm zu empfinden.

Demnach seien familiäre und religiöse Erfahrungen, wenn sie als besonders herausragend erlebt wurden, bestens dafür geeignet, in dieser Zeit glücklich zu sein. Zeit mit der Familie und engen Freunden zu verbringen, Religionsausübung und das Weiterführen von Traditionen wurden hier als wichtigste Erfahrungen genannt.

Besteht die Weihnachtszeit jedoch hauptsächlich darin, viel Geld für Geschenke auszugeben und in der Erwartung, selbst welche zu bekommen, berichten die untersuchten Personen weniger Glück und mehr Stress. Materialistische Aspekte des modernen Weihnachtsfests untergraben das Fest der Liebe.

 

Das Fest unter ökologischen Gesichtspunkten

Als weiteren Faktor untersuchten die beiden Wissenschaftler das ökologische Bewusstsein. Importierte Gänse, bleihaltiges Lametta und Bäume aus Plantagen dienen der Umwelt nicht. Umweltbewusstes Feiern ist aber nicht gleichbedeutend mit Verzicht. Man braucht nur  beispielsweise bewusst Bäume aus durchforsteter Waldwirtschaft oder Gänse mit Biosiegel kaufen. Die Forscher berichten, dass auch diese umweltbewusste Festgestaltung dazu führt, ein glückliches Weihnachtsfest zu erleben.

 

Weihnachten – und darüber hinaus

Die Erkenntnisse dieser Studie stimmen mit anderen Ergebnissen überein, die die Zusammenhänge von Familie, Religion und Materialismus mit Glück über das gesamte Jahre betonen. Sie legen nahe, dass der Weg zu einer seligen Weihnacht nicht darüber führt, nur viele teure Geschenke zu kaufen, sie zu verpacken und unter den Baum zu legen. Vielmehr wird das Glück zu Weihnachten dadurch erhöht, tiefere Bedürfnisse zu erfüllen: der Familie nahe zu sein und dem Leben  bewusst Sinn zu geben.

 

Quelle:
Kasser, T., & Sheldon, K. M. (2002). What makes for a merry Christmas? Journal of Happiness Studies, 3(4), 313-329.

Vorsätze 2012: Mehr Lebensqualität, mehr Zeitsouveränität

Wenn uns Anfang März gesagt wird, dass nun schon wieder ein Sechstel des neuen Jahres vorüber ist, dann ist das keine beeindruckende Vorstellung. Wir brauchen ein anderes Bild, das uns die Zeitstrecke „ein ganzes nagelneues, einmaliges Jahr“ deutlicher vor Augen führt.
Stellen Sie sich vor, das neue Jahr wäre ein Mensch, der mit einem 84 Jahre langen Leben bedacht wurde:
Der Jahresbeginn wird symbolisch gefeiert wie die Ankunft eines Menschenkindes, voller Freude aller, mit Feuerwerk und Champagner. Hoffnungsfantasien werden geweckt und auf diese neue Zukunft projeziert. Zum 1. Februar wird er schon 7 Jahre alt. Um Ostern herum volljährig und kann dann in der knospensprießenden Frühlingszeit die Flirtphasen der Jugend genießen. Im Mai ist wohl der Höhepunkt in den Lebensbereichen Partnerschaft, Familiengründung, Brennen für die Karriere, alles noch stark nach vorne gerichtet, man sieht noch viel Zeit und Möglichkeiten vor sich. Und so werden die Monate vergehen, das Leben als Mensch ist bei seiner Selbstwerdung, bei seiner Persönlichkeitsbildung, seinem einmaligen Charakter angekommen. Sachzwänge, Pflichten, berufliche Herausforderungen und privat gestaltete Lebensmuster bestimmen den großen Zeitraum des Erwachsenenlebens. Die nächste Zäsur ist die Pensionierung, die zeitlich passend auf dem Oktoberfest gefeiert wird. Die anschließende beschauliche Zeit für das restliche Viertel des irdischen Daseins ist geprägt vom Genießen des Erreichten, vom langsamen Abschiednehmen, vom Rückblick und vom Bedürfnis nach Generativität: dass man von dem, was man im Leben gelernt hat möglichst viel an die nächsten Generationen weitergeben kann. So erfüllt man auch seinen gesellschaftlichen plus seinen evolutionären Auftrag. Dann zu Silvester ist es zu Ende. Und wie bei einem Begräbnis liegt der größte Trost bei den anwesenden Kindern, die durch ihre Präsenz kommunizieren: das Leben geht weiter. Und schon ist Neujahr und der ganze Reigen beginnt von vorne: ein neues unverbrauchtes, nagelneues Jahr mit all seinen Möglichkeiten.
Was wünschen sich die Menschen nun in unserer heutigen Zeit voller psychologischer Bewusstheit und vielfältigster Möglichkeiten? Forsa hat es im Auftrag der DAK herausgefunden:
Die Menschen wünschen sich für 2012 – hier die big five:
– weniger Stress (60 %)
– mehr Zeit für die Freunde / Familie (56 %)
– mehr bewegen / Sport (55 %)
– mehr Zeit für mich selbst (45 %)
– gesünder ernähren (45 %).
Statt Zeitdruck und den Stress, Familie,Beruf und eigene Interessen unter einen Hut zu bringen möchten viele mehr Entspannung und weniger Sorgen. Man könnte als Fazit sagen: Die Vorsätze zielen auf mehr Lebensqualität und Zeitsouveränität. Doch um die dann auch in die Tat umzusetzen, sollten wir sie lernen zu praktizieren.
Das Jahr 2012 – als Menschenleben gesehen – ist jetzt Anfang Februar gerade in der Grundschule. Nicht mehr weit weg von der Pubertät, wo erst einmal alles in Frage gestellt, die tiefen Fragen gestellt, unmögliche Visionen diskutiert und mögliche Innovationen geboren werden. Fangen wir an.

Dr.Stephan Lermer, 2.2.12

Repräsentative Forsa-Umfrage, über 3000 Befragte in Deutschland im November 2011 – Quelle DAK 2011