Coaching: Chaos auf dem Schreibtisch für klare Gedanken ?

Dass Chefs von ihren Mitarbeitern immer einen perfekt aufgeräumten Schreibtisch verlangen, ist manchmal gar nicht so förderlich zum klaren Denken. Ein chaotischer Arbeitsplatz kann hilfreich sein bei der Suche nach einfachen Lösungen, fanden Forscher heraus.

Die eine Versuchsanordnung bestand aus einem unaufgeräumter Schreibtisch, an denen die Probanden mit einer Flut von mündlichen Anweisungen zu Recht kommen sollten.  Beim einem anderen Versuch sollten die Probanden in einem schlecht organisierten Geschäft einkaufen. Die Erfolgsstrategie, um mit den Schwierigkeiten umzugehen fand sich in der automatischen Kategorisierung. Ist also keine Ordnung vorhanden, sucht sich das Gehirn Bewältigungsstrategien, um mit dem Chaos klarzukommen und schafft auf anderer Ebene Ordnung, vermuten die Forscher. Die Produkte in Kategorien einzuteilen fiel den Versuchspersonen übrigens bei Unordnung sogar leichter.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man absichtlich Chaos schaffen sollte, denn daraus resultiert keine produktivere Arbeit. Ist es jedoch vorhanden hilft unsere Kategorisierung zur Klarheit und fokussierter Einfachheit zu gelangen.

Quelle:  Liu, J., Smeesters, D. & Trampe, D. (2011). Effects of messiness on preferences for simplicity. In: Journal of consumer research, August 2011, pp. 1-37

Psychohygiene beim Sprechen: Wörter können Schmerzen verursachen

Jeder kennt wahrscheinlich die Situation beim Arzt. Kurz bevor man die Spritze bekommt, diese  Warnung: „Das pikst jetzt kurz.“. Doch was bewirkt das im Gehirn?

Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben 2010 untersucht, was Wörter, die wir mit Schmerz verbinden, in unserem Gehirn auslösen. Dazu haben sie den Versuchspersonen zwei unterschiedliche Aufgaben gestellt und währenddessen mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirnaktivität aufgezeichnet. Bei der ersten Aufgabe ging es darum, sich zu schmerzbesetzten Wörtern eine entsprechende Situation vorzustellen. Bei der zweiten Aufgabe bekamen die Probanden eine ablenkende Denkaufgabe, während sie die Schmerz-Wörter hörten. Damit die Ergebnisse nicht auf allgemein negativ besetzte Wörter zurückzuführen sind, haben die Forscher dazwischen andere Wörter wie „angsteinflößend“ oder „widerlich“ eingebaut, die keine direkte Verbindung zu Schmerz haben.

Die Ergebnisse waren eindeutig. Während die schmerz-assoziierten Wörter bei beiden Aufgaben deutlich die Areale im Gehirn aktivierten, die auch durch Schmerzzufuhr aktiviert werden, wurden diese Bereiche durch die anderen negativ besetzten Wörter nicht angeregt. Daraus kann man folgern, dass die verbalen Reize in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen sind. Die Wissenschaftler wollen weiter in diese Richtung forschen und sind jetzt dabei zu untersuchen, inwiefern die ständige Kommunikation mit den Ärzten über die Schmerzen bei chronisch kranken Patienten zu einer Verstärkung der Schmerzen führt.

 

Quelle: Richter M., Eck J., Straube T., Miltner WHR, Weiss T. Do words hurt? Brain activation during explicit and implicit processing of pain words. Pain. 2010;148(2):198-205.

Arbeit = Fitness-Training fürs Gehirn ?

Die Versuchspersonen waren zwischen 60 und 64 Jahren alt: es ging um die Gedächtnisleistung. Zwei amerikanische Forscher baten um das Erinnern einer Liste von zehn Wörtern, und zwar sofort nach der Präsentation und noch einmal nach zehn Minuten.
Ihr Ergebnis war so trivial wie beeindruckend: Wer noch im Beruf stand, konnte die Begriffe deutlich besser erinnern, hatte also gewissermassen ein noch trainiertes, geschmiertes Gehirn verfügbar. Selbst auf ganze Nationenen konnten die Ergebnisse ausgeweitet werden. So waren die Versuchspersonen aus Ländern mit längerer Arbeitszeit wie USA, England, Dänemark oder Schweden nachweislich kognitiv besser als in Ländern mit früherem Renteneintritt wie Frankreich, Belgien oder Italien (Deutschland lag übrigens in der Mitte dieses rankings). Dieses Forschungsergebnis, dass Gehirnarbeit das Gehirn fit hält, war schon früher einmal erbracht worden, wo man den IQ-Abfall von über zwanzig Punkten feststellte, sobald jemand drei Wochen reinen Passiv-Urlaub absolvierte. Also, ob Sudoku, Kreuzworträtsel, Kindern, Kranken oder Alten vorlesen, Serendepity im Netz betreiben, Essen auf Rädern ausfahren oder auch als graue Eminenz sein Brot noch durch Arbeit erwirtschaften, all das hält das Gehirn erfolgreich aktiv. Zum Wohl für einen selbst, und nicht zuletzt für seine Lieben, für die man in Augenhöhe respektabel bleibt.

Rohwedde S., Willis R.J., Mental retirement., J.of Economic Perspektives 2010, 24/1, 119-138