„Ein großes Glas Wasser, bitte!“ „Mhm, ein großes Glas Wasser.“

Eine einfache Strategie, um beim Kommunikationspartner Sympathie hervorzurufen ist, seine Worte zu wiederholen. Das sollte natürlich unaufdringlich geschehen und letztlich einfach dem Partner signalisieren: Ich habe dich verstanden, ich weiß was du willst, wir sind auf einer Ebene.

Der niederländische Forscher Rick van Baaren hat dieses Phänomen anschaulich im Experiment untersucht: Er ließ Kellner die Bestellungen ihrer Gäste auf zwei verschiedene Arten aufnehmen: Die Hälfte der Bestellungen hörten sie sich kommentarlos an, bei der anderen Hälfte der Bestellungen wiederholten sie ganz einfach das Gesagte: „So, Sie bekommen den Rotbarsch mit Kartoffeln, dazu ein großes Wasser….“

Die „Sympathie“ maß van Baaren mit der Menge des Trinkgeldes, die die Kellner am Ende erhielten. Und tatsächlich gaben die Gäste in der „Mimikry-Bedingung“, in der ihre Bestellung wiederholt worden war, mehr Geld. Van Baaren zog aus seiner Studie den Schluss, dass unaufdringliches Nachahmen unserer Kommunikationspartner zu prosozialem Verhalten führt.

Übrigens: Carl Rogers, der Vater der klientenzentrierten Psychotherapie, nannte als einen seiner Grundsätze der Therapie das „Paraphrasieren“, sprich: Das Wiederholen und Umschreiben der Dinge, die seine Klienten ihm erzählten. Aus zwei Gründen schuf er dadurch eine Atmosphäre der Sympathie und der gegenseitigen Akzeptanz: Erstens konnte er so selbst noch einmal überprüfen, ob er seine Klienten wirklich verstanden hatte. Und zweitens fühlten sich die Klienten besser verstanden oder konnten gegebenenfalls ihre Aussagen noch einmal relativieren.


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Quelle: Van Baaren, RB et al. (2003). Mimicry for Money: Behavioral Consequences of Imitation. Journal of Experimental Social Psychology, 39, 393-398.

Macht Geld glücklich?

Geld macht glücklich – oder nicht? Glücksforscher haben herausgefunden, dass Geld nur bis zu einer gewissen Summe glücklich macht – in reichen Industrienationen sind das im Schnitt ca. 60.000€ Netto-Jahresgehalt.

Damit man sein Glück noch mehr steigert, muss man mit dem „überschüssigen“ Geld sinnvolle Dinge anstellen -was das genau sein kann, muss letztlich jeder selbst herausfinden. Fest steht aber, dass bloßer Konsum jenseits der „Glücksgrenze“ von 60.000€ nicht zu mehr Glück führt. Dr. Stephan Lermer im Video von RTL:

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Quelle: RTL Television GmbH

Autsch! Verlust von Geld kann schmerzhaft sein

Wer sich noch an Walt Disney’s Lustige Taschenbücher erinnert, hat jetzt vielleicht den guten alten Dagobert Duck vor Augen: Nach finanziellen Verlusten ist der wahlweise erst einmal ‚krank‘, zieht sich zurück oder krümmt sich, als ob er Schmerzen hätte.

Was im Comic überzogen dargestellt ist, kommt in milderer Form in der Realität allerdings auch vor. Wissenschaftler vom University College London beobachteten Versuchsteilnehmer, die in einem Wett-Spiel Geld verloren. Sie benutzten dazu fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie). Mit diesem röntgenähnlichen Verfahren konnten Sie den Gehirnen der Probanden bei der ‚Trauerarbeit“ zusehen.

Sobald die Teilnehmer einen Verlust erlitten hatten oder einen drohenden Verlust kommen sahen, wurden Hirnregionen aktiv, die auch bei körperlichem Schmerz und psychischer Trauer vermittelnd eingreifen. Diese Areale sitzen tief im Gehirn und erkennen Schmerz und Verlust bereits bevor diese Zustände uns überhaupt als Gefühle bewusst werden, ja sogar bevor wir überhaupt einen Verlust erleiden. Die Forscher um Ben Seymour vermuten deshalb, dass wir Schmerz und Angst in diesem frühen Zustand unterdrücken können, so dass wir noch handlungsfähig bleiben. Eventuell sogar, um drohenden Verlust zu vermeiden.

In weiteren Studien erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über die Entstehung von Spielsucht und unkontrollierbarer Angst vor drohenden Verlusten.

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Quelle: Ben Seymour, Nathaniel Daw, Peter Dayan, Tania Singer, Ray Dolan
(2007). Differential encoding of losses and gains in the human striatum.
Journal of Neuroscience. 27(18):4826-31.

Um was streiten sich Paare am häufigsten?

Natürlich: Um das liebe Geld.
Das belegt eine Studie des Organisationspsychologen Prof. Dr. Erich Kirchler der Universität Wien. 40 Paare überzeugte er davon, 1 Jahr lang über ihr Privatleben Tagebuch zu führen, anonym und im Dienste der Wissenschaft. Nachdem er die umfangreichen Daten der Paare erhalten hatte, kategorisierte und zählte er die Themen, die regelmäßig Streit zwischen den Partnern auslösten. Eindeutiger Sieger waren Themen, die mit Geld zu tun hatten.

Meist wurde der Streit durch die Frage ausgelöst, wie viel Geld für welche Freizeitaktivitäten ausgegeben werden solle. Hier merkt man, dass die Kompatibilität der Partner bei der Freizeitgestaltung eine wichtige Rolle spielt. Wenn die Partner ähnliche oder gemeinsame Interessen in ihrer Freizeit verfolgen, gibt es kaum Beziehungststress. Schwierig wird es nur, wenn einer der Partner ‚besondere‘ Hobbies hat, oder sich die Partner einfach nicht auf das Urlaubsziel einigen können. Oder wenn ‚Sparfuchs‘ auf ‚Verschwender‘ trifft: Da kann schon der Gang zum Supermarkt zum Stein des Anstoßes werden.

Warum aber streitet man so erbittert übers Geld? Professor Kirchler hat aus seinen Befunden eine einfache Lösung herausgelesen: Beim Geld weiß es einfach jeder besser! Männer wie Frauen sind überzeugt, dass sie besser mit Geld umgehen als der Partner und außerdem mehr darüber wissen. So muss man natürlich dem Partner mit durchschlagenden Argumenten seine Sicht der Dinge beibringen – was nicht zwangsläufig im Streit enden muss, es dennoch aber oft tut.

Akzeptanz für die Sichtweise des Partner zu erlangen ist beim Geld gar nicht so einfach, denn schließlich ist Geld wichtig – es bildet die Lebensgrundlage beider Partner. Dennoch ist vernünftige Akzeptanz lernbar. Oder zumindest vernünftiges, sprich konstruktives Streiten. Denn Streiten gehört zur Partnerschaft, genauso wie gegenseitiger Respekt und die anschließende Versöhnung.

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Quelle: Kirchler, E. Liebe, Geld und Alltag. Göttingen: Hogrefe

The less I have, the more I am a happy man…

Warum sich Reiche mehr Sorgen machen

Geld macht kurzfristig glücklich, langfristig aber kann es auch zur Bürde werden. Und das aus zwei Gründen: Erstens zeigen wissenschaftliche Studien, dass sich relativ reiche Menschen in Deutschland mehr Sorgen machen, alles zu verlieren. Dieser ‚Schickedanz-Effekt‘, benannt nach der Erbin des Quelle-Konzerns, ist umso größer, je weiter man es finanziell gebracht hat.

Zweitens findet mit steigendem Reichtum ein Wechsel des Bezugssystems statt: Hat man ein bestimmtes finanzielles Niveau erreicht, so orientiert man sich nicht etwa nach ‚unten‘, sprich: an eben jenem Niveau, das man vor dem Reichtum hatte. Statt dessen – schade ums Ego! – orientiert man sich meist an Menschen, die noch reicher sind. Wer als Neureicher mit seiner Yacht in den Hafen von Palma de Mallorca fährt, wird feststellen, dass es dort eben noch wesentlich größere Boote gibt – und setzt damit sein Glück auf’s Spiel.

Forscher der Harvard-Universität führten zu diesem Phänomen des ’sozialen Vergleiches‘ eine interessante Studie durch: Sie gaben College-Studenten zwei Szenarien vor: 1. eine Welt, in der sie 100.000$ jährlich verdienen (nicht schlecht für einen Studienabgänger), alle anderen aber mindestens 150.000$. und 2. eine Welt, in der sie nur 50.000$ verdienen, alle anderen aber höchstens 30.000$. Die Studenten entschieden sich fast unisono für die zweite Welt, obwohl sie dort nur die Hälfte an Einkommen in Aussicht hatten.

Nach oben gerichteter sozialer Vergleich und die Angst, alles zu verlieren sind zwei der größten Glückskiller. Betroffen sind davon vor allem Menschen, die ihren Reichtum noch nicht lange besitzen. Das erklärt auch, warum das individuelle Glücks-Niveau von Lotteriegewinnern ein Jahr nach ihrem Millionengewinn wieder auf das Niveau vor dem Lottogewinn gefallen ist – oder sogar noch wesentlich darunter liegt. Der einzige Schutz vor solchen Gedanken ist: Bewegen Sie etwas in Ihrem Leben – für sich und für andere. Geld allein macht natürlich nicht glücklich – aber die Dinge, die wir damit machen können.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Lohn macht glücklicher als Gehalt

Eine Abrechnung nach tatsächlich gearbeiteten Stunden macht die Beschäftigten glücklicher als ein festes Angestelltenverhältnis, bei dem monatlich ein immer gleich bleibendes Gehalt gezahlt wird. Das behaupten Forscher der Universitäten von Toronto, Los Angeles, London, Neu Delhi, Singapur und Washington DC in einer weltweiten Studie.

Für viele mag das seltsam klingen – verlangen wir doch gerade im sicheren Deutschland nach sicherem Gehalt, sicheren Renten und sicheren Anlagen. Doch die Daten der Studie „The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection“ sind nicht nur akribisch aufbereitet, sondern zudem konform mit psychologischen Theorien:

1) Einen Lohn für ihre tatsächlich geleistete Arbeit zu erhalten, gibt den Menschen ein Gefühl von Autonomie: Die Dinge in der Hand zu haben und selbst zu bestimmen, wieviel von seiner Arbeitskraft sie wem zu welchem Preis verkaufen. Damit einhergehend Gefühle von Stolz und Selbstwirksamkeit, wenn sie ein gutes monatliches Ergebnis erzielt haben.

2) Arbeitet man auf Stundenbasis, richtet man automatisch mehr Aufmerksamkeit auf die Bezahlung und das Verhältnis von Input (Arbeitskraft) und Outcome (Lohn). Damit bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zur Entlohnung: Bei der Arbeit fokussiert man seine Bemühungen auf die wirklich wichtigen Dinge und die Zeit, die man dafür investiert. Auf Dauer bekommt man dadurch besser die individuell benötigte Work-Life-Balance hin.

Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass Löhne und Honorare immer zu mehr Produktivität und Glück führen als Gehälter. Für (nicht wenige) manche mag die Sicherheit im Vordergrund stehen, die mit einem monatlichen Gehaltseingang in fester Höhe verbunden ist. Viele Menschen werden aber offensichtlich erst so richtig glücklich, wenn sich ihre Entlohnung unmittelbar an das Geleistete knüpft. Ist es nun im Einzelfall sinnvoll, zum festen Gehalt einen flexiblen Lohn hinzuzufügen oder sämtlich auf Honorarbasis zu arbeiten? Im Zweifelsfall ist es wohl am besten, einfach einmal nachzufragen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: DeVoe, SE, & Pfeffer, J (2009). When is Happiness About How Much You Earn? The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection. Personality and Social Psychology Bulletin