Die Kunst des positiven Streitens

Schwelende Spannung macht auf Dauer krank – Meinungsverschiedenheiten und Streits aber offen und konstruktiv miteinander auszutragen ist regelrecht gesund: Streitfähige Paare sind körperlich und psychisch nachweislich gesünder als andere.

In einer Studie ließen Forscher der Ohio State University hundert verheiratete Paare eine halbe Stunde diskutieren: Über Alltagsthemen wie Geld, Freizeit oder Verwandte. Die vorher und nachher abgenommenen Blutproben zeigten, dass das Immunsystem bei solchen Partnern schwächer wurde, die zurückweisend, ablehnend, scheußlich oder sarkastisch, also insgesamt negativ miteinander umgingen.

Der Streit wurde demnach regelrecht als Stress empfunden und schwächte das Immunsystem, was stets zur Folge hat, dass sich das Krankheitsrisiko erhöht.

Es geht nicht darum, Streit zu vermeiden, sondern darum, ihn fair miteinander auszutragen. Das bedeutet, den Partner nicht zu verletzen, und ihm keine Dinge vorzuwerfen, die nicht veränderbar sind und wo er chancenlos ist.

Gleichzeitig gilt es zu vermeiden, die eigene Verantwortung dem Partner zuzuschieben. Sich also zu lösen von Formulierungen wie: „nur weil du…(so bist, so sprichst, dich so verhalten hast), mache ich…“ oder „du zwingst mich ja regelrecht dazu…“ oder „du lässt mir ja keine andere Wahl.“ Das Ziel muss vielmehr sein, die Verantwortung für sämtliche Entscheidungen, Äußerungen und Handlungen selbst zu übernehmen.

Ebenso destruktiv wirkt es, wenn man beim Partner Schuldgefühle erzeugt: „Das hätte ich aber nicht gedacht von dir!“ oder „Ich bin enttäuscht von dir.“ oder „Warum tust du mir sowas an?“ oder „Was habe ich dir getan, dass du so gemein zu mir bist?“

Will man nun proaktiv kommunizieren, gilt es zu erkennen, dass es immer zwei braucht für eine Interaktion. Schließlich kann man nur dann streiten, wenn beide mitmachen. Eigentlich genauso, wie wenn man sich die Hand gibt, als Symbol der Kontaktaufnahme – oder der Versöhnung …

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dermatologische Zeichen von Stress….

…und was Sie dagegen tun können.

Chronische psychische und physische Belastung führt zu Stresssymptomen. Nervosität, Unruhe, Verdauungsprobleme, leichte Schlafstörungen und Aggressivität kennt wohl jeder, der schon einmal über längere Zeit unter Stress gestanden ist. Weniger beachtet wird dagegen, dass uns chronischer Stress ‚mit Haut und Haaren auffrisst‘. Dermatologen werden immer öfter mit Erkrankungen konfrontiert, die Ihre Ursache in Stressrekationen der Patienten haben. Ein Video des American Institute of Physics aus der Reihe ‚Discoveries and Breakthroughs in Science‘ klärt über diese Symptome auf (bitte auf das Bild klicken, Sie werden auf die Website von ‚Sciencedaily‘ verlinkt):


Die Forscher um Dr. Mayoral empfehlen in diesem Beitrag Meditation und Sport als Hauptstrategien gegen stressbedingte Hautreaktionen. Dadurch wird das schädliche Stresshormon Cortisol schneller abgebaut und im Gegenzug Endorphine ausgeschüttet, die ein wohlig-entspanntes Glücksgefühl vermitteln.

Weitere Strategien gegen Stress und Cortisol sind:

  • Perfektionismus ablegen
  • Zeitmanagement und sinnvolles Delegieren im Beruf
  • Nicht zu heiß baden/duschen
  • genügend Auszeit für Entspannung und Schlaf(!) nehmen

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: American Institute of Physics series Discoveries and Breakthroughs in Science by Ivanhoe Broadcast News and are protected by copyright law. All rights reserved

Neue Lust auf den Partner und gleichzeitig weniger Stress gewünscht?

Zwei Körper, eng umschlungen. Zwei Augenpaare, die sich verlangend ansehen. Hände, die fest zupacken. Ein gemeinsamer Rhythmus. Tango eben.

Der Tanz, der seit 2009 auf der Liste der erhaltenswerten Künste der UNESCO steht, hatte ursprünglich ein eindeutiges Ziel: Lust zu machen auf mehr. Als ‚Vorspiel‘ in den Bordellen von Buenos Aires konzipiert wurde er bald standardisiert und salonfähig gemacht. George Bernard Shaw meinte dazu, der Tango sei „der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens“.

Kein Wunder, dass der Tanz mittler Weile dazu verwendet wird, eingeschlafene Paarbeziehungen wieder aufzuwecken. Und das sogar wissenschaftlich fundiert:

Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Gunther Kreuz hat zusammen mit Kollegen die hormonellen Veränderungen tango-tanzender Paare untersucht und fand: Während die Konzentration des Stresshormons Cortisol beim Tanzen abnahm, erhöhte sich die Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron. Kreutz führte etliche Versuchsreihen durch, um die Wirkung von Musik und Tanz unabhängig voneinander zu beobachten. Dabei zeigte sich, dass die Verringerung des Stresshormons vor allem über den Klang der Musik vermittelt wird, die Steigerung des Sexualhormons dagegen erst signifikant wird, wenn Körperkontakt herrscht. Allerdings: Die beiden Wirkungen potenzieren sich. Tango ist erst mit Musik so richtig effektiv und Musik ohne Tango entspannt nicht in demselben Maße.

Neben der Hormonmessung bat Kreutz seine tanzenden Versuchsteilnehmer auch um eine Einschätzung ihrer subjektiven Gefühlslage vor und nach dem Tango. Das Ergebnis: nach dem Tanzen waren die Paare nicht nur gelöster, sondern zudem auch lüsterner.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Kreutz mit den Auswirkungen von Musik und Tanz auf den menschlichen Körper und belegt immer wieder, dass Musikhören sowie aktives Tanzen und Singen positive Auswirkungen auf Gesundheit und emotionales Wohlbefinden haben. Außerdem behauptet er mit Überzeugung: „Tanzen und Musik stärkt unser Immunsystem“.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Quiroga, Cynthia, Stephan Bongard & Gunter Kreutz (2009). Emotional and neurohumoral responses to dancing tango argentino: The effects of music and partner. Music and Medicine, 1(1), 14-21.

Riechen Sie sich gesund!

Fühlen Sie sich gestresst? Nutzen Sie zum Anfang eine einfache Strategie: Halten Sie bei der nächsten Blume an und genießen Sie ihren Duft. Das Jahrtausende alte Wissen um die psychologische Heilkraft des Geruchs von Blüten und Kräutern empfängt jetzt die Weihe der Neurowissenschaftler, Biochemiker und Endokrinologen.


Akio Nakamura und seine Kollegen der Universität in Gunma, Japan, setzten ihre gestressten Labortiere dem Duft von Linalool aus. Linalool ist essentieller Bestandteil vieler ätherischer Öle und kommt natürlicher Weise in Gewürzen, Blumen und Heilkräutern vor. Die gestressten Tiere reagierten auf den Duft mit einem beschleunigten Abbau von Lymphocyten und Leukozyten, die durch die vorherige Anspannung erhöht waren und wesentlich für akute und chronische Stressreaktionen verantwortlich sind. Zudem reduzierte sich die Aktivität von über 100 verschiedenen sogenannten „Stress-Genen“, die während Phasen der Anspannung die Ausschüttung von Stresshormonen begünstigen.

Nakamura betont, dass Menschen seit jeher den Duft bestimmter Pflanzen inhalieren, um Stressreaktionen zu vermeiden, Entzündungen zu bekämpfen und Depressionen vorzubeugen. Aromatherapie, die Anwendung von duftenden Pflanzenölen zur Stimmungs- und Gesundheitsverbesserung, ist bis heute eine populäre Form der alternativen Heilkunst. Linalool ist einer der Hauptbestandteile dieser Therapien. Nakamura und seine Kollegen haben nun bewiesen, dass das Inhalieren vieler pflanzlicher Düfte messbare körperliche Auswirkungen hat.
Also: Riechen Sie sich gesund!

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Nakamura, A. et al (2009). Stress Repression in Restrained Rats by (R)-(-)-Linalool Inhalation and Gene Expression Profiling of their Whole Blood Cells. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 57

ACHTUNG, ANSTECKEND!

Sind Ihre Freunde glücklich? Und deren Freunde? Im Großen und Ganzen Ja? Schön für Sie, denn diese Menschen haben einen großen positiven Einfluss auf Ihre Gesundheit.

Es werden nämlich nicht nur Krankheiten, Viren, Bakterien und Parasiten zwischen Menschen übertragen, sondern auch die Fähigkeit, diese abzuwehren. Der entscheidende Faktor ist dabei Glück und gute Laune, die nachweislich das Immunsystem stärken.

Meinungen, Verhaltensweisen, Einstellungen und vor allem Gerüchte verbreiten sich rasend schnell. Sogar Gähnen und Lachen sind bekanntlich ansteckend. All diese Dinge tragen wesentlich zu unserer körperlichen und geistigen Gesundheit bei. Mit den Auswirkungen solcher sozialer Faktoren auf das menschliche Immunsystem beschäftigt sich das stetig wachsende Forschungsfeld der Psychoneuroimmunologie seit den 1980er Jahren.

Diese Forschungstradition wird jetzt durch eine Studie des Instituts für Politikwissenschaft der UC San Diego unterstützt. Die Forscher untersuchten Einfluss und Verbreitung von Glück, Übergewicht und Rauchen in sozialen Netzwerken. Dafür benutzten sie Daten einer bereits Jahrzehnte dauernden Längsschnittstudie in den USA. Sie fanden unter anderem, dass selbst das Glück eines Freundes eines Freundes eines Freundes das eigene Glück um 6% erhöht (siehe Grafik). Ein glücklicher Nachbar steigert unser eigenes Glück um 34%, ein glücklicher Freund, der gleich nebenan wohnt, sogar um 42%.

Glücklichsein und Lebenszufriedenheit verbreiten sich damit sogar effektiver als Rauchen und Übergewicht. Jede erfolgreiche soziale Interaktion, jeder Kontakt mit glücklichen Menschen lässt die Chancen auf eigene Glücksgefühle um 9% steigen. Jeder Kontakt mit unglücklichen Menschen senkt dagegen das Glücksniveau um 7%.

Ein aufrüttelndes Ergebnis, das natürlich noch eine andere Wahrheit enthält: jeder Mensch kann selbst zur Glückquelle werden. Für seine Freunde. Und deren Freunde. Und deren Freunde….


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: British Medical Journal

Stress löst Gehirnstrukturen auf

Wie gravierend sich Stress auf das Gehirn auswirkt, zeigte eine Studie der Yale School of Medicine im März dieses Jahres:

Unter langandauerndem Stress zeigen wir oft hilfloses Verhalten, Resignation macht sich breit. Dieses Verhalten ist nicht nur Nährboden für psychische Beeinträchtigungen wie Depression, Burnout oder Agoraphobie. Es spiegelt sich auch im Zerfall von Synapsen (Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn) im Hippocampus wider – einer Hirnstruktur, die für Erinnern und emotionale Verarbeitung mitverantwortlich ist.

„Der Synapsenverlust ist wahrscheinlich die Ursache für die rapide Verschlechterung der Stimmung bei depressiven Patienten“ behauptet Tibor Hajszan aus der Forschergruppe der Yale School of Medicine. Zusammen mit seinen Kollegen sucht er nach Medikamenten, die diese Synapsen kurzfristig wieder aufbauen, um eine Behandlung von Depression und Burnout zu ermöglichen.

Für langfristigen Aufbau und Erhalt von Synapsen ist vor allem Aktivität förderlich. Psychotherapeuten tragen dem in vielen Behandlungsansätzen Rechnung, beispielsweise in der Verhaltenstherapie. Aber auch präventiv kann eine Menge getan werden, um Resignation, hilfloses Verhalten und damit assoziierte organische Gehirnveränderungen zu vermeiden:

Bewegung,
gesunde Ernährung und vor allem
sinnvolle Aktivitäten

sind interessanter Weise also auch wichtige Grundlagen auch psychischer Gesundheit.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Hajszan, T. et al. (2009). Remodeling of Hippocampal Spine Synapses in the Rat Learned Helplessness Model of Depression. Biological Psychiatry, 65 (5), 392-400