Stimmungsmanagement

Heitere Gelassenheit steigert Kreativität und Konzentration, Hochstimmung verbessert die eigenen Fähigkeiten, Probleme zu analysieren und zu lösen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Toronto. Die Wissenschaftler um Keith Anderson spielten einer Gruppe ihrer Versuchsteilnehmer eine Zeit lang Ausschnitte aus den Brandenburgischen Konzerten von J.S. Bach vor.

Eine andere Gruppe hörte sich traurige Filmmusik von Sergej Prokofjew an. Danach arbeiteten die Teilnehmer an verschiedenen Aufgaben, die ihre Kreativität und Problemlösefähigkeit herausforderten.

Das Ergebnis: Die Probanden waren nach den Bach-Stücken wesentlich kreativer und innovativer. Zudem waren sie entschieden besser gelaunt als ihre „Mitarbeiter“, die zuvor Prokofjew genossen hatten. Allerdings: Bei eintönigen Aufgaben, die langweilige Routinetätigkeiten repräsentierten, waren die Prokofjew-Hörer sogar leicht besser.

Andrea Abele von der Universität Erlangen kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Sie belegt mit ihren Forschungsarbeiten: Sobald wir in guter Stimmung sind, läuft das Denken „ganzheitlich“ ab: Wir nehmen dann mehr Informationen auf, berücksichtigen diese bei Entscheidungen und Lösungen und zeigen 20% mehr Leistung bei Kreativaufgaben. Kurz: Unsere Wahrnehmung und Informationsverarbeitung läuft ‚ungefilterter‘ ab. Schlechte Laune führt dagegen zu einem ‚Tunnelblick‘, einer Verengung des Wahrnehmungsfensters. Auch das wird gebraucht, eben bei Routinetätigkeiten, bei denen wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren und irrelevante Dinge ausblenden müssen.

Die Studien zeigen demnach zwei Wege zur Leistungssteigerung auf: Können Sie zwischen einer Kreativ- und einer Routinetätigkeit wählen? Dann achten Sie auf Ihre Stimmung, denn sie beeinflusst Ihre Effizienz. Oder: Steht eine Problemlöse- oder Kreativaufgabe an? Dann bringen Sie sich in eine gute Stimmung. Musik, ein informelles Gespräch mit Kollegen, das Familienfoto, Gedanken an den letzten Urlaub oder Vorfreude auf ein nahendes Event sind zuverlässige Gute-Laune-Macher. Stellen Sie sich diese Dinge für ein paar Minuten intensiv vor.

Was Sie nicht tun sollten: Sich selbst in schlechte Stimmung bringen, wenn Routinetätigkeiten anstehen. Delegieren Sie diese falls möglich lieber an einen mies gelaunten Mitarbeiter oder fangen Sie einfach damit an – je schneller Sie damit fertig sind, desto besser.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quellen: Anderson, Adam K. (2005). Affective Influences on the Attentional Dynamics Supporting Awareness. Journal of Experimental Psychology, General, 34, pp. 258-281 Abele, Andrea (1995). Stimmung und Leistung. Göttingen: Hogrefe

Ein Traum wird wahr – Kreatives Arbeiten im Schlaf

Wir haben es ja immer geahnt: Kreative Pausen sind erst dann so richtig effektiv, wenn man sie schlafend verbringt.

Forscher der San Diego School of Medicine untersuchten das bekannte Phänomen, dass Ideen und kreative Leistungen nach Erholungsphasen ansteigen, genauer. Sie gaben ihren Teilnehmern (die im Übrigen fürs Schlafen bezahlt wurden!) Gedächtnis- und Problemlöseaufgaben bevor und nachdem ihnen eine kurze Erholungsphase zugestanden wurde.

Eine Gruppe verbrachte die Erholungsphase (die mehrere Stunden dauerte) schlafend, die anderen Teilnehmer entspannten sich einfach nur und dachten an die schönen Dinge im Leben. Still liegen war allerdings für alle Versuchspersonen Pflicht, denn sie waren an ein EEG-Gerät angeschlossen, das während der Ruhephase ihre Hirnaktivität aufzeichnete.

Auf Grund dieser EEG-Aufzeichnung konnten die Teilnehmer schließlich in drei Gruppen eingeteilt werden: Einige schliefen gar nicht, einige zeigten REM-Schlaf und einige schliefen ohne REM-Schlaf. REM (Rapid Eye Movement) ist ein bestimmtes Schlafstadium, das durch schnelle Augenbewegungen charakterisiert ist. Man nimmt an, dass man sich im REM-Schlaf Bilder und Szenen vorstellt und diese ‚mit den Augen verfolgt‘.

Bei den Gedächtnisaufgaben zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Offensichtlich wurden die aufgenommenen Informationen sowohl in Entspannung als auch im Schlaf weiter verarbeitet und langfristig gemerkt.

Allerdings: Die Kreativaufgaben nach der Ruhepause wurden in den Gruppen unterschiedlich gut gelöst – obwohl sie vor der Ruhepause gleich gut bearbeitet wurden. Hier zeigte sich, dass für die Lösung kreativer Probleme offensichtlich REM-Schlaf entscheidend ist. Denn die Problemlösefähigkeit stieg nach REM-Schlaf um sagenhafte 40% an.

Für den Einzelnen stellt sich nun natürlich die Frage: Wie kommt man in den REM-Schlaf, wenn man gerade über kreative Probleme grübelt? Ein kurzes Mittagsschläfchen reicht hier meist nicht. REM-Schlaf haben wir vor allem am Ende längerer Schlafphasen, so zum Beispiel morgends kurz vor dem Aufwachen. Das bekannte Sprichwort: „Erstmal eine Nacht drüber schlafen, dann fällt uns schon was ein!“ bewahrheitet sich also.

Und noch ein anderes Sprichwort bewahrheitet sich: „Alkohol löst keine Probleme“. Denn: Er unterdrückt teilweise den REM-Schlaf. Wer also kreative Lösungen zu wichtigen Problemen sucht, sollte nicht darauf hoffen, die Lösung durch Alkohl beschleunigen zu können.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: University of California – San Diego (2009, June 9). Let Me Sleep On It: Creative Problem Solving Enhanced By REM Sleep.

Produktive Tagträume

Sich seinen Tagträumen hingeben, die Gedanken schweifen lassen – diese allzu menschlichen Verhaltensweisen gelten im Allgemeinen als unproduktiv und haben damit zumindest in der deutschen Kultur ein negatives Image.

Einen Beleg dafür, dass sich die Dinge ganz anders verhalten, liefert jetzt eine Untersuchung der University of Columbia. Studenten sollten dort langweilige Routineaufgaben bearbeiten, während ihre Hirnaktivität im Kernspintomographen überwacht wurde. Gleichzeitig wurde ihr Aufmerksamkeitsniveau gemessen, so dass Perioden von konzentrierter Aufgabenfokussierung und gelangweilten Gedankenschweifens voneinander abgegrenzt werden konnten.

Aufgabenfokussiertes Problemlösen und gelangweiltes Bearbeiten von Routineaufgaben beanspruchen unterschiedliche Netzwerke von Nervenzellen im Gehirn. So kann man ein „exekutives Netzwerk“, das für aktive Problemlöseprozesse verantwortlich ist, unterscheiden von einem „default Netzwerk“, das bei Routineaufgaben eine Art gleichmäßige Überwachungsaufgabe übernimmt.

Die Forscher um Prof. Kalina Christoff fanden nun Erstaunliches: Gerade wenn ihre studentischen Versuchspersonen ihre Aufmerksamkeit von der langweiligen Routineaufgabe abzogen und anfingen, ihre „Gedanken wandern zu lassen“, wurde das exekutive Netzwerk – zusätzlich – zum Routine-Netzwerk aktiv.

Diese gleichzeitige Aktivierung der beiden Netzwerke wurde bisher ausschließlich beim Tagträumen beobachtet. Faszinierend ist dabei auch, dass während der Tagträume gerade das Netzwerk für komplexes Problemlösen aktiv wird. Prof. Christoff fasst das erstaunliche Ergebnis zusammen: „Die Studie zeigt, dass unsere Gehirne beim Tagträumen viel aktiver sind, als wenn wir uns auf die Routineaufgaben selbst konzentrieren.“

Offensichtlich lösen wir also also beim Tagträumen dringendere Probleme als die unmittelbar vorliegenden täglichen Routineaufgaben – möglicher Weise auch unbewusst. Prof. Christoff: „Beim Tagträumen erreichen Sie vielleicht nicht ihr unmittelbar vorliegendes Ziel – zum Beispiel ein Buch lesen oder im Unterricht aufpassen – aber es kann sein, dass Ihr Gehirn sich diese Zeit nimmt, um sich mit wichtigeren und weitaus komplexeren Fragen zu beschäftigen, wie mit persönlichen Beziehungen oder der eigenen Karriereplanung.“

Die Untersuchung liefert auch einen Hinweis darauf, warum die besten Ideen und Entscheidungen gerade in den Momenten entstehen, wenn scheinbar „über nichts besonderes nachgedacht“ wird (wir berichteten im Blog-Beitrag vom 6.5.09).

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Christoff, K. et al. (2009). Experience sampling during fMRI reveals default network and executive system contributions to mind wandering. PNAS doi:10.1073/pnas.0900234106

Living outside the box

Wer eine Zeit lang im Ausland lebt und arbeitet ist nachweislich kreativer.

In 2 Studien wies ein internationales Forscherteam um William Maddux zunächst nach, dass Studenten und Berufstätige, die für eine gewisse Zeit außer Landes gearbeitet hatten, kreativer und erfolgreicher bei technischen Problemlösungen und Preisverhandlungen waren. Die Dauer des Auslandsaufenthaltes war dabei interessanter Wiese irrelevant.

Maddux und seine Kollegen führten eine Folgestudie durch, in der sie die Ursachen der Verbindung von Kreativität und Auslandsaufenthalt beleuchteten. Sie fanden eine weitere interessante Korrelation: Je mehr sich die Studenten mit der Kultur identifiziert hatten, in der sie gelebt und gearbeitet hatten, desto kreativer waren sie. Maddux: „Das zegt, dass es eine Art psychologischer Transfomation gibt, die dann auftreten könnte, wenn man daran arbeitet, sich in eine neue Kultur einzuleben. Gleichzeitig wird die Kreativität generell gefördert.“

In einem weiteren Experiment bekamen Versuchspersonen – alle hatten eine Zeit im Ausland studiert oder gearbeitet – eine von zwei möglichen Aufgaben: Sie sollten entweder über die Zeit ihres Auslandsaufenthaltes schreiben oder über andere alltägliche Aktivitäten. Das Ergebnis: Die Menschen, die über ihre Zeit in anderen Kulturen schrieben schnitten im folgenden Kreativitätstest am besten ab.

„Das Wissen, dass Auslandserfahrungen wichtig für kreatives Verhalten sind, lässt Austauschprogramme für Studenten und Berufstätige sowie Auslandsentsendungen von Mitarbeitern noch wichtiger erscheinen“, meint Maddux. „Besonders für Unternehmen, bei denen Kreativität und Innovation eine große Rolle spielt.

Noch ist die Richtung des Zusammenhangs unklar. Die Ergebnisse der Studien zeigen jedoch in eindeutiger Weise den Nutzen weltweiter Vernetzung und interkultureller Kommunikation auf.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Leung, Maddux, Galinsky, Chiu (2008). Multicultural Experience enhances Creativity: The When and Who. American Psychologist, 2008