Studie zum Umgang mit Sozialen Medien: Macht uns Facebook unglücklich?

Die Nutzung sozialer Medien ist für die meisten Menschen zur täglichen Routine geworden: Facebook, Twitter, Instagram, Xing sind für die meisten so selbstverständlich, dass sie sich ein Leben ohne Vernetzung nicht einmal mehr vorstellen können. Doch wie beeinflusst die Nutzung sozialer Medien unsere Lebensqualität?

Wieviel Einfluss hat die tägliche Nutzung sozialer Medien auf die Lebensqualität?
Dieser Frage ging das dänische Happiness Research Institute in einer groß angelegten experimentellen Studie nach. – Mit erstaunlichen Ergebnissen.

 

Die Studie

Das Happiness Research Institute mit Sitz in Kopenhagen ist ein unabhängiges Forschungsinstitut, eine Art Denkfabrik, das den Fokus seiner Forschung vollkommen auf Wohlbefinden, Glück und Lebensqualität legt. Ziel der Forscher ist es, Entscheidungsträger über Ursachen und Wirkungen von Glück zu informieren, das subjektive Wohlbefinden zum Gegenstand öffentlicher Debatten zu machen und so die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen.

Für ihr „Facebook-Experiment“ wurden über 1.000 Menschen in Dänemark nach ihren Gewohnheiten bezüglich der Nutzung sozialer Medien sowie über ihre Lebenszufriedenheit befragt. Anschließend wurden die StudienteilnehmerInnen zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe sollte Facebook weiterhin so nutzen wie gewohnt, die zweite Gruppe jedoch wurde aufgefordert, Facebook eine ganze Woche lang gar nicht zu benutzen. Nach dieser Woche wurden alle TeilnehmerInnen erneut gefragt, wie hoch sie ihre Lebensqualität einschätzten.

 

 Die Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse des Experiments sind erstaunlich: Nach nur einer Woche hatte sich die Lebenszufriedenheit der TeilnehmerInnen, die auf Facebook verzichtet hatten, signifikant gesteigert. Auch ihre Stimmung war deutlich gehobener als die der Facebook-NutzerInnen: verglichen mit diesen fühlten sie sich glücklicher, sowie weniger traurig und einsam. Auch erfuhren sie einen Anstieg ihrer sozialen Aktivitäten und waren nach der Woche ohne Facebook zufriedener mit ihrem Sozialleben als zuvor. Sie konnten sich besser konzentrieren, fühlten sich weniger gestresst und gaben an, deutlich weniger das Gefühl zu haben, ihre Zeit zu verschwenden, als noch vor der Facebook-freien Woche.

 

 

Der Einfluss sozialer Medien auf die Lebenszufriedenheit

Wie kann eine nur einwöchige Abstinenz von sozialen Medien einen so deutlichen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben? Die Forschergruppe des Happiness Research Institute vermuten, dass es vor allem der soziale Vergleich ist, der dazu führt, dass sich Menschen, die regelmäßig soziale Medien nutzen, unglücklicher fühlen. Soziale Medien sind keine Spiegel der Realität: Menschen stellen ihre guten Seiten in den Vordergrund und posten Fotos von großartigen Erlebnissen – das aber macht soziale Medien zu einem „Non-Stop-Good-News-Channel“, einem kontinuierlichen Informationsfluss über aufpolierte Leben, der die Wahrnehmung der Realität vollkommen verzerrt.

Weitere Befragungsergebnisse scheinen diese Vermutung zu unterstützen, denn fünf von zehn Facebook-Nutzern geben an, andere um die großartigen Erlebnisse, die diese posten, zu beneiden. Einer von drei Facebook-Nutzern beneidet andere darum, wie glücklich sie auf deren Facebook-Seiten erscheinen. Und vier von zehn Facebook-Nutzern beneiden andere um deren scheinbaren Erfolg. – Ein Vergleichen auf sozialen Medien macht jedoch unglücklich: Regelmäßige Facebook-Nutzer weisen eine 39%-ige Wahrscheinlichkeit auf, weniger glücklich zu sein als ihre Freunde.

 

Nun sind soziale Medien aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Allerdings ist es wichtig, dabei nicht zu vergessen, dass die dort dargestellte „Realität“ eine stark verzerrte ist. Ein Vergleich mit den so erfolgreich und glücklich erscheinenden Menschen ist nun einmal unrealistisch und macht noch dazu unglücklich. Um sich also von sozialen Medien nicht die Lebensqualität rauben zu lassen, ist es sinnvoller, sich darauf zu konzentrieren, was man selbst wirklich braucht – und nicht darauf, was andere scheinbar haben.

 

 

Quellen:
The Facebook Experiment, The Happiness Research Institute, 2015
abrufbar unter: Happiness Research Institute

 

Rauchen wie im Film…

Bitte erinnern Sie sich an die letzten drei Filme zurück, die Sie gesehen haben. Haben die Schauspieler in den Filmen geraucht? – höchstwahrscheinlich! In Hollywoodfilmen, die etwa 80% der Filme ausmachen, die wir sehen, raucht jeder vierte Akteur!

Das wäre kein Thema, wenn nicht Jugendliche das Verhalten „ihrer Stars“ imitieren würden. Doch genau das tun sie natürlich. Der Psychologe Todd Heatherton vom Dartmouth College in Hanover, New Hampshire und Kollegen haben in einer Studie wissenschaftlich untersucht, welche Folgen das Rauchen in Filmen auf junge Menschen hat:

Dazu analysierten sie in Langzeitstudien über 1000 Filme und befragten Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren. Das Ergebnis ist alarmierend: Kinder, die häufig „Rauchszenen“ ausgesetzt waren, hatten ein dreimal so hohes Risiko eine Zigarette zu probieren oder selbst Raucher zu werden als Kinder, die selten „Rauchszenen“ sahen! Zudem hatten die Kinder, die öfter Raucher in Filmen sahen, eine positivere Einstellung zum Rauchen und dachten, dass die meisten Erwachsenen auch rauchen würden.

Besonders überraschend war folgendes Ergebnis: Gerade den Jugendlichen, denen man ein niedriges Raucher-Risiko zugewiesen hätte, nämlich solchen, deren Eltern nicht rauchten und die selbst wenig sensationsgierig waren, zeigten den Effekt am stärksten!

Andererseits sind es gerade diejenigen Jugendlichen, die in ihrer normalen Umgebung häufig mit dem Rauchen konfrontiert werden, die dem Nachahmungseffekt weniger stark unterliegen.

Einer weiteren Studie der Medizinerin Susanne Tanski von der Dartmouth Medical School zufolge sei dabei sogar egal, ob in den Filmen die „Guten“ oder die „Schlechten“ rauchen.

Die Quintessenz aus der Studie von Heatherton ist die Einsicht, dass ein Rauchverbot für Filmcharaktere die Anzahl der Jugendlichen, die mit dem Rauchen beginnen, deutlich senken könnte.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Heatherton, T. F., Sargent, J. D. (2009): Does Watching Smoking in Movies Promote Teenage Smoking? Current Directions of Psychological Science, 18/2: pp. 63-67

Tanski, S. E. et al. (2009): Movie Character Smoking and Adolescent Smoking: Who matters more: Good Guys or Bad Guys?Pediatrics, 124: pp. 135-143

„happy slapping“ – Was tun gegen Handygewalt?

Eine Gruppe Jugendlicher verprügelt einen Mitschüler auf der Schultoilette, eine typische Pausenhofschlägerei oder ein sexueller Übergriff – fast jeder dritte deutsche Jugendliche hat schon mal einen solchen oder ähnlichen Gewaltfilm auf dem Handy gesehen. Neuerdings wird der Trend, Gewalt mit dem Handy zu filmen und zu verbreiten auch als „happy slapping“ bezeichnet – welche Auswirkungen hat das, und was kann man gegen Gewalt auf dem Handy tun?

Ein Interview mit Dr. Stephan Lermer auf n-tv gibt Antworten:

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: n-tv, Beitrag vom 24.07.2009, Nachrichten

Depressiv durch TV-Konsum?

Fernsehen informiert und amüsiert. Es verschafft uns wichtige Anregungen und ist in der Lage, unsere Stimmung zu beeinflussen. Und nicht zuletzt fördert es unsere Selbstwirksamkeit und Entscheidungsfreude, sofern wir (und nicht unsere nächsten Angehörigen) die Macht über die Fernbedienung haben. Soweit zur Theorie.

In der Praxis zeigt sich nun ein erstaunlicher Befund: Forscher der University of Pittsburgh nahmen den TV-Konsum genauer unter die Lupe und verglichen die tägliche Fernsehzeit von Jugendlichen mit dem Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die insgesamt 4142 Jugendlichen notierten dabei über 7 Jahre hinweg, also bis ins junge Erwachsenenalter ihre Gewohnheiten im Umgang mit Medien.

Die Teilnehmer, die zu Beginn der Studie keine depressiven Symptome aufwiesen, waren durchschnittlich für 5,68 Stunden täglich Medien ausgesetzt. 2,14 Stunden verbrachten sie davon mit fernsehen.

Gemäß der Studie führte schon ein geringfügig höherer TV-Konsum zu einem kleinen, aber bedeutenden Anstieg des Depressionsrisikos, insbesondere bei männlichen Jugendlichen.

Die Forscher um Brian Primack vermuten, dass die durch den vermehrten TV-Konsum verringerten sozialen Kontakte für das höhere Depressionsrisiko verantwortlich sind. Auch mangelnde kommunikative Fertigkeiten infolge einseitiger Rezeption der Inhalte wäre ein möglicher Grund. Durch die fortwährende Präsentation „perfekter“ Menschen im TV würden sich außerdem Selbstwertprobleme einstellen.

Eine wichtige Rolle scheint vor allem die Auswahl der TV-Inhalte zu spielen. Man sollte im Allgemeinen eher solche medialen Happen genießen, die man auch verdauen kann. Außerdem sollte man sich mit den aufgenommenen Informationen kritisch auseinander setzen – am besten im Dialog mit wichtigen Bezugspersonen. So schult man die eigenen kommunikativen Kompetenzen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Primack, B. et al. (2009). Association between media use in adolescence and depression in young adulthood: a longitudinal study. Archives of general Psychiatry, 66, pp. 181-188