Dr. Lermer in der Abendzeitung zum 50. Todestag von Marilyn Monroe

Visionsmanagement = wichtigster Erfolgsfaktor

Wie wichtig Ziele und Vorstellungen für den eigenen Karriereerfolg sind, zeigt eine aktuelle Metaanalyse der Harvard University, die demnächst im Journal of Developmental Psychology veröffentlicht wird.

Die Studie belegt, dass die Vorstellung konkreter Lebens- und Berufsziele von Teenagern mehr zu deren Schulerfolg beiträgt als Hausaufgabenhilfe, Zwang oder Qualität der Lehre.

(Auf dem zweiten Platz hinter dem Visionsmanagement folgte übrigens der Transfer von Lernstrategien)

Die Analyse setzte am Beginn der Entwicklung konkreter Karrierepläne an: Im Jugendalter. Studien mit insgesamt über 50.000 14-16jährigen Schülern wurden mit einbezogen. Mit ca. 14 Jahren zeigen im menschlichen Gehirn diejenigen Gehirnareale einen Entwicklungssprung, die für analytisches Denken, Problemlösen, Planen und Entscheiden zuständig sind. Kindliche Träume und Wünsche von Beruf und Karriere können nun analysiert und logisch durchdacht werden.

Nancy E. Hill, Leiterin der Studie, stellt fest: „In diesem Alter beginnen sie [die Schüler] damit, Ziele, Überzeugungen und Motivationen zu internalisieren und all das zu ihrer eigenen Entscheidungsfindung zu benutzen.“ Im Erwachsenenalter setzen wir das fort, nur mit ungleich höherer Erfahrung.

Auch nach der Schulzeit hängen Karriere- und Unternehmenserfolg wesentlich davon ab, ob und welche Ziele und Visionen vorherrschen. „Advice about what to focus on helps students plan their long-term goals.“ resümiert Hill. Und die langfristigen Ziele wirken sich wiederum auf ihren Erfolg aus.

Ebenso verhält es sich im Unternehmen. Die Integration von persönlichen Visionen der Mitarbeiter mit einer anschaulichen Unternehmensvision ist vielleicht DER kritische Faktor für langfristigen Erfolg. Bindung an das Unternehmen, Arbeitsmotivation und wahrgenommener Gestaltungsspielrum steigen, Absentismus und Präsentismus gehen zurück. Effektive Kommunikation über Ziele und Visionen lohnt sich deshalb.

Voraussetzung für eine geungene Integration von Karriere- und Unternehmensvisionen sind theoretische Kenntnisse über Visionsmanagement, Kenntnis der Persönlichkeit der Mitarbeiter und praktisches Wissen über effektive Kommunikation.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Hill, N.E. et al. (2009). Tying education to future goals may boost grades more than helping with homework. Eurekaalert, public-release-date: 19-May-2009; http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-05/apa-tet051909.php

Die Macht von Stereotypen

…und wie wir sie überwinden können:

Stereotype werden allgemein als Vorurteile (oder: Einordnung in Kategorien) gegenüber bestimmten Personen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten (gesellschaftlichen) Gruppen definiert. Die Macht von Stereotypen ist so groß, dass sie sich nicht nur auf die Personen auswirkt, die sie anwenden. Auch diejenigen, die stereotypisiert worden sind, lassen sich unbewusst in Richtung des Stereotyps beeinflussen, wenn sie die Einordnung mitbekommen.

Recht anschaulich wird das in Experimenten verdeutlicht, bei denen Frauen Mathematikaufgaben unter 2 Bedingungen lösen sollen. In der ersten Bedingung sollen sie ihren Wohnort angeben, in der zweiten Bedingung ihr Geschlecht. Das Stereotyp dahinter lautet, dass ‚Frauen schlechter in Mathe‘ sind. In der Tat zeigen Frauen, die ihr Geschlecht im Antwortbogen vermerken, eine schlechtere Leistung als diejenigen, die nur ein paar demographische Angaben machen!

Im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung wird also (meist unbewusst) zunächst das Stereotyp aktiviert und anschließend sinkt die Leistung.

Dieses und ähnliche Ergebnisse haben zur berechtigten Diskussion geführt, ob beispielsweise Geschlechterunterschiede bei der Performance verschiedener Aufgaben zum Teil auf Stereotypisierung zurückzuführen sind.

Wir sind alle täglich vielen Stereotypen ausgesetzt. Steigen wir morgens aus dem Bett, sind wir Mann oder Frau, sind wir in Deutschland, der Türkei, Russland oder den USA geboren, wohnen wir in einer Wohnung oder unserem Haus, arbeiten wir als Banker, Buchhalter oder Bäcker, sind wir klein oder groß usw.

Und bei allem, was wir täglich tun ist anzunehmen, dass wir möglicher Weise nicht nur einem Stereotyp unterliegen. Frauen können schlechter rechnen? Aha, was ist mit weiblichen Finanzbuchhalterinnen? Sind diese gut in Mathe aber konservativ und stur in ihren Einstellungen? Was, unsere mathematisch begabte Buchhalterin ist Mitglied bei 3 Wohltätigkeitsorganisationen? Naja, typisch, Helfersyndrom…!

Was kann man also tun, um – zumindest zum Wohl seiner eigenen Performance – diese Stereotype zu ignorieren, beziehungsweise zu nutzen? Robert Rydell und seine Kollegen vom Department of Psychological and Brain Sciences der Indiana University geben in einer Serie von Experimenten die Antwort:

Sie setzten College-Studentinnen Stereotypen aus und ließen sie dabei mathematische Tests bearbeiten. Eine Gruppe wurde informiert, dass Frauen generell schlechter bei Mathetests abschneiden. Einer weiteren Gruppe wurde vorab mitgeteil, dass College-Studenten generell besser seien als Leute, die nicht das College besuchten. Zwei weitere Gruppen erhielten entweder gar keine Informationen über Stereotype oder beide relevanten Informationen.

Das Ergebnis: Die Studentinnen zeigten nur dann eine schlechtere Leistung, wenn sie ausschließlich mit der Information konfrontiert worden waren, dass Frauen schlechter bei Mathetests abschneiden. Offensichtlich schützte die Aktivierung eines positiven Stereotyps die Frauen vor der Aktivierung des negativen Stereotyps.

Um diese Annahme zu testen, prüften Rydell und seine Kollegen mit welchem Stereotyp sich die Studentinnen in den jeweiligen Bedingungen identifiziert hatten. In der Tat identifizierten sie sich nur in Abwesenheit positiver Stereotype mit dem negativen Vorurteil gegenüber Frauen und Mathe.

Offensichtlich können wir zwischen verschiedenen Stereotypen wählen. Dabei sollten wir darauf achten, dass wir das für unsere Performance beste Stereotyp herausgreifen. Eine Bedingung ist allerdings, dass uns die richtigen Stereotype bewusst sind.

„Die Aktivierung von Stereotypen erfolgt relativ automatisch und ist schwer zu kontrollieren“ sagt Rydell. „Ob man jedoch an das Stereotyp glaubt oder nicht, das ist unter willentlicher Kontrolle. Eine Option ist demnach, in einer Lesitungssituation an all die positiven Gruppen zu denken, denen man angehört und die mit der Aufgabe etwas zu tun haben.“

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: http://www.eurekalert.org/bysubject/social.php

Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks

Interview mit dem Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer, Sorbas 1/2009
Teil 3


SORBAS: Es gibt Psychologen, die behaupten, dass das Glück im Umbau des Gehirns liegt. Gemeint ist damit wohl, dass wir lernen müssen, negative Erfahrungen nicht immer wieder im Kopf zu recyclen und mit düsteren Bewertungen zu interpretieren. Wie können wir negative Emotionen dämpfen und so herunterregeln, dass sie uns das Glücklichsein nicht immer wieder vermiesen?

Stephan Lermer: Seit Freud wissen wir, dass der Mensch durch Leiden lernt. Aus der Raupe wird der Schmetterling, weil er seinen Kokon akzeptiert. Leidvolle Erfahrungen können wir etwa dadurch besser bewältigen, dass wir unsere Einstellungen dazu verändern, sie als vorübergehend betrachten und darauf vertrauen, dass sie das Vehikel zu etwas Neuem sind. Glück hat viel mit Vertrauen zu tun, und zwar mit dem Vertrauen dem Leben gegenüber.

SORBAS: Bereits in der Antike haben sich die Philosophen viele Gedanken über das Glück gemacht und Rezepte für ein gelingendes Leben entworfen. So verstand Aristoteles das Glück als Weise des Lebensvollzugs. Er sah darin weniger einen glücklichen Zufall, der vom Gang der Welt abhängt, sondern einen Prozess, an dem wir durch unsere Einstellung und Art der Lebensgestaltung aktiv teilhaben. Welches sind Ihrer Meinung nach nun die Bedingungen, unter denen ein Mensch sein Leben als glücklich erfährt?

Stephan Lermer: Der Mensch kann lernen, das Glück zu sich einzuladen, indem er ihm einen würdigen Landeplatz bereitet: Ein extravertiertes Leben führen. Dem Leben mit einem Lächeln begegnen. Liebe für sich und andere verströmen. Echte, nutzbringende Leistung, die anderen gibt, was sie benötigen. Dies alles sind mögliche Wege zum Glück.

SORBAS: Ist es demnach Selbstlosigkeit, die glücklich macht?

Stephan Lermer: Mit Selbstlosigkeit hat das nichts zu tun. Sich selbst zu verleugnen führt zu nichts. Wir brauchen einen gesunden Egoismus, um existieren und überleben zu können. Der bessere Weg ist die Empfehlung aus dem Matthäusevangelium, die da lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Der Königsweg zum Glücklichsein führt jedoch über das Abenteuer. Vielleicht eine Firma gründen. Durch den Dschungel radeln. Kurz: Sich etwas zutrauen und aus sich herausgehen.

Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen den letzten Teil des Interviews.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks

Interview mit dem Dipl.-Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer,
Sorbas, 1/2009
Teil 2

SORBAS: Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln hat einmal gesagt, dass die Menschen so glücklich sind, wie sie Glück in ihrer Seele spüren. Ist Glück demnach ein Seelenzustand?

Stephan Lermer: Ganz richtig. Glück spielt sich im Inneren des Menschen ab. Es wird weniger von äußeren Dingen verursacht als vielmehr von Ideen, Gedanken und seelischen Haltungen, die sich aus unseren Vorstellungen und Handlungen ergeben.

SORBAS: Was können wir selber dafür tun, dass sich unsere seelische Befindlichkeit verbesert und wir den Weg aus dem Morast der täglichen Unzufriedenheit finden?

Stephan Lermer: Das Glück liegt in der Selbsterkenntnis: Wer bin ich? Was passt zu mir? Wo liegen meine Möglichkeiten? Am glücklichsten fühlen sich Menschen erwiesenermaßen bei selbstbestimmten Tätigkeiten. Lebensfreude stellt sich demnach immer dann ein, wenn ich die Möglichkeit habe, das zu tun, was ich tun möchte und auch tun kann. Dies setzt allerdings voraus, dass ich meine persönliche Wertehierarchie kenne. Kurz: Ich muss wissen, wer ich bin und was mich wirklich glücklich macht. Dazu braucht der Mensch ein Optimum an Autonomie und sozialer Vernetzung. Menschen müssen ihr Persönlichkeitsprofil entdecken und es mit anderen kommunizieren. Jeder sollte auf seine Weise ein Original sein und sich mit anderen durch Freundschaft und Beziehung austauschen.

SORBAS: Viele Menschen fühlen sich heute von der beschleunigten Welt und dem Maximierungsprinzip des Kapitalismus überfordert. Ist die Schnelligkeit unseres Lebens nicht auch ein Glücksvernichter?

Stephan Lermer: Mit Sicherheit. In einer immer schneller werdenden Welt mit ihren rasanten Warenströmen wird Entschleunigung zu einer Frage von Lebensqualität. Wir brauchen Muße, um zu erkennen, was uns wichtig ist. Der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben liegt demzufolge auch in einer verbesserten Lebensqualität im Sinne einer Work-leisure-Balance. Wir müssen den Lebensgenuss wiederfinden, wie er sich etwas im Flow-Zustand ausdrückt: Eine selbstvergessene Konzentration, bei dem man eins ist mit dem, was man gerade tut. Ob beim Joggen, Malen, Musizieren oder Kochen, wann immer wir in dem aufgehen, was wir tun, geraten wir in ein Flow-Erleben, das glücklich macht. Im Zen-Buddhismus etwa lautet die Empfehlung für solche Achtsamkeit: „Wenn du sitzt, dann sitze – wenn du gehst, dann gehe – wenn du arbeitest, dann arbeite.“

Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen, was Psychologie und Philosophie über das Glück zu sagen haben.

Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks

Interview mit dem Dipl.-Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer,
SORBAS, 1/2009
Teil 1

Es gibt einen Witz über einen Mann namens Herbert, der seinen Herrgott jeden Tag anfleht, ihn endlich in der Lotterie gewinnen zu lassen. Zehn Jahre lang betet er jedes Wochenende inständig: „Lieber Gott, lass mich diesmal gewinnen!“. Vergeblich. Als er es eines Tages erneut versucht, ist sein Zimmer plötzlich in strahlende Helligkeit getaucht und eine tiefe Stimme ruft verzweifelt: „Herbert, gib mir doch eine Chance. Kauf dir doch bitte um Himmels Willen endlich ein Los!“

Mit dem Diplom-Psychologen Dr. Stephan Lermer führen wir ein Gespräch darüber, wie wir uns das „Los“ für ein erfüllteres und glücklicheres Leben ziehen können.

SORBAS: Dr. Lermer, bitte vorab eine Begriffsklärung. Was verstehen Sie unter Glück?

Stephan Lermer: Glück bedeutet zunächst einmal die Umsetzung eines sinnvollen Lebensentwurfs und die optimale Nutzung der eigenen Möglichkeiten. Wie der Baum Früchte trägt oder die Kuh Milch gibt, müssen auch wir Menschen in Übereinstimmung mit unseren Möglichkeiten leben und einen eigenen Platz im Leben finden.

SORBAS: Im Vergleich zur Generation unserer Eltern haben wir heute viel mehr Möglichkeiten, ein unseren individuellen Bedürfnissen entsprechendes Leben zu führen. Trotzdem stagniert die Lebenszufriedenheit in Deutschland. So glauben viele Menschen, dass das Leben immer schwieriger und schlechter würde. Warum tun wir, die Bewohner eines der reichsten Länder der Erde, mit dem Glück derart schwer? Sind wir Deutschen möglicherweise zu miesepetrig?

Stephan Lermer: Das sicher nicht. Aber unsere Erkenntnis ist konsumorientiert, das heißt, wir wollen haben, nehmen und besitzen. Wären wir weniger gierig und würden uns nicht ständig mit anderen vergleichen, hätten wir den ersten Schritt zum Glücklichsein bereits getan. Hinzu kommt, dass wir das Glück außerhalb von uns selber suchen. Die Befriedigung von Konsumwünschen mag zwar Lustgewinn verschaffen, aber kein Glück. Das erklärt, warum sich die durch eine Ware gewährte Lusterfülung auch so schnell als schal erweist.

SORBAS: Laut einer neuen Studie der London School od Economics and Political Science sollen die allerärmsten der Welt, die Menschen in Bangladesh, mit zu den Glücklichsten der Welt zählen. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Stephan Lermer: Diese Menschen sind viel weniger auf Konsum aus, weil sie allein schon auf Grund ihrer Lebensumstände dazu nicht in der Lage sind. Ihnen genügt es, am Leben zu sein, Kinder zu haben. Sie haben eine völlig andere Einstellung zum Leben und gelernt, es jeden Tag aufs Neue anzunehmen. Darüber hinaus haben sie etwas, was uns hier im Westen ziemlich abhanden gekommen ist: Demut.

SORBAS: Viele Menschen hoffen darau, dass ihnen ein Lottogewinn, ein neuer Partner oder sonst ein Wunder einen dauerhaften Glückszustand beschert und sie in eine andere, glücklichere Person verwandelt. Warum sind solche Hoffnungen trügerisch?

Stephan Lermer: Das Glück als solches vermehrt sich nicht durch die Lösung äußerer Probleme. Ist das eine Problem gelöst, wartet schon das nächste. Zudem ist Glück nicht käuflich. Wohlstandsmehrung geht nämlich nicht automatisch mit Glücksempfinden einher. Empirische Forschungen belegen hinreichend, dass beispielsweise ein Lottogewinn nicht glücklich macht, es sei denn, jemand befindet sich in großer finanzieller Not und kann eine Miete nicht mehr bezahlen. Ab der Grundsicherung jedoch ist Glück nicht käuflich. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Amerikaner sagen: „The best things of life are free.“ Und zu eben diesen Dingen gehören Freundschaft, Liebe, Zeit.

Wird forgesetzt. Lesen Sie morgen, wie man persönlich zu seinem Glück betragen kann.

gepostet i.a. von Dr. Stephan Lermer