Eine neue Chance für die Liebe

In unserem gestrigen Beitrag erklärten wir das Empty Nest Syndrom, das die psychologischen Auswirkungen des Auszugs der eigenen Kinder beschreibt und erklärt. Auf Mütter und Väter wirkt sich das Flügge-Werden des Nachwuchses dabei unterschiedlich aus. Die entscheidende Frage ist aber: Was passiert mit dem Verhältnis der Eltern untereinander, wenn die Kinder ausgezogen sind?

‚Mutter‘ und ‚Vater‘ werden plötzlich oder schleichend wieder ‚Full-Time-Partner‘. Die Beziehung muss nun wieder auch ohne die ständige Anwesenheit der Kinder ausgefüllt und bereichert werden. Die Scheidungsstatisken belegen, dass diese Umstellung, diese Wieder-Einstellung auf den Partner beiden Elternteilen oft nicht gelingt. Vor allem dann, wenn sich die Lebenspartner in den Jahren der Kindererziehung gegenseitig primär als Eltern wahrgenommen haben. Kosenamen wie ‚Mutti‘ oder ‚Papa‘ verraten bereits oft die eigene Sicht vom Partner, der ja eigentlich einmal Objekt der eigenen Begierde war und Diskussionspartner für Beziehungsfragen.

Ohne Frage bestimmen auch die vielfältigen Probleme, die sich bei der Kindererziehung ergeben, mit der Zeit die Interaktions- und Kommunikationsmuster zwischen den Partnern. Und sehr oft leidet die Harmonie einer Beziehung unter der Kindererziehung. Sind die Kinder dann aus dem Haus, ist die Harmonie schon so empfindlich gestört, dass ein Umdenken schwer fallen kann.

Der Schlüssel zu einem neuen Partnerschaftsglück lautet dann wie so oft: Gelungene Kommunikation. Aller Anfang ist, dass beide Partner die neu gewonnenen Freiräume als Chance begreifen. Auf dieser Grundlage können sie dann gemeinsam Ziele definieren, Visionen für die nächsten Jahre entwickeln, Wünsche kommunizieren und den Status der Beziehung klären. Leitfrage dabei: Welche Träume sind nun gemeinsam realisierbar?

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quellen: Papastenfanou, Christiane (1997): Auszug aus dem Elternhaus. Aufbruch und Ablösung im Erleben von Eltern und Kindern
Statistisches Bundesamt (2002) (Hrsg.): Datenreport 2002, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn