Spezial zu Partnerschaft und Ehe: Was kennzeichnet glückliche Paare?

Das verflixte vierte Jahr: Vielen Paaren stellen sich gerade in diesem Zeitraum besondere Herausforderungen, denn die körpereigenen Glücks- und Bindungshormone sinken dann auf ihren tiefsten Stand. Haben es die Partner jedoch bis zu dieser Zeit geschafft, ihre Beziehung auf ein festes Fundament zu stellen, könnte das Erhoffte gelingen, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein. Interviews, die Forscher mit älteren und glücklich verheirateten Paaren geführt haben, offenbaren, wie.

Sehr oft konzentrieren sich Forschung und auch Lebensratgeber auf spezielle Fehler, wodurch sich Menschen unzufrieden in ihrer Partnerschaft fühlen und die Beziehung letztlich daran scheitern lassen. Oft werden biologische Prozesse, wie z.B. das Absinken der Hormone Dopamin und Oxytocin für Schwierigkeiten verantwortlich gemacht und die Folgen daraus geradezu als unvermeidlich erklärt.

Ein Beispiel: In einer Studie zum Thema sexuelle und emotionale Eifersucht kommen Forscher zu dem Schluss, dass heterosexuelle Männer ein wesentlich größeres Problem mit sexueller Untreue ihrer Partnerinnen haben, während bei Frauen die emotionale Untreue ihrer Partner zu Eifersucht führt. Als Grund wird hierfür die biologisch begründete Verunsicherung des Mannes angegeben, ob er dann nun wirklich der genetische Vater potentiellen Nachwuchses wäre. Die Frau fürchtet eher die Gefahr, die Position der first lady bei ihrem Partner zu verlieren.

Diese evolutionspsychologischen Herleitungen erscheinen zwar oft sehr plausibel, sind aber einerseits nicht beweisbar und können andererseits diese biologischen Mechanismen nicht einfach auflösen, nur weil man sie jetzt zu kennen glaubt. Der Alltag beweist jedoch: Menschen müssen diesen Mechanismen nicht hilflos ausgesetzt bleiben.

 

Interaktionsmuster als Kennzeichen glücklicher Paare

In einer alternativen Herangehensweise konzentrierten sich Dr. Janice Driver und ihre Kollegen der Universität in Washington auf Merkmale, die glückliche Paare kennzeichnen. In der Hoffnung, Möglichkeiten zu entdecken, wie Menschen über Jahre hinweg glücklich miteinander sein können, lag ihr Fokus auf alltäglicher und nicht konfliktgeprägter Kommunikation. Tatsächlich konnten sie in Langzeitstudien verschiedene Faktoren ausmachen, wann die Partnerschaft auf Dauer als glücklich empfunden wurde.

 

Zuwendung

Einer der wichtigsten dieser Faktoren scheint das zu sein, was Dr. Driver und ihre Kollegen als „Zuwendung innerhalb partnerschaftlicher Interaktion“ bezeichneten. Hierzu wurden Paare eingeladen, eine Woche lang in einem Apartment zu wohnen, um dort 12 Stunden am Tag von den Forschern beobachtet zu werden. Jede Form der Initiierung von Interaktion – ob verbal oder lediglich durch einen Blick oder eine Geste – wurde gezählt und die Reaktion des/der PartnerIn darauf beobachtet. Denn jede Initiierung einer Interaktion bietet die Möglichkeit, die Beziehung zu verbessern oder zu verschlechtern. Auf eine solche Initiierung kann positiv reagiert werden, sie kann aber auch Ablehnung hervorrufen oder völlig ignoriert werden. Bei der Auswertung ihrer Beobachtungsdaten konnten die Forscher feststellen, dass Paare, die sich zuvor als glücklich miteinander bezeichnet hatten, nicht nur deutlich öfter Interaktion initiierten, sondern dass auf diese Initiierung auch wesentlich öfter positiv reagiert wurde. Positive Reaktionen fördern die emotionale Verbundenheit und die Partnerschaft, während Ablehnung und Ignoranz zu Distanz und Unzufriedenheit führen.

Sicher ist es im Alltag nahezu unmöglich, wirklich jeden Blick, jede Geste, jedes Wort des Gegenübers zu bemerken und darauf positiv zu reagieren. Dennoch deuten die Ergebnisse von Dr. Driver darauf hin, dass glückliche Paare dies öfter schaffen – was wiederum dazu führt, auch weiterhin glücklich miteinander zu sein.

 

Der Alltag zählt

Bei dieser und auch vielen anderen Untersuchungen dieser Studienreihe scheint sich eine Vermutung des Forscherteams immer wieder zu bestätigen: Der Alltag zählt. Es ist der alltägliche Umgang miteinander, der darüber bestimmt, wie glücklich Menschen in ihrer Beziehung werden. Ist der Alltag nicht von Respekt und Zuneigung geprägt, werden weder teure Geschenke oder Luxusurlaube dabei helfen, die Partnerschaft dauerhaft glücklich zu erleben.

Das zeigt sich bereits bei den finanziellen Ausgaben für die Hochzeitsfeier: Forscher der Universität von Virginia stellten fest, dass Eheleute, die für ihre Hochzeit zwar auch Geld ausgegeben, aber vorrangig viele Gäste eingeladen hatten, länger und glücklicher miteinander verheiratet sind, als Paare, die lediglich eine überaus luxuriöse Feier veranstalteten, um diesen Tag zu begehen.

Die genseitige tiefe Überzeugung davon, dass der/die PartnerIn Zuneigung, Respekt und Liebe verdient, das Kennen-lernen-wollen der Welt des/der anderen sowie die Betonung und das Leben gleicher Ansichten, Werte und Ziele haben sehr wenig mit materiellen Dingen zu tun. Sie aber werden dafür sorgen, dass eine Partnerschaft das Fundament erhält, auf dem sie von beiden dauerhaft als glücklich erlebt werden kann.

 

Was aber lässt so viele Paare am Alltag scheitern? Der nächste Blog-Eintrag wird dies näher beleuchten.

 

 

Quellen:

Driver, J., Tabares, A., Shapiro, A., Nahm, E. Y., Gottman, J. (2003). Interactional patterns in marital success and failure: Gottman laboratory studies. In F. Walsh (Ed.) Normal family process: Growing diversity and complexity (3rd ed., pp. 493-513) New York: Guilford Press.

Francis‐Tan, A., & Mialon, H. M. (2015). “A diamond is forever” and other fairy tales: The relationship between wedding expenses and marriage duration. Economic Inquiry.

Frederick, D. A., & Fales, M. R. (2014). Upset over sexual versus emotional infidelity among gay, lesbian, bisexual, and heterosexual adults. Archives of sexual behavior, 1-17.

Blind vor Eifersucht

Mit einem simplen, aber genialen Experiment haben Forscher der University of Delaware gezeigt, dass Eifersucht im wahrsten Sinne des Wortes blind macht:

Sie baten Paare ins Versuchslabor. Während sich die Partner gegenübersaßen, bekamen sie auf je einem eigenen Bildschirm Bilder präsentiert. SIE hatte die Aufgabe, unter schnell wechselnden Bildern auf ihrem Schirm solche zu notieren, die Landschaften darstellen. ER sollte Landschaften auf ihre Schönheit hin beurteilen.

Bei der Hälfte des Experiments dann der entscheidende Punkt: Die Versuchsleiter teilten IHR mit, das ER von jetzt an die Attraktivität von Single-Frauen bewerten würde. In Wahrheit machte ER einfach mit den Landschaften weiter – eine Situation also, die der Realität sehr nahe kommt 😉

Daraufhin nahm die Entdeckungsleistung der untersuchten Frauen enorm ab. Grund dafür sind immer wiederkehrende Gedanken und mentale Bilder über die „Aufgabe“ des Partners und die potentiellen Folgen, die damit verbunden sein könnten. Diese Gedanken und Bilder beherrschten die Aufmerksamkeit der Frauen so gründlich, dass sie für manche Reize in der Umgebung schlichtweg blind wurden.

Derzeit werten die Forscher die Daten der Männer aus, deren Partnerinnen attraktive Männer beurteilen durften. Man darf gespannt sein….

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of Delaware (2010, April 14). Blinded by jealousy?. ScienceDaily. Retrieved July 23, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2010/04/100413160859.htm

The less I have, the more I am a happy man…

Warum sich Reiche mehr Sorgen machen

Geld macht kurzfristig glücklich, langfristig aber kann es auch zur Bürde werden. Und das aus zwei Gründen: Erstens zeigen wissenschaftliche Studien, dass sich relativ reiche Menschen in Deutschland mehr Sorgen machen, alles zu verlieren. Dieser ‚Schickedanz-Effekt‘, benannt nach der Erbin des Quelle-Konzerns, ist umso größer, je weiter man es finanziell gebracht hat.

Zweitens findet mit steigendem Reichtum ein Wechsel des Bezugssystems statt: Hat man ein bestimmtes finanzielles Niveau erreicht, so orientiert man sich nicht etwa nach ‚unten‘, sprich: an eben jenem Niveau, das man vor dem Reichtum hatte. Statt dessen – schade ums Ego! – orientiert man sich meist an Menschen, die noch reicher sind. Wer als Neureicher mit seiner Yacht in den Hafen von Palma de Mallorca fährt, wird feststellen, dass es dort eben noch wesentlich größere Boote gibt – und setzt damit sein Glück auf’s Spiel.

Forscher der Harvard-Universität führten zu diesem Phänomen des ’sozialen Vergleiches‘ eine interessante Studie durch: Sie gaben College-Studenten zwei Szenarien vor: 1. eine Welt, in der sie 100.000$ jährlich verdienen (nicht schlecht für einen Studienabgänger), alle anderen aber mindestens 150.000$. und 2. eine Welt, in der sie nur 50.000$ verdienen, alle anderen aber höchstens 30.000$. Die Studenten entschieden sich fast unisono für die zweite Welt, obwohl sie dort nur die Hälfte an Einkommen in Aussicht hatten.

Nach oben gerichteter sozialer Vergleich und die Angst, alles zu verlieren sind zwei der größten Glückskiller. Betroffen sind davon vor allem Menschen, die ihren Reichtum noch nicht lange besitzen. Das erklärt auch, warum das individuelle Glücks-Niveau von Lotteriegewinnern ein Jahr nach ihrem Millionengewinn wieder auf das Niveau vor dem Lottogewinn gefallen ist – oder sogar noch wesentlich darunter liegt. Der einzige Schutz vor solchen Gedanken ist: Bewegen Sie etwas in Ihrem Leben – für sich und für andere. Geld allein macht natürlich nicht glücklich – aber die Dinge, die wir damit machen können.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Virtuelle Netzwerke – idealer Nährboden für aufkeimende Eifersucht

Bist du schon drin?

Virtuelle soziale Netzwerke wie Facebook, MeinVZ, Lokalisten oder XING leisten großartige Dienste beim Knüpfen und Aufrechterhalten von privaten und beruflichen Kontakten. Gleichzeitig verändern sie auch das Wesen unserer sozialer Beziehungen: Wir sind in der Lage, synchron eine Vielzahl von Beziehungen über lange Zeit aufrecht zu erhalten, ohne wirklich viel dafür zu tun. Flüchtige Bekanntschaften werden als ‚Freunde‘ deklariert. Ex-Partner und potentielle Wunschkandidaten können ganz ungeniert und unverbindlich warm gehalten oder getestet werden. Und das Wichtigste: Alle unsere ‚Freunde‘ haben Zugang zu unseren persönlichen, teils intimen, Informationen und Erfahrungen – über Texte. Fotos, Videos, Kommentare anderer Personen oder verlinkte Seiten.

Einen gravierenden Nachteil dieser ‚gläsernen‘ Darstellung unserer Person in sozialen Netzwerken haben Amy Muise und ihre Kolleginnen von der University of Ontario, Kanada, nun im Journal of CyberPsychology and Behavior veröffentlicht: Die Eifersucht von Menschen in festen Beziehungen stieg mit der Zugehörigkeit beider Partner im gleichen sozialen Netzwerk gefährlich an. Die Autorinnen folgern aus ihren Ergebnissen, dass die Internetplattformen einen ‚Teufelskreis der Eifersucht‘ heraufbeschwören: Durch die oftmals zweideutigen Informationen, die sie dort über ihre Partner, deren Expartner und neue Bekanntschaften erfahren steigt die Eifersucht und zudem die Zeit, die sie mit der Suche nach neuen ‚verdächtigen‘ Informationen verbringen. Neue zweideutige Informationen erhöhen wiederum die Eifersucht, und der Teufelskreis dreht sich. Frauen sind übrigens stärker von dem Phänomen betroffen als Männer.

Einer der 308 Studienteilnehmer brachte es auf den Punkt: „Ich habe schon genug Vertrauen in meine Partnerin und glaube, dass sie treu ist, aber wenn jemand zweideutige Kommentare auf ihrer Seite hinterlässt kann ich mir einfach nicht helfen: Ich MUSS sie hinterfragen.“ Zweifellos geht es dabei nicht nur um das mulmige Gefühl, den eigenen Partner verlieren zu können, sondern auch um die Angst, Informationen über den Partner übersehen zu können, die für ALLE anderen relevanten Personen in ihrem/seinem Umfeld offensichtlich sind. Nach dem Motto: Jetzt bin ich der/die Dumme. Dabei haben es alle bemerkt.

Selina sah ihren Lebensgefährten auf einem Party-Foto ihrer Internet-Community mit einer unbekannten Frau. „Da ist nichts“ war die lapidare Antwort, als sie ihn darauf ansprach. Ihre Freundinnen aus derselben Community waren anderer Meinung. Sie wiesen sie auf weitere Fotos mit derselben Person hin. Daraufhin begann sie, systematisch Informationen über das Verhältnis der beiden einzuholen. Das eigene Verhältnis zu Ihrem Lebensgefährten litt in dieser Zeit so gravierend, dass sie kurz vor der Trennung standen. Erst eine persönliche Aussprache zu dritt belegte, dass wirklich nichts vorgefallen war. Das Vertrauen in ihrer Partnerschaft ist trotzdem nicht völlig wiederhergestellt. „Ich war vorher schon ein wenig unsicher, aber das soziale Netzwerk im Internet hat es definitiv viel viel viel schlimmer gemacht“, sagt sie.

In der Stuide von Amy Muise trugen eine eifersüchtige Persönlichkeitsstruktur und die Zeit, die die Teilnehmer in virtuellen Netzwerken verbrachten am stärksten zu Eifersucht und negativer Beziehungsqualität bei.
Einen protektiven Faktor fanden Muise und Kolleginnen allerdings auch: Vertrauen. Wer einander grundsätzlich vertraut, oft miteinander spricht, die Wünsche und Träume des Partners gut kennt, der tappt mit weitaus geringerer Wahrscheinlichkeit in die Eifersuchtsfalle – reell und auch virtuell. Deshalb: Egal wie und wo Sie mit ihrem Partner kommunizieren, sollten Sie immer für eine positive, konstruktive und vor allem emotional offene Atmosphäre sorgen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer