Emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst das Jahresgehalt

Emotionale Intelligenz, die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen erkennen und sie unterscheiden zu können, ist in den letzten Jahren in den Fokus der psychologischen Forschung gerückt. Es geht darum diese Informationen zu nutzen, um das eigene Denken und Handeln zu lenken. Emotionale Intelligenz gilt als wichtige Schlüsselkompetenz, um im Privatleben, in der Schule und im Beruf erfolgreich sein zu können. Eine neue Studie ermittelte nun sogar einen Zusammenhang mit dem Jahresgehalt.

 

Wer emotional intelligent ist und so Gefühle, Stimmungen, Leidenschaften und ähnliche emotionale Zustände an sich selbst und anderen richtig erkennt, kann diese Informationen nutzen und damit erfolgreicher im Privat- und Berufsleben sein. Die Ergebnisse einer Studie von Jochen Menges, Professor an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf, gehen noch darüber hinaus: Die Forscher stellten fest, dass sich die Emotionserkennungsfähigkeit auf das Einkommen auswirkt.

Emotionale Intelligenz

John D. Mayer von der University of New Hampshire und Peter Salovey von der Yale University, Begründer der Forschung zu Emotionaler Intelligenz, beschreiben diese als die Fähigkeit, Emotionen an sich selbst und anderen korrekt erkennen und unterscheiden zu können und dies als Informationen nutzen zu können, die das eigene Denken und Handeln lenken. Intelligenz geht also, ihrer Ansicht nach, weit über den klassisch akademischen Intelligenzbegriff hinaus und umfasst nicht nur verbale und numerische Fähigkeiten. Um beruflich und privat erfolgreich sein zu können, reicht es also nicht, in der Schule gute Aufsätze zu schreiben und mathematische Zusammenhänge zu erkennen. Vielmehr seien es Fähigkeiten, die helfen Emotionen zu erkennen und zu beeinflussen, die zu Lebenserfolg nachhaltig beitragen.

Emotionale Intelligenz umfasst somit die Fähigkeit, eigene Emotionen richtig zu erkennen und sie so zu handhaben, dass sie der Situation angemessen sind und helfen, die eigenen Ziele zu erreichen. Empathie, also die Fähigkeit, Emotionen an anderen zu erkennen und mit diesen angemessen umgehen zu können, wird ebenfalls der Emotionalen Intelligenz zugezählt.

 

 Emotionserkennung als ökonomischer Erfolgsfaktor

Mit ihrer Studie konnten Forscher nun die These von Mayer und Salovey bestätigen, denn Emotionserkennung, ein Teilaspekt der Emotionalen Intelligenz, erhöht nicht nur den allgemeinen Lebenserfolg, sondern auch den finanziellen: Sie fanden einen direkten Zusammenhang zwischen der Emotionserkennungsfähigkeit und der Höhe des Jahresgehalts. Mitarbeiter, die Gefühle von anderen besser erkennen konnten, hatten verdienten deutlich besser als ihre Kollegen, die diese Fähigkeit nicht oder nur in geringem Maße aufwiesen. Andere Faktoren wie akademische Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geschlecht, Alter, Ausbildung, Wochenarbeitszeit und hierarchische Position im Unternehmen wurden in die Untersuchung miteinbezogen, doch auch unter Berücksichtigung dieser Variablen blieb der Zusammenhang zwischen Emotionserkennungsfähigkeit und Jahresgehalt bestehen. Diese Fähigkeit ist also nicht nur von zwischenmenschlicher Bedeutung, sondern hat auch einen deutlichen ökonomischen Wert.

 

 Euphorie – mit Vorsicht

Sicherlich sind diese Ergebnisse erstaunlich und machen deutlich, wie wichtig Emotionale Intelligenz für Lebenserfolg ist. Menschen mit guter Emotionserkennung verhalten sich geschickter in sozialen Kontexten und werden als kooperativer, rücksichtsvoller und hilfreicher eingeschätzt.

Dennoch beinhaltet diese Form der Intelligenz auch die Fähigkeit zur Beeinflussung der Gefühle anderer. Dies kann zum Positiven geschehen, aber auch bedeuten, dass gezielt positive Emotionen geweckt werden, damit Mitarbeiter immer mehr leisten oder Kunden immer bereitwilliger kaufen. Diese Form der manipulativen Beeinflussung, die lediglich einseitig dem Erreichen der Unternehmensziele dient, ist sicher nicht im Sinne der Begründer der Forschung zu Emotionaler Intelligenz.

 

Emotionale Intelligenz geht weit über die akademische Bildung hinaus. Sie hilft, in sozialen Kontexten erfolgreich zu sein und trägt damit deutlich zum allgemeinen Lebenserfolg bei. Es ist abzusehen, dass ihr dank ihrer Funktion als Wirtschaftsfaktor in Zukunft in der Personalführung und auch in Bildungseinrichtungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden wird.

 

 

Quellen:

Goleman, D. (1996). Emotional Intelligence. Why It Can Matter More than IQ. Learning, 24(6), 49-50.

Menges, J., & Ebersbach, L. (2008). Die Bedeutung von Emotionen und emotionalem Kapital im internen und externen Unternehmenskontext. Eine Mentalitätsgeschichte der deutschen Industriegesellschaft am Beispiel des rheinischen Dormagen (1917-1997), Essen, 21-44.

Momm, T., Blickle, G., Liu, Y., Wihler, A., Kholin, M., & Menges, J. I. (2015). It pays to have an eye for emotions: Emotion recognition ability indirectly predicts annual income. Journal of Organizational Behavior, 36(1), 147-163.

Schlechte Noten für Vorgesetzte

„Wie führt Ihr Chef?“ fragt die Ruhr Universität Bochum in einem groß angelegten Online-Survey, bei dem auch Sie Ihren Vorgesetzten zu wissenschaftlichen Zwecken anonym und kostenfrei bewerten können.


Mehr als 3.500 Teilnehmer haben das Angebot bislang genutzt, sein persönliches Ergebnis erhält jeder Teilnehmer direkt im Anschluss an den Fragebogen, der in durchschnittlich 30 Minuten ausgefüllt wird. Die folgende Grafik der vorläufigen Ergebnisse stellt den Führungskräften bislang ein schlechtes Zeugnis aus: 56,1 Prozent benoteten ihren Chef auf einer Skala von 0 bis 9 im unteren Drittel.

Dabei zeigt die aktuelle Studie der RUB, dass die Zufriedenheit mit Chef und Führungsstil der wichtigste Faktor bei der Arbeitszufriedenheit ist: Rund 40% der Zufriedenheit im Job werden vom Verhältnis zum Chef bestimmt.

Immerhin: jeder fünfte (19,9%) ist mit seinem direkten Vorgesetzten zufrieden bis sehr zufrieden. Ob ein Mitarbeiter mit seiner Führungskraft zufrieden ist, hängt insbesondere von folgenden Dingen ab: Dem gegenseitigen Vertrauen, dem Gespür der Führungskraft für die Stimmung und für die aktuellen Fragestellungen im Team, dem angemessenen Delegieren, Koordinieren und Organisieren fachlicher Aufgaben und dem fairen Verhalten der Führungskraft gegenüber ihren Mitarbeitern.

Tragen Sie selbst Führungsverantwortung? Die RUB gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihr eigenes Fühungsverhalten einzuschätzen. Zudem existiert auch ein Fragebogen, mit dem Sie das Führungsverhalten Ihnen unterstellter Führungskräfte bewerten können. Die Online-Tests erhalten Sie hier: http://www.testentwicklung.de/studie_bif.htm

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Ruhr Universität Bochum, Projektteam Testentwicklung, http://www.testentwicklung.de/

Visionsmanagement = wichtigster Erfolgsfaktor

Wie wichtig Ziele und Vorstellungen für den eigenen Karriereerfolg sind, zeigt eine aktuelle Metaanalyse der Harvard University, die demnächst im Journal of Developmental Psychology veröffentlicht wird.

Die Studie belegt, dass die Vorstellung konkreter Lebens- und Berufsziele von Teenagern mehr zu deren Schulerfolg beiträgt als Hausaufgabenhilfe, Zwang oder Qualität der Lehre.

(Auf dem zweiten Platz hinter dem Visionsmanagement folgte übrigens der Transfer von Lernstrategien)

Die Analyse setzte am Beginn der Entwicklung konkreter Karrierepläne an: Im Jugendalter. Studien mit insgesamt über 50.000 14-16jährigen Schülern wurden mit einbezogen. Mit ca. 14 Jahren zeigen im menschlichen Gehirn diejenigen Gehirnareale einen Entwicklungssprung, die für analytisches Denken, Problemlösen, Planen und Entscheiden zuständig sind. Kindliche Träume und Wünsche von Beruf und Karriere können nun analysiert und logisch durchdacht werden.

Nancy E. Hill, Leiterin der Studie, stellt fest: „In diesem Alter beginnen sie [die Schüler] damit, Ziele, Überzeugungen und Motivationen zu internalisieren und all das zu ihrer eigenen Entscheidungsfindung zu benutzen.“ Im Erwachsenenalter setzen wir das fort, nur mit ungleich höherer Erfahrung.

Auch nach der Schulzeit hängen Karriere- und Unternehmenserfolg wesentlich davon ab, ob und welche Ziele und Visionen vorherrschen. „Advice about what to focus on helps students plan their long-term goals.“ resümiert Hill. Und die langfristigen Ziele wirken sich wiederum auf ihren Erfolg aus.

Ebenso verhält es sich im Unternehmen. Die Integration von persönlichen Visionen der Mitarbeiter mit einer anschaulichen Unternehmensvision ist vielleicht DER kritische Faktor für langfristigen Erfolg. Bindung an das Unternehmen, Arbeitsmotivation und wahrgenommener Gestaltungsspielrum steigen, Absentismus und Präsentismus gehen zurück. Effektive Kommunikation über Ziele und Visionen lohnt sich deshalb.

Voraussetzung für eine geungene Integration von Karriere- und Unternehmensvisionen sind theoretische Kenntnisse über Visionsmanagement, Kenntnis der Persönlichkeit der Mitarbeiter und praktisches Wissen über effektive Kommunikation.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Hill, N.E. et al. (2009). Tying education to future goals may boost grades more than helping with homework. Eurekaalert, public-release-date: 19-May-2009; http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-05/apa-tet051909.php

Bescheidenheit ist eine Zier…

…doch weiter kommt man ohne ihr? Weit gefehlt. Bescheidenheit wirkt.

Das belegen Prof. Blickle und seine Kollegen von der Universität Bonn in einer aktuellen Studie über Mentoring, Networking und Karriereerfolg. Sie befragten mehr als 300 Young Professionals über 3 Jahre hinweg hinsichtlich ihrer Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten, Persönlichkeitseigenschaften und Auftreten sowie der Rolle von Mentoren innerhalb ihres Unternehmens. Außerdem erhoben sie den Karriereerfolg, sowohl aus der Sicht der Berufseinsteiger (Arbeitszufriedenheit und subjektive Karrierechancen), als auch mit objektiven Kriterien (Gehalt und erreichte Position).

Das Ergebnis: Die eher bescheidenen Berufseinsteiger fanden leichter einen Mentor im Unternehmen als die lauten Selbstdarsteller. Mentoring wiederum war noch vor dem Networking der stärkste Karrierefaktor. Kein Wunder also, dass die Bescheidenen letztlich zufriedener mit der eigenen Karriere waren und zudem auch über höheres Enkommen und einen höheren Status zum Ende der Untersuchung verfügten.

Allerdings wirkt sich Bescheidenheit nur im Zusammenhang mit guten Leistungen so extrem förderlich auf die Karriere aus.

Und noch einen Punkt betonen die Autoren: Obwohl Mentoring der wichtigste Karrierefaktor ist, steht das Networking doch an zweiter Stelle. Bescheidenheit sollte also nicht mit Zurückhaltung verwechselt werden! Die Kombination von Aktivität, Extraversion, Offenheit und Bescheidenheit bezüglich eigener Leistung ist das Rezept für eine erfolgreiche Karriere.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Blickle, G., Witzki, A., Schneider, P. (2009). Mentoring support and power: A three-year predictive field study on protégé networking and career success. Journal of Vocational Behavior, 74 (2), pp. 181-189