Wer soll die OP-Musik auswählen – Arzt oder Patient? Hier die Antwort:

Lediglich Flüstern, Murmeln, Besteck- und Gerätegeräusche im OP sind Vergangenheit. Längst weiß man: Musik entspannt die Patienten und reduziert die Angst bei Operationen und anderen Eingriffen.

Einige Ärzte der Maria-Hilf-Kliniken in Mönchengladbach wollten es genau wissen. Sie untersuchten, inwiefern es eine Rolle spielt, welcher Musikgeschmack ertönt, also ob der Arzt die Musik bestimmt oder der Patient auswählen darf.

200 Patienten hörten bei den  Herzkatheter-Untersuchungen musikalische Begleitung.  Dabei wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt: 100 Patienten durften selbst zwischen Klassik, Pop und Jazz oder aber gar keiner Musik entscheiden. Bei den Untersuchungen der anderen 100 Patienten wurde diejenige Musik abgespielt, für die sich der Arzt entschieden hatte.

Insgesamt wurde deutlich, dass sowohl Angst als auch Blutdruck geringer waren bei Patiente mit Musik im Vergleich zu denen, die sich für gar keine Musik entschieden hatten. Auffällig war aber, dass Angst und Unruhe bei denjenigen Patienten noch weniger ausgeprägt waren, bei denen der Arzt die Entscheidung über die Musik übernommen hatte. Hier war der Effekt bei den Musikrichtungen Klassik und Jazz sogar besonders ausgeprägt.

Zur Erklärung führten die Wissenschaftler an, die Patienten gäben in der Klinik die Verantwortung generell gerne komplett ab. Außerdem müssten sie sich so keine Gedanken machen, ob die Wahl wohl auch dem Arzt zusage – dem sie ja schließlich ausgeliefert sind.

 

Quelle: Goertz, Wolfram et al.(2011). Music in the cath lab: who should select it? In: Clinical Research in Cardiology – CLIN RES CARDIOL, vol. 100, no. 5, pp. 395-402, 2011

Klassische Musik zu den Feiertagen

Die Weihnachtszeit bietet natürlich nicht nur Nährboden für Streit und Zwist (siehe unseren Beitrag vom 18.12.09), sondern vor allem die Chance, einmal wieder zu Ruhe zu kommen und aktiv zu entspannen. Dass das für viele am besten mit Musik funktioniert, ist bekannt. Nun sind die sogenannten ‚Weihnachtsklassiker‘, die in Radiostationen und Weihnachtsmärkten rauf- und runtergespielt werden – wie das unsägliche One-Hit-Wonder ‚Last Christmas‘ – eigentlich nicht geeignet, uns Ruhe und Erholung zu verschaffen. Im Gegenteil: Sie sollen uns statt dessen aktivieren und energetisieren.

Viel besser eignet sich zur Entspannung und Gesundung die ‚klassische‘ klassische Musik. An die gesundheitsfördernde Wirkung von Mozart, Bach, Schubert und Co. erinnert Prof. Dr. Trappe von der medizinischen Klinik der Universität Bochum in einem aktuellen Artikel:

Klassische Musik helfe nicht nur bei Ängsten und Depressionen, wo sie oft therapiebegleitend eingesetzt wird. Vielmehr habe der klassische Sound beruhigende Wirkungen auf objektive Gesundheitsparameter: Auf die Herzrate, die Herzratenvariabilität und die Hormonspiegel, insbesondere der oft gesundheitsschädlichen Stresshormone Cortisol und Adrenalin.

Wer nicht auf klassische Orchestermusik steht, dem empfiehlt der Bochumer Mediziner sanfte Rock- und Pop-Balladen. Bei Musikern sind die heilsamen Effekte klassischer Musik übrigens stärker ausgeprägt. Und auch Musik-Machen hat in der Regel beruhigende Wirkung. Singen im Advent und an Weihnachten ist also offensichtlich gesundheitsfördernd.

Also dann: „Sti-hille Nacht, heilige Nacht….


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Neue Lust auf den Partner und gleichzeitig weniger Stress gewünscht?

Zwei Körper, eng umschlungen. Zwei Augenpaare, die sich verlangend ansehen. Hände, die fest zupacken. Ein gemeinsamer Rhythmus. Tango eben.

Der Tanz, der seit 2009 auf der Liste der erhaltenswerten Künste der UNESCO steht, hatte ursprünglich ein eindeutiges Ziel: Lust zu machen auf mehr. Als ‚Vorspiel‘ in den Bordellen von Buenos Aires konzipiert wurde er bald standardisiert und salonfähig gemacht. George Bernard Shaw meinte dazu, der Tango sei „der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens“.

Kein Wunder, dass der Tanz mittler Weile dazu verwendet wird, eingeschlafene Paarbeziehungen wieder aufzuwecken. Und das sogar wissenschaftlich fundiert:

Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Gunther Kreuz hat zusammen mit Kollegen die hormonellen Veränderungen tango-tanzender Paare untersucht und fand: Während die Konzentration des Stresshormons Cortisol beim Tanzen abnahm, erhöhte sich die Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron. Kreutz führte etliche Versuchsreihen durch, um die Wirkung von Musik und Tanz unabhängig voneinander zu beobachten. Dabei zeigte sich, dass die Verringerung des Stresshormons vor allem über den Klang der Musik vermittelt wird, die Steigerung des Sexualhormons dagegen erst signifikant wird, wenn Körperkontakt herrscht. Allerdings: Die beiden Wirkungen potenzieren sich. Tango ist erst mit Musik so richtig effektiv und Musik ohne Tango entspannt nicht in demselben Maße.

Neben der Hormonmessung bat Kreutz seine tanzenden Versuchsteilnehmer auch um eine Einschätzung ihrer subjektiven Gefühlslage vor und nach dem Tango. Das Ergebnis: nach dem Tanzen waren die Paare nicht nur gelöster, sondern zudem auch lüsterner.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Kreutz mit den Auswirkungen von Musik und Tanz auf den menschlichen Körper und belegt immer wieder, dass Musikhören sowie aktives Tanzen und Singen positive Auswirkungen auf Gesundheit und emotionales Wohlbefinden haben. Außerdem behauptet er mit Überzeugung: „Tanzen und Musik stärkt unser Immunsystem“.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Quiroga, Cynthia, Stephan Bongard & Gunter Kreutz (2009). Emotional and neurohumoral responses to dancing tango argentino: The effects of music and partner. Music and Medicine, 1(1), 14-21.

Der Soundtrack des Gehirns

Warum Menschen eigentlich Musik mögen, ist eines der großen Rätsel der evolutionären Psychologie. Viel spannender als die Frage nach dem Warum? ist aber eigentlich die Frage: Wozu?

Beinahe jeder Mensch liebt Musik. Welche Art von Musik wir wann mögen, hängt dabei wesentlich von unserer Stimmung ab. Andererseits ist es auch erwiesen, dass Musik Stimmungen induzieren kann: Bei ruhiger Musik entspannen wir, bei einem Allegro werden wir aktiv. Mittels EEG (Elektroenzephalogramm), mit dem Gehirnströme quasi in ‚Echtzeit‘ gemessen werden, kann man seit einigen Jahren diese stimmungsinduzierende Wirkung auch neurophysiologisch nachweisen: Die Wellenmuster des Gehirns verändern sich unter dem Einfluss von Musik!

Wissenschaftler vom Science & Technology Directorate des US-Department of Homeland Security gehen nun noch einen Schritt weiter und behaupten: ‚Jedes Gehirn hat seinen eigenen Soundtrack.‘ Tempo und Melodie variieren dabei in Abhängigkeit der Stimmung, der Tätigkeit und dem Aufbau des Gehirns selbst.

Das Erstaunliche: Diesen Soundtrack kann man in bestimmten Stimmungen aufzeichnen, in musikalische Signale übersetzen und wieder abspielen, um damit wiederum die gleichen Stimmungen zu induzieren: Das entstandene Biofeedback könnte zum Beispiel in naher Zukunft bei der Therapie von depressiven Erkrankungen genutzt werden. Oder man könnte den optimalen ‚Alarm-Soundtrack‘ eines Feuerwehrmannes aufnehmen und ihn in entsprechenden Krisensituationen wieder abspielen (falls er ihn dann noch braucht).

Darüber hinaus hat jedes Gehirn einen Ruhe-Track, der bei völliger Entspannung entsteht und laut den Wissenschaftlern zur Entspannungsinduktion genutzt werden kann.

Ein Beispiel für eine solche „Gehirnkomposition“ finden Sie unter folgendem Link:

Hörprobe Brainmusic Active

Der große Nutzen von Musik scheint also tatsächlich darin zu bestehen, uns in Stimmungen und Zustände zu versetzen, die optimales Verhalten bewirken. Evolutionäre Psychologen vermuten, dass sich die Liebe zur Musik gleichzeitig mit der Sprache entwickelte, weil beide in etwa dieselben Hirnregionen beanspruchen.

So gesehen wäre die Evolution der Musik ein Nebenprodukt der für die menschliche Spezies so wichtigen Sprachentwicklung. Womit auch die Frage nach der schönsten Nebensache der Welt endgültig geklärt wäre.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: http://hsdailywire.com/single.php?id=7859