Man ist, was Mama isst?

Was hat Ihre Mutter eigentlich in der Zeit gegessen, bevor Sie mit Ihnen schwanger war? Komische Frage? Keineswegs…

Die Gesundheit der Mutter in den Tagen und Wochen bevor sie schwanger wird, beeinflusst offenbar die Gesundheit des Kindes bis in dessen späteres Leben hinein. Dieser Schluss lässt sich durch die Ergebnisse neuer Studien ziehen, die auf dem momentan stattfindenden jährlichen Treffen der Society for the Study of Reproduction in Pittsburgh präsentiert werden. Diese Studien zeigen, dass die mütterliche Ernährung und Proteinaufnahme epigenetische Veränderungen in der Fötusentwicklung verursachen kann, die dann zu Konsequenzen in der späteren Gesundheit führen können.

Die Studien kommen zu folgenden Ergebnissen:

Zu viel Süßes? Mütterliche Diabetes und Embryoentwicklung

Die Zeit zwischen Ovulation und Empfängnis sei eine kritische für die Gesundheit von Mutter und Fötus, so die Biologin Kelle Moley von der Washington University School of Medicine. Sie fand in Studien mit Mäusen heraus, dass feine Unterschiede im mütterlichen Stoffwechsel zu langanhaltenden Effekten führen. Dr. Moley übertrug beispielsweise kurz nach der Ei-Einpflanzung Embryos von einer Maus mit Diabetes in eine Maus ohne Diabetes. Dies führte zu Nervenschäden, Herzschäden, Gliederdeformationen und Wachstumsstörungen beim Nachwuchs. Moley sagte, dass diese Ergebnisse Hinweis darauf seien, dass die Ideen über mütterliche Gesundheit mit dem Blick auf die Zeit vor der Schwangerschaft nochmal neu beleuchtet werden müssen.

Nimm Vitamine zu dir, bevor du schwanger wirst!

Raten wir schwangeren Frauen zu spät zur Vitaminergänzung?
Dem Biologen Kevin Sinclair von der University of Nottingham nach, kann die mütterliche Ernährung schon zum Zeitpunkt der Zeugung die Entwicklung des Fötus verändern. In Studien mit Schafen und Nagetieren fand er heraus, dass der Nachwuchs von Müttern mit einem Mangel an B12 und Folsäure beim Erreichen mittleren Alters dicker war, insulinresistenter war und einen höheren Blutdruck hatte.

Proteinarme Diät führt zu nervösen Kindern

Niedrige Proteinlevel bei weiblichen Mäusen während den ersten Augenblicken der Zeugung verursachte abnormales Wachstum, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohen Blutdruck und sprunghaftes Verhalten beim Nachwuchs. Professor und Biowissenschaftler Tom Fleming von der University of Southampton nach, wachsen Kinder von Müttern mit Proteinmangel deswegen schneller, weil sie versuchen so viele Nährstoffe wie möglich aufzunehmen, als Kompensation aufgrund der mangelnden Versorgung im Mutterleib.

Wird Ihnen nun so einiges klar? Oder müssen Sie nochmal bei ihrer Mutter nachfragen, um mögliche Ursachen für Beschwerden aufzudecken?

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Fleming, T. P., Watkins, A. J., Eckert, J. J.(2009):
Maternal Dietary Effects on Rodent Egg/Embryo Developmental Potential and Long-Term Health.
Biology of Reproduction, 81: 4;
Moley, K. H. (2009): Too Much of a Sweet Thing – Maternal Diabetes and Oocyte Quality. Biology of Reproduction,
81: 2;
Sinclair, K. (2009): Developmental Origins of Health and Disease: B Vitamins and DNA Methylation Programming in the Oocyte and Pre-Implantation Embryo.
Biology of Reproduction, 81: 3.

ACHTUNG, ANSTECKEND!

Sind Ihre Freunde glücklich? Und deren Freunde? Im Großen und Ganzen Ja? Schön für Sie, denn diese Menschen haben einen großen positiven Einfluss auf Ihre Gesundheit.

Es werden nämlich nicht nur Krankheiten, Viren, Bakterien und Parasiten zwischen Menschen übertragen, sondern auch die Fähigkeit, diese abzuwehren. Der entscheidende Faktor ist dabei Glück und gute Laune, die nachweislich das Immunsystem stärken.

Meinungen, Verhaltensweisen, Einstellungen und vor allem Gerüchte verbreiten sich rasend schnell. Sogar Gähnen und Lachen sind bekanntlich ansteckend. All diese Dinge tragen wesentlich zu unserer körperlichen und geistigen Gesundheit bei. Mit den Auswirkungen solcher sozialer Faktoren auf das menschliche Immunsystem beschäftigt sich das stetig wachsende Forschungsfeld der Psychoneuroimmunologie seit den 1980er Jahren.

Diese Forschungstradition wird jetzt durch eine Studie des Instituts für Politikwissenschaft der UC San Diego unterstützt. Die Forscher untersuchten Einfluss und Verbreitung von Glück, Übergewicht und Rauchen in sozialen Netzwerken. Dafür benutzten sie Daten einer bereits Jahrzehnte dauernden Längsschnittstudie in den USA. Sie fanden unter anderem, dass selbst das Glück eines Freundes eines Freundes eines Freundes das eigene Glück um 6% erhöht (siehe Grafik). Ein glücklicher Nachbar steigert unser eigenes Glück um 34%, ein glücklicher Freund, der gleich nebenan wohnt, sogar um 42%.

Glücklichsein und Lebenszufriedenheit verbreiten sich damit sogar effektiver als Rauchen und Übergewicht. Jede erfolgreiche soziale Interaktion, jeder Kontakt mit glücklichen Menschen lässt die Chancen auf eigene Glücksgefühle um 9% steigen. Jeder Kontakt mit unglücklichen Menschen senkt dagegen das Glücksniveau um 7%.

Ein aufrüttelndes Ergebnis, das natürlich noch eine andere Wahrheit enthält: jeder Mensch kann selbst zur Glückquelle werden. Für seine Freunde. Und deren Freunde. Und deren Freunde….


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: British Medical Journal

Immer locker bleiben – Sitzhaltungsmythen


Wie sieht die optimale Sitzhaltung aus?

Antwort: DIE optimale Sitzhaltung gibt es nicht. Den meisten Menschen tut eine Kombination der 3 dargestellten Alternativen am besten.

Öfters die Sitzposition zu wechseln, setzt die Bandscheiben optimaler Belastung aus. Bandscheiben bestehen aus knorpelähnlichem Material und sind deshalb sogar auf flexiblen Druck angewiesen, um langfristig zu funktionieren.

Schlecht ist nur, wenn man länger in einer Position verharrt. Jahrhundertelang bekamen Kinder eins auf den Rücken, wenn sie aus der ‚optimalen‘ 90°-Stellung (b) in eine ‚Lümmelhaltung‘ (c) wechselten. Und 2006 sorgte eine Pressemeldung für Aufsehen, nach der die Lümmelhaltung die gesündeste, weil am wenigsten beanspruchende Sitzhaltung ist. Wilke (1999) fand heraus, dass entspanntes Sitzen à la c) weniger Druck auf die Bandscheiben zur Folge hat. Und in der Untersuchung, die der Aufsehen erregenden Pressemeldung rund um das gesunde ‚Lümmeln‘ vorausging, untersuchte ein Team um W. Bashir mittels Kernspintomograph den Druck auf Bandscheiben und Rückenwirbel und kam zu dem Schluss, dass in einer 135°-Position der wenigste Druck vorherrscht.

Diese Ergebnisse verführen zu voreiligen Schlüssen. Allerdings zeigen medizinische Studien konsistent, dass statischer Druck auf die Wirbelsäule in jeglicher Position negative Auswirkungen hat.

Die Berufsgenossenschaften empfehlen eine dynamische Sitzposition – zu Recht. Denn nur, wenn man die Sitzposition öfter wechselt, kann man Rückenschmerzen vorbeugen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Supp, G. (2007). Leben_Mythen & Mysterien – Lümmeln ist gesund. pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten, 59, 5

Vergebung lohnt sich, Rache zahlt sich nicht aus

Wer nach dem Motto ‚Auge um Auge – Zahn um Zahn‘ handelt, ist unzufriedener mit dem eigenen Leben, hat weniger Freunde und wird mit höherer Wahrscheinlichkeit arbeitslos.

Wir alle sind zwar grundsätzlich zur Vergebung fähig, leben aber sehr oft nach dem Motto ‚tit-for-tat‘, sprich: wenn du mir etwas gibst, bekommst du etwas von mir; falls du mir etwas antust, wehe…! Forscher sprechen hier von ‚Reziprozität‘ und sind sich einig, dass reziprokes Verhalten eine wesentliche Determinante sozialer Interaktion ist.

Positives reziprokes Verhalten zeigen wir beispielsweise, wenn uns ein Freund beim Umzug hilft. Wir werden uns bei seinem nächsten Umzug entsprechend revanchieren. Negative Reziprozität äußert sich immer dann, wenn uns irgend jemand etwas ‚angetan‘ hat und wir es ihm mit gleicher oder ähnlicher Münze zurück zahlen. Nach dem Motto: ‚Warum sollte ich dem jetzt helfen? Er hat mir doch damals auch nicht geholfen, als ich ihn darum gebeten habe.‘

Forscher der Universität Bonn untersuchten nun die Langzeitfolgen negativer Reziprozität in einer groß angelegten Studie (20.000 Teilnehmer im deutschsprachigen Raum). Personen, die sich überwiegend positiv reziprok verhalten und bei negativen Erlebnissen eher vergeben, sind auch eher bereit, mehr als nötig zu arbeiten. Allerdings nur, wenn sie die Kompensation dafür als fair erachten. Prof. Dr. Dohmen von der Universität Maastricht: „Gerade weil sie sehr sensitiv gegenüber Anreizen sind, verdienen sie in der Regel auch mehr Geld.“

Überwiegend rachsüchtige Menschen lassen sich dagegen durch Geld weniger motivieren. Selbst Gehaltskürzungen sind hier gefährlich, weil die negativ Reziproken dazu tendieren, die Kürzung durch geringeren Arbeitsaufwand ‚zurückzuzahlen‘. Prof. Dr. Falk von der Universität Bonn meint, dass es aufgrund dieser theoretischen Überlegungen logisch wäre zu erwarten, dass solche Menschen auch mit größerer Wahrschenlichkeit ihren Job verlieren. Eine Vermutung, die sich nun auch mit den objektiven Daten der Universität Bonn deckt.

Offensichtlich zahlt sich Rache nicht aus. Nicht zuletzt entstehen durch Rachegefühle ja auch Nachteile für den eigenen Körper. Negative Gefühle erzeugen Stressreaktionen, die zu gesundheitlichen Problemen führen. Bevor man also versucht, sich zu rächen und seine negativen Fantasien auszuleben, sollte man sich bewusst entspannen, die Gedanken sammeln, Herausforderungen und Verletzungen mit allen möglichen Alternativen begegnen und nicht zuletzt: Mit jemandem reden (siehe Beitrag vom 7.4.09), wenn man glaubt, dass einem Unrecht widerfahren ist – es zahlt sich aus!

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quellen:
Falk, A. and Dohmen, T. (2009). Vindictiveness does not pay. Science Daily, 09-03-26
Lermer, S. (1996). Immunkraft. Der mentale Weg zur Stärkung der Gesundheit. ECON, 1996, 2. Auflage

„Präsentismus“ – ein unterschätzter Kostenfaktor

Unternehmen entstehen zusätzlich enorme Kosten, wenn kranke Arbeitnehmer trotzdem zur Arbeit gehen – und nicht etwa nur dann, wenn sie zuhause bleiben.

Auskurieren oder trotzdem zur Arbeit gehen? Kaum jemand, der sich diese Frage nicht schon einmal gestellt hat. Relevant wird das Thema vor allem bei chronischen Leiden wie Rückenschmerzen, Allergien und Depressionen. Dass Anwesenheit trotz Krankheit vor allem wirtschaftlichen Schaden verursacht, belegt eine Studie der Cornell University: Jährlich werden 3x so viele Kosten durch „Präsentismus“ verursacht, als durch Abwesenheit vom Arbeitsplatz anfallen. Folgen des Präsentismus und damit Ursachen der Kosten sind mangelnde Konzentration, arbeitsplatzbezogene Ängste, fehlende körperliche Leistungsfähigkeit und vor allem langfristige Verschlimmerung körperlicher und psychischer Leiden. Die Autoren der Studie schätzen, dass je nach Krankheit bis zu 60% der krankheitsbedingten Kosten durch Präsentismus und nicht etwa durch Absentismus oder kurative Maßnahmen verursacht werden.

Menschen, die trotz Krankheit zur Arbeit gehen und nicht zum Arzt, rekrutieren sich aus 3 Gruppen.

„Wenn ich nicht zur Arbeit gehe, geht dort alles den Bach runter“ klagen viele, die bei uns Coaching und psychologische Beratung suchen. Vor allem hochmotivierte Personen, die Kompetenzen nicht gerne aus der Hand geben, sind betroffen. Hier können Einstellungsänderungen für mehr Lebensqualität sorgen.

„Angst vor Kündigung“ oder generell „Angst vor finanzieller und gesellschaftlicher Degradierung“ ist der zweite häufig genannte Grund für Präsentismus. Diese Personen befinden sich in einem Teufelskreis von gesundheitlichen Problemen und der Angst vor dem Verlust von sozioökonomischem Status. Im Coaching gilt es vor allem, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und individuell zugeschnitten alternative Wege aufzuzeigen.

Die dritte Gruppe sind meist selbständige Unternehmer und Freiberufler, die hohe berufliche Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter tragen. Im Coaching werden dann gemeinsam passende Strategien und Roadmaps für den Krankheitsfall ausgearbeitet.

Stress, Burnout und damit verbunden depressive Verstimmungen gehören neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arthritis zu den Krankheiten, die die meisten Kosten verusachen. Erhöhte Arbeitsbelastung, Arbeitsplatzunsicherheit und gestiegene psychosoziale Anforderungen im Beruf tragen dazu bei. Hier müssen vor allem präventive Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung ergriffen werden. Psychosoziale Kompetenz aber wird in der beruflichen Ausbildung nur selten vermittelt. Unternehmen und Arbeitnehmer haben großen Nachholbedarf bei der Förderung der Mitarbeiter und der Verbeserung der Kommunikation – auch im Krankheitsfall.

Quelle:
Goetzel, R. et al. (2004). Health, Absence, Disability, and Presenteeism Cost Estimates of certain Physical and Mental Health Conditions Affecting U.S. employers. Journal of Occupational and Environmental Medicine, 46, 398-412