Allgemeine Intelligenz begünstigt ökonomische Entscheidungen

Als Alan Greenspan, langjähriger Chef der US-Notenbank Federal Reserve System nach seinem typischen Tagesablauf gefragt wurde, meinte er: ‚Am Morgen lege ich mich erst einmal in die Badewanne und studiere dabei die neuesten Zahlen. Dort ist mein IQ um ein paar Punkte höher.‘

Wahrscheinlich war sich Greenspan bewusst, dass die Intelligenz über kurze Zeiträume per Definition relativ gleich bleibt. Natürlich verändert sich aber die Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, diese Intelligenz abzurufen und anzuwenden in Abhängigkeit von der Tageszeit.

Greenspan wollte mit der Aussage allerdings etwas weitaus Wichtigeres mitteilen, nämlich: ‚In meiner Finanzpolitik treffe ich rationale, intelligente Entscheidungen. Dafür wende ich jeden Intelligenzpunkt auf, den ich besitze.‘

Und neueste Forschung gibt ihm Recht: Studien an der Universität in Haifa belegen brandaktuell einen Zusammenhang zwischen allgemeiner Intelligenz und der Fähigkeit, lang- und kurzfristig erfolgreiche ökonomische Entscheidungen zu fällen.

Als Versuchsteilnehmer dienten 1000 Trainees einer US-Spedition. Sie durchliefen zunächst alle einen IQ-Test. Anschließend wurden sie gebeten, in verschiedenen ökonomischen Szenarien Entscheidungen zu treffen. Hier hatten die Intelligenteren im Schnitt einen höheren Outcome. Auch bei sozialen Fertigkeiten waren sie besser: Sie könnten mit größerem Erfolg das Verhalten von Verhandlungspartnern vorhersagen und waren kooperativer bei Win-Win-Deals.

Dass allgemeine Intelligenz nicht nur den Erfolg von Entscheidungen in ökonomischen Experimenten beeinflusst, zeigten die Forscher in einer Folgestudie, in der sie den erfolgreichen Verbleib der Trainees in ihrer Ausbildung maßen. Hintergrund: Das Unternehmen bezahlte die Ausbildung für diejenigen, die das Programm komplett durchliefen. Die Abbrecher mussten einen Teil ihrer Ausbildungsvergütung wieder zurückzahlen. Obwohl ein Ausbildungsabbruch kurzfristig mit einer eventuell höheren Vergütung bei anderen Unternehmen verbunden war, zahlte er sich mittelfristig in keinem der Fälle wirklich aus. Der wirtschaftlich sinnvollere Verbleib im Trainee-Programm korrelierte wieder mit der allgemeinen Intelligenz der Teilnehmer: Je höher der IQ, desto wahrscheinlicher blieben sie.

Insgesamt zeigen die Studien, dass individuelle Charaktereigenschaften, die wirtschaftlichen Erfolg beeinflussen – Geduld, Risikobereitschaft und effektives Sozialverhalten – von allgemeinen kognitiven Fähigkeiten beeinflusst werden.

Neben der unmittelbaren ökonomischen Relevanz der Ergebnisse stehen für Stephen Burks, Ko-Autor der Studie, vor allem pädagogische Implikationen im Vordergrund: „Durch frühe Förderung in der Kindheit können offensichtlich nicht nur allgemeine geistige Fähigkeiten positiv beeinflusst werden, sondern letztendlich auch effektive ökonomische Entscheidungsfähigkeit“.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-04/uom-pwh042709.php

„Präsentismus“ – ein unterschätzter Kostenfaktor

Unternehmen entstehen zusätzlich enorme Kosten, wenn kranke Arbeitnehmer trotzdem zur Arbeit gehen – und nicht etwa nur dann, wenn sie zuhause bleiben.

Auskurieren oder trotzdem zur Arbeit gehen? Kaum jemand, der sich diese Frage nicht schon einmal gestellt hat. Relevant wird das Thema vor allem bei chronischen Leiden wie Rückenschmerzen, Allergien und Depressionen. Dass Anwesenheit trotz Krankheit vor allem wirtschaftlichen Schaden verursacht, belegt eine Studie der Cornell University: Jährlich werden 3x so viele Kosten durch „Präsentismus“ verursacht, als durch Abwesenheit vom Arbeitsplatz anfallen. Folgen des Präsentismus und damit Ursachen der Kosten sind mangelnde Konzentration, arbeitsplatzbezogene Ängste, fehlende körperliche Leistungsfähigkeit und vor allem langfristige Verschlimmerung körperlicher und psychischer Leiden. Die Autoren der Studie schätzen, dass je nach Krankheit bis zu 60% der krankheitsbedingten Kosten durch Präsentismus und nicht etwa durch Absentismus oder kurative Maßnahmen verursacht werden.

Menschen, die trotz Krankheit zur Arbeit gehen und nicht zum Arzt, rekrutieren sich aus 3 Gruppen.

„Wenn ich nicht zur Arbeit gehe, geht dort alles den Bach runter“ klagen viele, die bei uns Coaching und psychologische Beratung suchen. Vor allem hochmotivierte Personen, die Kompetenzen nicht gerne aus der Hand geben, sind betroffen. Hier können Einstellungsänderungen für mehr Lebensqualität sorgen.

„Angst vor Kündigung“ oder generell „Angst vor finanzieller und gesellschaftlicher Degradierung“ ist der zweite häufig genannte Grund für Präsentismus. Diese Personen befinden sich in einem Teufelskreis von gesundheitlichen Problemen und der Angst vor dem Verlust von sozioökonomischem Status. Im Coaching gilt es vor allem, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und individuell zugeschnitten alternative Wege aufzuzeigen.

Die dritte Gruppe sind meist selbständige Unternehmer und Freiberufler, die hohe berufliche Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter tragen. Im Coaching werden dann gemeinsam passende Strategien und Roadmaps für den Krankheitsfall ausgearbeitet.

Stress, Burnout und damit verbunden depressive Verstimmungen gehören neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Arthritis zu den Krankheiten, die die meisten Kosten verusachen. Erhöhte Arbeitsbelastung, Arbeitsplatzunsicherheit und gestiegene psychosoziale Anforderungen im Beruf tragen dazu bei. Hier müssen vor allem präventive Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung ergriffen werden. Psychosoziale Kompetenz aber wird in der beruflichen Ausbildung nur selten vermittelt. Unternehmen und Arbeitnehmer haben großen Nachholbedarf bei der Förderung der Mitarbeiter und der Verbeserung der Kommunikation – auch im Krankheitsfall.

Quelle:
Goetzel, R. et al. (2004). Health, Absence, Disability, and Presenteeism Cost Estimates of certain Physical and Mental Health Conditions Affecting U.S. employers. Journal of Occupational and Environmental Medicine, 46, 398-412

Zur Wirtschaftskrise


Weibliches Krisenmanagement = Erfolgreiches Krisenmanagement


Von einer Aufsehen erregenden Studie berichtet Prof. Dr. Michel Ferrari von der französischen Ceram Business School.


Er analysierte die 40 im französischen Aktienindex CAC gelisteten Unternehmen, um Wirkfaktoren für die gegenwärtige Krise zu erheben. Dabei fokussierte er seine Forschungen auf die Unternehmen, die den wirtschaftlichen Abschwung bisher vergleichsweise gut gemeistert hatten und korrelierte verschiedene Kennzahlen dieser Unternehmen mit ihrem Erfolg im Jahr 2008. Das Ergebnis: Je größer der Frauenanteil in Managementpositionen, desto geringer der Kursverfall 2008!


Prof. Ferrari vermutet, dass die unterschiedliche Risikobereitschaft der Geschlechter einen für alle Stakeholder wahrnehmbaren psychologischen Vorteil suggeriert: Forschungen zum Führungsstil von Frauen und Männern zeigen, dass Frauen eher risikoärmere und langfristig nachhaltigere Entscheidungen treffen. Geschlechterdiversität im Unternehmensmanagement führe demnach dazu, dass die Risikobereitschaft der männlichen Kollegen wieder ausgeglichen und die Unternehmenskultur vielfältiger werde. Dadurch wird das Management flexibler, anpassungsfähiger und letztlich erfolgreicher.


Ferrari gibt zu bedenken: Bislang gibt es zu wenige Studien, die den Erfolg „weiblicher“ Managementpraktiken (z.B. erhöhtes soziales Engagement) belegen. Die gängige Lehrmeinung ist, dass solche mitarbeiterzentrierten Führungsaufgaben auf Topmanagement-Ebene nicht zur Erhöhung von Rentabilität oder Dividende beitragen. Er empfiehlt daher: Mehr angewandte Forschung zu Unternehmenszielen, Unternehmensführung und Diversität sowie gezielte innerbetriebliche Förderung weiblicher High Potentials.


Quelle: Ferrari, M., in Financial Times 3/2009