Gute Taten vermehren sich

…automatisch. Genauer gesagt, breitet sich altruistisches Verhalten in sozialen Netzwerken exponentiell aus. Das bedeutet: Tun wir jemandem etwas Gutes, fühlen wir uns zum einen gut und vollbringen mit größerer Wahrscheinlichkeit weitere gute Taten. Und zum anderen veranlassen wir die Personen, denen wir etwas Gutes getan haben unbewusst dazu, selbst gute Taten folgen zu lassen. Denen wiederum weitere gute Taten folgen.

Das Diagramm veranschaulicht den Prozess, den die Wissenschaftler James Fowler von der Universität in San Diego und Nicholas Christakis von der Harvard University experimentell belegt haben:


Im Experiment der US-Forscher gaben Versuchsteilnehmer wie Eleni anderen Versuchsteilnehmern wie Lucas einen Teil von ihrem zuvor erspielten Gewinn ab – einfach so. Das bewirkte, dass die Beschenkten ihrerseits mehr zum Schenken bereit waren (Lucas gab zum Beispiel Erika Geld). Die Teilnehmer der „2. Generation“ waren immer noch freigiebiger. Das altruistische Verhalten zeigte sich über ingesamt 3 Generationen von Versuchsteilnehmern. Durchschnittlich profitierten mehr als 20 Personen von der guten Tat eines Einzelnen.

Das Ergebnis liefert ein sehr optimistisches Bild der menschlichen Natur. Doch Fowler und Christakis machten die Gegenprobe und fanden: Auch feindseliges Verhalten breitete sich im sozialen Netzwerk aus. Und zwar genauso schnell wie die guten Taten. Der wichtigste Schluss, den die Forscher aus ihren Ergebnissen ziehen ist also, dass die Handlung eines Einzelnen größere Wellen schlägt als gedacht.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of California – San Diego (2010, March 10). Acts of kindness spread surprisingly easily: just a few people can make a difference. ScienceDaily

Inhalt vs. Beziehung

„Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt“ heißt das zweite berühmte ‚Axiom‘ des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick.

Neben der inhaltlichen Aussage schwingt in vielen Äußerungen mit, was wir nebenbei noch ausdrücken wollen: „Da bist du ja endlich wieder“ heißt ja nicht nur: ‚Ich sehe dich, du bist also zurück. Aha.‘ Sondern es heißt vielmehr: ‚Du hast mir gefehlt, ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht, schön, dass ich dich jetzt wieder in meiner Nähe habe, ich freue mich über deine Anwesenheit.‘

Dabei gilt: Die Beziehungsebene dominiert die Inhaltsebene.
Jede Kommunikation enthält eine Botschaft von A zu B, wobei ein Inhalt vermittelt wird. Nun findet Kommunikation ja stets zwischen Menschen statt, „die sich etwas zu sagen haben“. Sei es der Austausch zwischen Verkäufer und Kunde, zwischen Arzt und Patient, Lehrer und Schüler, zwischen Verliebten oder Kollegen. Stets ist die Beziehung der beiden zueinander bedeutender als der sachliche Inhalt des Übermittelten.

Man sollte sich stets vor Augen führen, dass der Inhaltsaspekt im Vergleich zum Beziehungsaspekt meist in den Hintergrund gerät (Ausnahmen sind rein technische Informationen, wie zum Beispiel zwischen Fluglotsen und Piloten). Wie oft jedoch wird übersehen, dass wir Menschen keine befehlsorientierten Roboter sind, sondern gefühlsgesteuerte Lebewesen, die vielfach ihr Selbstwertgefühl aus der aktuellen Kommunikationskultur beziehen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Seien Sie ehrlich! (zu sich selbst)

„To thine own self be true“ gibt uns Shakespeare als Lebensweisheit mit. Und zeigt uns damit auch eine der wichtigsten Regeln in der Partnerschaft auf. Voraussetzung für jede funktionierende Partnerschaft ist, dass sich die Partner authentisch verhalten.

Das können Sie eben nur, wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, das heißt: Wenn Sie sich akzeptieren, auch Ihre ’schlechten‘ Seiten nicht verleugnen und sich kleine Fehler (die ja bekanntlich erst symphatisch machen) offen eingestehen.

Dass diese Wahrheit heute genauso wie zu Shakespeare’s Zeiten gilt, belegt eine Studie der Psychologin Dr. Amy Brunell von der Ohio State University. Bei insgesamt 60 Paaren untersuchte sie die Beziehungsqualität, die Zufriedenheit sowie die Authentizität der Partner und fand deutliche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren.

Interessant dabei: Die positiven Zusammenhänge zeigten sich vor allem bei Männern: Sobald sich Männer authentisch verhielten, wurde die Beziehung deutlich besser: Ihre Partnerinnen waren deutlich glücklicher und verhielten sich auch so. Bei Frauen spielte die Authentizität seltsamer Weise keine solch große Rolle. Dr. Brunell erklärt den Befund mit Hilfe traditioneller Rollenverteilung: In Beziehungen sind vor allem die Partnerinnen für die Beziehungshygiene verantwortlich. Sind nun die Männer authentisch, mit sich im Reinen und wissen, was sie wollen, dann wird die Beziehungspflege für die Frauen viel einfacher. Nichts ist auf Dauer schlimmer, als mit jemandem zusammen zu sein, der heute so und morgen ganz anders ist.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Amy B. Brunell, Michael H. Kernis, Brian M. Goldman, Whitney Heppner, Patricia Davis, Edward V. Cascio, Gregory D. Webster. Dispositional authenticity and romantic relationship functioning. Personality and Individual Differences, 2010

Emotionen – Grundformen menschlicher Kommunikation

Hier kommt ein kleines Quiz für Sie: Werfen Sie einen Blick auf das folgende Bild. Versuchen Sie nun, den Gesichtern die 6 menschlichen Grundemotionen zuzuordnen: Wut, Freude, Trauer, Ekel, Überraschung und Furcht.

Die Auflösung (im Uhrzeigersinn von links oben beginnend): Freude, Überraschung, Angst, Trauer, Ekel, Wut.

Studien der Forschergruppe um den US-Psychologen Paul Ekman zeigen, dass diese 6 ‚Basisemotionen‘ überall auf der Welt gleich ausgedrückt werden – ohne Ausnahme. Man nimmt deshalb an, dass Sie genetisch bedingt sind. Das Faszinierende an diesen Gesichtsausdrücken ist, dass man sie kaum verbergen kann, wenn man die dahinter liegenden Emotionen stark fühlt. Pokerspieler und Geheimagenten mögen zwar darauf trainiert sein, sich Freude, Ärger oder Angst nicht anmerken zu lassen. Aber auch sie sind nicht völlig dagegen immun, ihre Emotionen zu verbergen.

Evolutionsbiologen nehmen an, dass die Basisemotionen früher das Überleben sicherten. Sie erschienen unwillkürlich, sobald einer auf Nahrung (Freude), einen Feind (Furcht), einen Konkurrenten (Wut) oder verdorbenes Wasser (Ekel) traf. Sie zeigten damit automatisch allen Herdenmitgliedern sehr schnell, was Sache war.

Auf US-Flughäfen macht man sich die Basisemotionen inzwischen auch zunutze. Geschultes Personal sowie erste Prototypen von Computerprogrammen erkennen die Basisemotionen anhand der Gesichtszüge. Insbesondere Furcht und Wut zu erkennen, kann hier eventuell entscheidend sein.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Ausgepowert

Kommen Sie öfter von einem geistig anstrengenden Arbeitstag nach Hause und haben überhaupt keine Lust mehr auf Bewegung? Und das obwohl Sie am morgen motiviert und fest entschlossen waren, heute abend noch eine oder zwei Übungseinheiten im Studio zu absolvieren? Oder haben Sie sich jemals vorgenommen, nach den Zahlen der letzten Woche und den fälligen Telefongesprächen noch joggen zu gehen, nur um festzustellen, dass Sie danach einfach keine Lust mehr darauf haben?

Wir haben nicht unendlich Willenskraft zur Verfügung. Genauer gesagt ist unsere Willenskraft eine begrenzte Ressource, die irgendwann leer ist – wie ein Akku.

Das belegt eine Studie der Psychologin Kathleen Martin Ginis von der McMasters University in Kanada. Sie ließ ihre Versuchspersonen wiederholt den sogenannten ‚Stroop-Test‘ über längere Zeit bearbeiten. Eine faszinierende und witzige, aber gleichzeitig kognitiv fordernde Aufgabe, bei der Farbwörter wie blau oder rot in verschiedenen Farben geschrieben sind. Die Schwierigkeit besteht darin, die Farben der Wörter zu benennen, ohne die Farbwörter auszusprechen (Beispiel: rot blau grün weiss). Sie können eine Kurzfassung des Tests z.B. HIER selbst machen. Der Test ist übrigens völlig ungefährlich und in seiner Kurzfassung eher faszinierend als ermüdend.

„Nachdem wir diese mentale Aufgabe dazu benutzt hatten, die Selbstregulierungskapazität [sprich: die Willenskraft, d.Red.] der Teilnehmer zu schwächen, schafften sie es nicht mehr, das gleiche Sportprogramm durchzuziehen wie ihre Kollegen, die den Test nicht über längere Zeit bearbeitet hatten“ stellt Ginis fest. Je mehr Anstrengung sie in die Tests steckten, desto eher sagten sie Trainingstermine während der 8-wöchigen Studiendauer ab.

„Wir haben einfach ein begrenztes Maß an Willenskraft“ schließt Ginis, schiebt jedoch die gute Nachricht gleich nach:
„Ja, es gibt Strategien, geschwächte Willenskraft zu bekämpfen. Musik hören zum Beispiel oder – wie wir in einer unserer Studien gezeigt haben – feste Trainingspläne. Mit anderen Worten: Man muss sich selbst dazu verpflichten, zu trainieren. Unabhängig davon, was man tagsüber so tut einen festen Trainingstermin setzen und wahrnehmen.“

Unser Wille ist trainierbar.
Ginis sät sogar noch mehr Hoffnung: Wir können unsere Selbstregulierungskapazität dauerhaft erhöhen, wenn wir uns Trainingspläne machen. Oder uns zwingen, jede Nacht noch eine halbe Stunde extra zu lernen. Oder die letzte Viertelstunde Mittagspause zu kürzen, damit wir früher nach Hause gehen können. Oder immer wieder dem zweiten Stück Kuchen entsagen. „Willenskraft ist wie ein Muskel: Sie muss gefordert werden, damit sie gefördert wird“ behauptet Ginis.


gepostet i.A. von Dr Stephan Lermer
Quelle:
McMaster University (2009, September 25). Rough Day At Work? You Won’t Feel Like Exercising.

Romantik und Ehe – (k)ein Gegensatz?

Kribbeln im Bauch, schlaflose Nächte und der Angebetene ständig in den Gedanken… Jeder kennt die typischen Beschreibungen des Verliebtseins. Doch solche Beschreibungen beschränken sich, der gängigen Meinung nach, auf diese aufregende Anfangsphase. Danach weicht die romantische Liebe und an ihre Stelle tritt die kameradschaftliche, freundschaftliche Liebe. Doch ist das wirklich so? Eine aktuelle Studie von Bianca Acevedo vom Albert Einstein College of Medicine und Arthur Aron von der Stony Brook University in New York hält nun dagegen. Romantische Liebe könne das ganze Leben halten und zu glücklicheren und gesünderen Beziehungen führen, so die Forscher.

Viele glauben romantische Liebe sei das gleiche wie leidenschaftliche Liebe, so Acevedo, doch das stimme nicht. Romantische Liebe habe zwar die Intensität, das Engagement und die sexuelle Chemie der leidenschaftlichen Liebe, nicht jedoch deren Besessenheit. Leidenschaftliche oder besessene Liebe dagegen beinhalte Unsicherheits- und Angstgefühle. Diese Art von Liebe sei förderlich in kürzeren Beziehungen, nicht aber in längeren.

Die Psychologen Acevedo und Aron untersuchten 25 Studien mit insgesamt 6070 Teilnehmern in Lang- und Kurzzeitbeziehungen um herauszufinden, ob romantische Liebe mit einer größeren Zufriedenheit assoziiert ist. Dafür klassifizierten sie alle Beziehungen erstens als entweder romantisch, leidenschaftlich oder freundschaftlich und zweitens als Kurz- oder Langzeitbeziehung.

Die Untersuchung zeigte, dass die Personen, die von einer größeren romantischen Liebe berichteten insgesamt zufriedener waren, sowohl in Kurz- als auch in Langzeitbeziehungen. Freundschaftliche Liebe in Kurz- und Langzeitbeziehungen hingegen war nur moderat mit Zufriedenheit assoziiert. Die Teilnehmer, die von einer größeren leidenschaftlichen Liebe in ihrer Beziehung berichteten, waren in kürzeren Beziehungen zufriedener als in längeren. Paare mit einer höheren Zufriedenheit berichteten auch von einem höheren Selbstwertgefühl und davon, insgesamt glücklicher zu sein.

Das Gefühl, dass der Partner für einen da ist, spreche für eine gute Beziehung und führe leichter zu Gefühlen der romantischen Liebe, so Acevedo. Gefühle der Unsicherheit hingegen seien mit geringerer Zufriedenheit verbunden und führten sogar häufig zu Konflikten. Dies könne im Endeffekt zu besessener Liebe führen.

Die Untersuchung soll dazu beitragen, dass wir unsere Erwartungen an längere Beziehungen ändern. Den Forschern nach ist freundschaftliche Liebe, was viele Paare als Ergebnis des natürlichen Prozesses einer erfolgreichen Beziehung sehen, kein notwendiger Kompromiss. „Paare sollten für ihre Liebe kämpfen mit allem, was dazugehört,“ so Acevedo. „Und Paare, die schon lange zusammen sind und sich ihre einstige Romantik zurück wünschen, sollten wissen: Es ist ein erreichbares Ziel, das Energie und Hingabe kostet – wie die meisten guten Dinge im Leben.“

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle u.a.: Acevedo, Bianca P. & Aron, Arthur (2009): Does a long-term relationship kill romantic love? Review of General Psychology, 13 (1), pp. 59-65